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Schwarze Schmetterlinge

Schwarze Schmetterlinge

Titel: Schwarze Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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nicht weiter verdächtigt zu werden, hatte sie angefangen, sich zu rechtfertigen, Zeiten, Orte und die Leute zu nennen, mit denen sie den Abend verbracht hatte, wenn sie mal später nach Hause kam. Das hörte er sich dann mit hoch gezogenen Augenbrauen an. Eigentlich war sie ihm das nicht schuldig. Es gab nichts zu bekennen. Nicht mehr als dass sie einander auf die Nerven gingen und dass sie das inzwischen schon ziemlich lange taten.
    Maria schaltete das Licht aus, putzte sich die Zähne und zog sich im Dunkeln aus. An seiner Atmung hörte sie, dass er nicht schlief. Er lag da und atmete schnell, schwieg aber. Wenn es die Möglichkeit gegeben hätte, dann hätte sie sich freigenommen, wäre zu Hause geblieben und hätte den Sturm ausgeritten, der auf sie wartete. Aber das war unmöglich. Nur selten war ihr eine Ermittlung ungelegener gekommen, wenn man es mal aus der privaten Perspektive sah. Wenn die Sache vorbei ist, dann fahren wir mal ohne die Kinder weg und klären, wie es uns eigentlich geht, versprach sie sich selbst, und über diesem Gedanken musste sie doch eingeschlafen sein.
    Als Krister ungefähr eine Stunde später aus dem Bett stieg, schlief sie fest. Er ging in die Küche und mischte sich einen Drink: Gin und Tonic zu gleichen Teilen. Die Sorge nagte an ihm und ließ ihn nicht schlafen. Er musste aber schlafen, wenn er nicht auf den Hund kommen wollte. Der Mond leuchtete groß und rund vor dem Fenster. Leuchtete direkt in seine Einsamkeit, und er mischte sich noch einen Gin Tonic. Vielleicht war der große Gelbe ja daran schuld, dass er nicht schlafen konnte. Warum sollte nicht der Mensch, der doch zu sechzig Prozent aus Wasser bestand, von Ebbe und Flut beeinflusst werden? Und die Tide wurde vom Mond gelenkt. Emil und Linda waren beide bei Vollmond geboren. Viele Menschen wurden bei Vollmond böse, deprimiert und gewalttätig. Er selbst musste dann rauchen. Aber es gab keine Zigaretten im Haus, schon lange nicht mehr.
    Er hatte das Gefühl, als habe Maria irgendwelche Geheimnisse vor ihm. Irgendetwas war da. Vielleicht ein fremder Geruch. Ein anderer Gesichtsausdruck. Sie wichen einander aus, und er wusste nicht, was er daran ändern könnte. Vielleicht verbarg sie etwas vor ihm? Auf ihrem Stuhl am Tisch stand ihr schwarzer Rucksack. Er öffnete ihn und wühlte darin herum, um nach Hinweisen zu suchen. Da, die Brieftasche. Er sah die Quittungen durch: Milch, Katzenstreu und Mohrrüben im Supermarkt. Nasentropfen und ein Mittel gegen Würmer in der Apotheke. Ein Lippenstift, eine Haarbürste und ein Paket Tampons.
    Dann stieß er auf das Aufnahmegerät. Warum hatte sie es von der Arbeit mit nach Hause genommen? Er ließ das Band zurücklaufen und hörte sich das Gespräch mit dem Mädchen an. Marias ruhige Fragen waren besser zu hören als die Antworten. Sie hätte Nachrichtensprecherin im Fernsehen werden sollen, dachte er umnebelt. Die Müdigkeit wuchs mit dem Grad seiner Betrunkenheit, und er packte die Sachen wieder in den Rucksack. Vielleicht war es doch nicht so schlecht um ihre Liebe bestellt, wie er dachte. Morgen würde sich alles klären. Wahrscheinlich arbeitete sie zu viel. Vielleicht sollte er einfach ebenso beschäftigt sein wie sie, damit sie sah, dass sie nicht die Einzige war, die abends spät nach Hause kam und wichtige Sachen zu tun hatte. Was sie brauchte, war ein anderer Blick auf ihre eigene Arbeit und ihre Bedeutung.
    Vielleicht war es auch an der Zeit, ihr zu erzählen, dass er das Stellenangebot als Marketingleiter in Malmö annehmen würde. Hundertachtzig Reisetage im Jahr, hatte der oberste Chef versprochen. Geschäftsessen, Firmenwagen und Auslandsreisen anstelle von Arbeitsvermittlungsmaßnahmen, Würstchengrillen und ewigen Wartezeiten an der Bushaltestelle – das wäre der Aufschwung, den sein Leben mal gebrauchen könnte. Er würde das Angebot annehmen, auch wenn es zu einem Bruch führen würde. Vielleicht würde eine verbesserte finanzielle Lage ihnen einen Neuanfang ermöglichen. Maria würde aufhören können zu arbeiten und sich der Familie widmen.
    Mit diesen wirklichkeitsfremden Gedanken ging Krister Wern, behaglich in seine eigene Rhetorik eingelullt, wieder ins Bett.
     
    Als Maria am nächsten Morgen hohläugig und mit steifen Knochen zur Arbeit kam, nachdem sie die Kinder selbst hatte wegbringen müssen, weil Krister nach den Drinks vom Vorabend einen Kater hatte, hatten sich die anderen zum Informationsaustausch im Konferenzraum versammelt. Hartman würde in

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