Schwarze Schmetterlinge
einer Karte in der Hand dastehe. Die fünfte, wenn sie zu den anderen gehört. Vielleicht erlaubt sich jemand einen Scherz. Sie stellt das Jüngste Gericht dar. Der Erzengel Michael bläst in sein Horn, und die Toten erheben sich aus ihren Gräbern. Die Karte ist aus meiner Tasche gefallen.« Maria berichtete ihm kurz, wo sie diesen Abend gewesen war und wen sie getroffen hatten. »Ich finde das etwas unangenehm.«
»Das verstehe ich. Wo haben Sie die Jacke gehabt?«
»Es ist eine ziemlich dünne Kostümjacke, die ich über meinen Stuhl gehängt hatte, weil ich zu geizig war, sie an der Garderobe abzugeben«, gestand sie. »Als ich auf der Toilette war, hätte jeder an die Jacke gehen können. Obwohl, nein, da habe ich sie ja dabeigehabt. Auf der Toilette war ich allein mit einer anderen Frau. Sie sah ein wenig seltsam aus, ich glaube, sie hatte grüne Kontaktlinsen. Nein, ich weiß nicht, ob sie mir so nah gekommen ist, dass sie etwas in meine Tasche gesteckt haben könnte. Ich habe mich vorgebeugt, die Augen geschlossen und mein Gesicht gewaschen. Dann bin ich auf die Toilette gegangen. Als ich wieder rauskam, war sie nicht mehr da.«
»Sie haben früher einmal gesagt, dass Sie Rebecka Moberg bei einer Gelegenheit zusammen mit Per Arvidsson getroffen haben. Würden Sie sie wiedererkennen?«
»Ich weiß nicht. Aber was man bei Rebecka sofort bemerkte, waren ihre phantastischen Haare. Sie zogen alle Aufmerksamkeit auf sich. Die Frau auf der Toilette hatte dagegen kurze Haare.«
»Eine persönliche Frage.« Stensson zögerte ein wenig, als würde er auf Marias Zustimmung warten. »Wie ist Ihre Beziehung zu Per Arvidsson? Ich meine, ist oder war er mehr als nur ein Arbeitskollege?«
»Das kommt drauf an, wie man es betrachtet. Eigentlich ist nichts zwischen uns passiert. Ich habe mich entschieden, in meiner Ehe zu bleiben. Ob das nun gut war oder nicht.«
»Haben Sie je daran gedacht, dass Rebecka auf Sie eifersüchtig sein könnte? Die Leiche von Bella Svanberg ist in Kronviken gefunden worden. Warum ausgerechnet da? Die Schaufensterpuppe, die im Fassadenfahrstuhl am Hochhaus hing, trug eine blonde Perücke und eine Polizeiuniform. Warum?«
»Polizeiuniform?«
»Ja, eine Uniform in einer Herrengröße. Bei näherer Untersuchung stellte es sich heraus, dass sie die Größe von Arvidsson hatte. Wer kommt an eine Polizeiuniform? Es war kein Auslaufmodell, sondern der neueste Schnitt. Hosen, Hemd und Schlips. Per meinte, dass er ein paar Garnituren zu Hause habe, wusste aber nicht sicher, wie viele. Man könnte das auch als Warnung an Sie interpretieren. Das ist Ihnen schon klar, oder? Ich denke, Sie bräuchten schon Personenschutz. Wenn Sie möchten, nehme ich Kontakt mit dem diensthabenden Beamten auf.«
»Glauben Sie, dass es so ernst ist?« Allein schon der Gedanke daran, Rücksicht auf andere Menschen nehmen zu müssen, einen Kollegen in ihr Privatleben hereinziehen zu müssen und nie allein sein zu dürfen, schien ihr plötzlich unmöglich. Schlimmer als Angst und Einsamkeit. »Ich habe mich eingeschlossen. Es ist okay. Diese Karte ist vielleicht nur ein schlechter Scherz.«
»Mal ehrlich, Maria, wer sollte solche Scherze machen? Ich rufe den Diensthabenden an, und Sie machen so lange alle Lichter aus, schließen sich ein und halten sich zurück.«
»Haben Sie herausbekommen, was die Karten bedeuten könnten?«, fragte sie ausweichend.
»Ich habe dagesessen und mir die Zahlen angeschaut. Die Karten der großen Arkana tragen Zahlen von null bis einundzwanzig. Als Sie angerufen haben, saß ich gerade da und blätterte in einem Nachschlagewerk für Symbole und Ideogramme, ein siebenhundertfünfzig Seiten starker Ziegelstein. Ich habe die Symbolik der verschiedenen Ziffern nachgeschlagen. Das Gericht trägt die Nummer zwanzig. Das sagt mir aber noch nichts.«
»Welche Zahlen tragen die anderen Karten?« Es gab ihr Sicherheit, seine Stimme zu hören, wie er ruhig und methodisch seine Gedanken begründete.
»Der Turm hat die Nummer sechzehn, der Tod die Dreizehn, die Gerechtigkeit die Elf, der Mond trägt die Achtzehn und der Hierophant die Nummer fünf. Die einzigen Ziffern, für die das Buch einen Kommentar bietet, sind die Dreizehn und die Fünf. Die Symbolik der Dreizehn ist ja bekannt. Die Fünf gibt es in den Olympischen Ringen, in den fünf Säulen des Islam, dem fünfzackigen Stern und den fünf Weltteilen. Fünf heißt auf Arabisch Khamsa,
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