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Schwarze Schmetterlinge

Schwarze Schmetterlinge

Titel: Schwarze Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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deine Kinder. Die brauchen dich nämlich. Emil will nicht mit deiner Mutter allein sein, er will mit dir Zusammensein. Du hast ihm versprochen, zusammen mit ihm sein Modellflugzeug zusammenzubauen, und Linda hast du versprochen, dass du mit ihr zum Reiten gehst. Begreifst du nicht, wie enttäuscht sie sein werden?«
     
    »Aber natürlich, damit du dich dem nächstbesten Typen an den Hals werfen kannst.«
     
    »Man sollte nicht immer von sich selbst auf andere schließen!«
     
    Maria schlug ihm die Tür zur Damentoilette vor der Nase zu. Sie betrachtete sich selbst im Spiegel und ärgerte sich über das, was er gerade gesagt hatte. Dann spülte sie sich das Gesicht mit kaltem Wasser, bis sie aus dem Augenwinkel merkte, dass sie beobachtet wurde. Die Frau, die an die Wand gelehnt stand und rauchte, hatte die grünsten Augen, die Maria je gesehen hatte. Ihre Haare waren kurz und schwarz. Maria wandte den Blick ab. Die Frau verzog keine Miene. Als die Zigarette bis zum Filter geraucht war, drückte sie sie aus und ging zur Tür.
     
    Als Maria zu ihrem Tisch zurückkehrte, waren die meisten auf der Tanzfläche. Krister tanzte eng mit einer jungen blonden Frau in kurzem, schwarzem Rock, während er ihr provozierende Blicke zuwarf. Erika hatte ihren Witwer gefunden und saß mit ihm in einer Ecke. Hartman und Ek standen an der Bar, und Himberg hatte den Kopf an die Wand gelehnt und schlief mit offenem Mund seinen Rausch aus.
     
    Angesichts dieses Szenarios gab es keinen Grund, noch länger zu bleiben. Maria ging auf den Parkplatz. Das Auto war schneebedeckt, und sie musste den Feger rausholen. In der Stunde, die sie im Tanzlokal verbracht hatte, mussten mindestens zehn Zentimeter gefallen sein. Sie setzte sich in ihr eiskaltes Auto und startete. Sehnte sich nach ihren Kindern. Die Tränen ließen sich nicht mehr zurückhalten. Wenn dies ein gewöhnlicher Abend gewesen wäre, dann würde sie jetzt zu ihren schlafenden Lieblingen nach Hause kommen. Sie würde sich über sie beugen und an ihnen schnuppern.
     
    Jetzt aber waren sie Gefangene von Gudrun Wern. Krister war dran, das hatten sie vereinbart, und Maria konnte sie nicht holen, obwohl sie sich wie verrückt nach ihnen sehnte und wusste, dass sie eigentlich gar nicht bei ihrer Großmutter sein wollten. War die Scheidung diesen Preis wert? Dass sie die eigenen Kinder nur die Hälfte der Zeit bei sich haben konnte? Dass fremde Menschen sich die elterliche Verantwortung aneigneten und Beschlüsse fassten, die die Kinder betrafen, wie Ninni mit den Ohrringen? Was würde noch alles passieren? Aber was wäre die Alternative gewesen? Die nächsten zehn Jahre mit Krister Wern zu verbringen. War das wirklich so unmöglich?
     
    Maria merkte, dass sie die Kurve nach dem Kreisel zu schnell und zu eng nahm. In diesem Zustand war sie keine gute Autofahrerin. Unten an der Küste herrschte dichter Nebel. Die schwarzen Baumstämme offenbarten sich in Sekundenschnelle im Licht der Scheinwerfer und verschwanden dann wieder. Die blauen Schilder, die den Weg zu den Fischerhütten wiesen, waren im Nebel verborgen, und die Abbiegung konnte man gar nicht mehr sehen. Das Auto kroch langsam vorwärts und bahnte sich einen Weg durch die Landschaft. Maria merkte bald, dass sie zu weit gefahren war. Sie stieg aus und ging mithilfe ihrer Taschenlampe sicher hundert Meter zurück, bis sie den nicht geräumten Weg zu ihrem Haus fand.
     
    Als sie aus dem Auto stieg, hatte sie das Gefühl, als würde die Stille ihr die Ohren schließen. Das Geräusch von den eigenen Schritten im weichen Schnee, ihr Herzschlag und ihr Atem waren alles, was in der Nacht zu hören war. Das Meer lag ruhig da. Nicht einmal der Wind spielte in den Baumkronen. Der Nebel legte sich kalt und sanft um ihre geröteten Wangen. Im Nachbargarten waren die Lichter ausgeschaltet. Das gelbe Haus glich mehr einem Spukschloss als einer menschlichen Wohnstatt. Sie fühlte sich alleingelassen wie noch nie in ihrem Leben.
     
    Ihre Nachbarin Karin hatte ihren Mann und die kleine Emilia. Erika war vermutlich gerade mit ihrem Witwer zugange, Mutter und Vater lebten in Uppsala, und Per Arvidsson stand auch nicht mehr als guter Freund zur Verfügung.
     
    Die Treppe war spiegelglatt unter den Schuhsohlen. Maria nestelte den Schlüssel heraus und musste wieder die Taschenlampe aus der Tasche ziehen, um aufschließen zu können. Als sie ihre Jacke im Flur aufgehängt hatte und ihre Brieftasche herausholen wollte, fiel eine Karte auf den

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