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Schwarze Schmetterlinge

Schwarze Schmetterlinge

Titel: Schwarze Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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meisten liebte, besaß er sowohl auf Vinylplatte als auch auf CD. Hier waren sie alle versammelt, sein sorgfältig ausgewählter Harem: Ella, Sarah, Billie, Aretha und Mildred Bailey, ein Star, der sich im Bild leider nicht so gut machte und dann erloschen war, als das Fernsehen kam. Und schließlich die strahlende Lena Horne in ihrer Jugend. Dunkel, zartgliedrig und verlockend. Arvidsson holte das Album heraus und las den Text, obwohl er ihn schon auswendig konnte. Er war sogar mal mit Folke zu einem ihrer Auftritte nach Stockholm gefahren.
     
    Das Foto der Jazzsängerin erinnnerte ihn an die Erscheinung am Hauptbahnhof. Verführt von der Musik und von einem guten Whisky erwärmt, war er geneigt, alles andere als brüderliche Gedanken über diese Frau zu hegen. Die Sehnsucht nach einer Frau, mehr als physische Reaktion denn als bewusste Überlegung, ließ ihn eine Weile in Träume versinken. Die Suche nach ihr in den Lokalen der Stadt war ergebnislos verlaufen. Und wie fragt man auch nach einer Fata Morgana vom Hauptbahnhof Örebro?
     
    Arvidsson stellte ein paar Bier in den Kühlschrank. In etwa einer Stunde würden Svenne und die anderen Taxijungs zum Einweihungsfest kommen. Sie hatten sich selbst eingeladen. Er konnte sich nicht erinnern, wie das passiert war. Wie seltsam, plötzlich einen Schwager zu haben. Pernilla war in Stockholm auf der Gesundheitsmesse. Die Fragen, die Per ihr stellen wollte, mussten warten, bis sie unter vier Augen miteinander reden konnten.
     
    Svenne und Pernilla waren ein ungleiches Paar. Sie schienen jeder sein eigenes Leben zu führen, nebeneinander her in einer wirtschaftlichen Interessengemeinschaft, in der sie Haus und Hof teilten, aber nicht das Bett. Jeder hatte im Hause eine eigene Wohnung und versorgte sich selbst mit Lebensmitteln. Was Pernilla betraf, waren es Gesundheitskost, gewissenhaft gezählte Kalorien und Mineralwasser. Für Svenne alles, was man in die Pfanne werfen konnte, und dazu ein paar Bier. Per Arvidsson wollte sich gerade eine Badewanne einlassen, als das Telefon klingelte.
     
    »Guten Abend, hier ist Papa. Wie geht es dir?« Per hörte schon an Folkes Stimme, dass irgendwas nicht stimmte. Eine kleine Nuance der Sprachmelodie, eine etwas formellere Einleitung als sonst. Folke Arvidsson war ein sehr sparsamer Mensch, was dramatische Effekte anging. Per antwortete kurz angebunden, um so schnell wie möglich die Frage zurückgeben zu können. Die Gedanken kreisten um Britt. Ging es ihr schlechter? War etwas Ernstes passiert? Im momentanen Zustand konnte es nicht mehr lang bis zum endgültigen Abschied sein. Er konnte das mit seinem Verstand begreifen, aber das Gefühl brauchte noch etwas Zeit.
     
    »War schon besser. Ich liege im Krankenhaus.«
     
    »Was?«, fragte Per schwach. »Was ist denn los mit dir?«
     
    »Nichts Schlimmes. Ich habe nur etwas Fieber.«
     
    »Man kommt nicht ins Krankenhaus, wenn man nur etwas Fieber hat.« Arvidsson merkte, wie die Wut über den stoischen Versuch seines Vaters, seinen Gesundheitszustand zu beschönigen, in ihm hochkroch.
     
    »Sie glauben, es ist eine Lungenentzündung.«
     
    »Und wie geht es dir?«
     
    »Ich bin etwas kurzatmig. Kann nicht mehr so lange Spaziergänge machen, ohne mich zwischendurch hinzusetzen. Morgen kriege ich den Bescheid, was das Röntgenbild ergeben hat.« Folke wurde von einem starken Hustenanfall unterbrochen. Arvidsson hielt den Hörer eine Armlänge entfernt und wartete mit wachsendem Unmut, dass das Geräusch abklingen würde.
     
    »Das klingt aber gar nicht gut.«
     
    »Jetzt geht es eigentlich. Nachts ist es schlimmer. Letzte Nacht habe ich so viel husten müssen, dass ich Blut gespuckt habe. Die Schwester im Pflegeheim fand, ich sollte mit einem Taxi zum Krankenhaus fahren. Ich war am Nachmittag da gewesen, um Britt zu besuchen. Aber ich bin mit dem Rad gefahren. Und als ich dann im Krankenhaus ankam, hatte ich 40,2 Grad Fieber.« Der stolze Unterton in der Stimme seines Vaters entging ihm nicht.
     
    »Du bist keine dreißig mehr.« Per biss sich auf die Lippe, um nicht alles zu sagen, was er dachte. Typisch für den Alten, den Bäumeausreißer zu spielen und unnötige Risiken einzugehen, anstatt auf sich aufzupassen.
     
    »Stimmt, nicht mehr ganz.«
     
     
    Die Sorgen folgten ihm ungebeten mit ins warme Bad. Weder der Whisky noch Eva Cassidy konnten sie daran hindern. Per Arvidsson lehnte den Kopf zurück und betrachtete den Kerzenleuchter mit den angezündeten Kerzen auf

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