Schwarze Seide, roter Samt
wünschte er zum Teufel. Nichts als
Scherereien hatte er mit ihr. Das arme Ding konnte nichts dafür,
aber warum hatte sie mit ihrer Freundin hierher kommen müssen?
Warum mußte die Freundin sterben? Warum konnte die
Kleine jetzt nicht Ruhe geben und sich ein bißchen verwöhnen
lassen? Immerhin hatte er ihr Laszlo geschickt, und der machte
seine Sache mit Sicherheit nicht schlecht. Aber nein, sie mußte
ausflippen und geradezu panisch verlangen, an Land gebracht zu
werden. Und, um das durchzusetzen, nun die alberne Nummer
mit dem Kreislaufkollaps
Das heißt, so albern auch wieder
nicht. Denn der Steward, dieser Trottel, war ja darauf
hereingefallen. Aber weit konnte sie nicht sein.
»Seht in alle Kabinen«, befahl er Jean-Luc und Marco, die ihn
begleiteten. »Wir müssen sie finden.«
Sie verteilten sich über den Gang. Sie öffneten eine Tür, dann
die nächste. Und noch eine. Ein Schiff war nicht groß genug, daß
sich ein Mensch dort lange versteckt halten konnte, das wußten
sie.
Als sie Taleb sah, begann Marion zu schreien. Sie begriff, daß ihr
Versuch zu entkommen fehlgeschlagen war. Man brachte sie in
eine Kabine und dann stand sie dem Mann gegenüber, der sie aus
unbegreiflichen Gründen auf diesem Schiff festzuhalten versuchte,
der ihr Schlafmittel gegeben und sie eingeschlossen hatte. Sie
schrie, weil ihre überreizten Nerven versagten. »Wo ist Corinna?
Was habt ihr mit ihr gemacht? Warum liegen ihre Kleider hier?
Wo ist sie? Warum haltet ihr mich hier fest? Was habt ihr vor?«
Ihre Stimme überschlug sich.
Taleb trat auf sie zu und schlug ihr hart ins Gesicht. »Hör auf
zu schreien. Verdammt noch mal, du sollst ruhig sein!« Mit einem
raschen Blick zurück über die Schulter vergewisserte er sich, daß
die Kabinentür verschlossen war. Dann zerrte er die auf dem
Bett zusammengesunkene Marion in die Höhe und schüttelte sie.
»Sei still!«
Sie starrte ihn an. »Taleb, ich liebe dich. Du mußt mir helfen,
ich schwöre dir, daß ich
«
»Durchgedreht«, murmelte Marco. Talebs Gesicht war kalt.
»Hier wird nicht geliebt. Wenn du liebst, dann ist das dein Pech.
Du hast dir das falsche Pflaster unter den Füßen ausgesucht,
fürchte ich. Geh nach Hause, heirate irgend jemanden und sei
ihm treu für den Rest seines Lebens. Hier wollen wir alle nur
unseren Spaß. Und jetzt halt deinen Mund!«
Als sie weiterschrie, gab er Jean-Luc einen Wink. »Spritze!
Schnell!«
Jean-Luc zog die Spritze auf. Er und Marco mußten die sich aus
Leibeskräften wehrende Marion festhalten und auf den Boden
drücken, damit Taleb ihr die Spritze geben konnte. »Nein! Nein!
Nein!« schrie sie, aber dann wurde ihre Stimme rasch schwächer,
sie wehrte sich nur noch matt. Schließlich war sie eingeschlafen.
Taleb nickte zufrieden. Für die nächsten Stunden befand sie sich
im Reich der Träume. »Wir können sie nicht mehr gehen lassen«,
sagte er zu den anderen. »Sie ist mißtrauisch wegen ihrer Freundin
und wird mir zu gefährlich. Wir bringen sie in Marrakesch
von Bord. Dort weiß man mit diesen jungen Dingern immer
etwas anzufangen.«
Kapitel 7
Die Polizei drang um 17 Uhr in die Villa gleich neben dem
Marbella Club Hotel ein. Es hatte Hinweise gegeben, daß
dieses Haus seit einigen Tagen von einem Mann gemietet worden
war, den niemand zuvor in dieser Gegend gesehen hatte und der
mit stark amerikanischem Akzent sprach. Man war zu dem
Schluß gekommen, daß es sich dabei um den gesuchten L. A.
handeln könnte, mit dessen Hilfe es der Polizei gelingen würde
sofern er sich kooperativ zeigte einen entscheidenden Schlag
gegen den internationalen Rauschgifthandel zu führen.
Genaugenommen konnten die Polizeibeamten in die Villa ganz
einfach hineinspazieren, denn Talebs Männer hatten sich nicht
die Mühe gemacht, bei ihrem Fortgehen die Tür hinter sich zu
schließen. Gleichzeitig mit den Uniformierten langte die arglose
Putzfrau Sineida vor dem Gartentor an, ein Tuch um den Kopf
gebunden und einen Besenstiel in der Hand; der Stiel des Besens
im Haus sei nämlich abgebrochen, erklärte sie. Trotz ihres heftigen
Protestes, lauthals ausgestoßener Verwünschungen und
heißer Tränen wurde sie vorsichtshalber sofort verhaftet. Neben
dem Swimmingpool im Garten lag Isabells Bikini, auf dem weißen
Tisch unter dem Sonnenschirm standen zwei halbausgetrunkene
Champagnergläser, und auf dem Plattenspieler im Wohnzimmer
lag noch eine abgespielte
Weitere Kostenlose Bücher