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Schwarze Seide, roter Samt

Titel: Schwarze Seide, roter Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Carlott Fontana
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Bett und versuchte zu schlafen. Sie hätte nichts dagegen
gehabt, noch einmal einen so schönen Traum zu haben wie
in der vergangenen Nacht, aber es gelang ihr nicht, sich zu entspannen
und einzuschlafen. Zu viele beängstigende Gedanken
gingen ihr im Kopf herum. Schließlich stand sie auf und ging in
die Küche. Am gescheitesten schien es ihr immer noch, den Plan,
Marco in Sicherheit zu wiegen, weiter zu verfolgen. Also würde
sie ein wunderbares Abendessen kochen, denn bekanntlich geht
Liebe durch den Magen.
    Marco kehrte erst nach Einbruch der Dunkelheit zurück. Unter
dem Arm trug er mehrere verheißungsvolle Päckchen.
    »Oh«, sagte er, »hier riecht es aber gut! Hast du etwa gekocht,
Liebling?«
    Marion fiel ihm strahlend um den Hals. »Spaghetti! Mit einer
tollen Soße. Unser Vermieter hat ja wirklich alles da, was man
sich an Gewürzen vorstellen kann. Hoffentlich schmeckt es dir!«
    »Bestimmt. Zur Belohnung habe ich dir auch etwas mitgebracht.
« Er drückte ihr die Päckchen in die Hand. »Pack aus!«
    Zum ersten Mal seit sie in Marrakesch waren, wirkte er entspannt.
Marion meinte zu spüren, daß er sicherer wurde, daß er
allmählich sein Mißtrauen verlor. Wer sich sicher fühlt, wird
unvorsichtiger. Marion schöpfte eine vage Hoffnung. Ungeduldig
riß sie das Papier auf. Aus dem ersten Päckchen kam ein rotes
Bodystocking hervor, das nur aus Spitze bestand, dazu rote
Strapse und rote Strümpfe. Marion preßte die Sachen an sich.
»Wie wunderbar, Marco! Das ist aber sehr lieb von dir!«
    Das nächste Päckchen enthielt ein paar rote Stöckelschuhe mit
bleistiftdünnen, goldgefärbten Absätzen. Im dritten fand sich
eine rote Federboa. Mit einer koketten Bewegung warf Marion
sie sich um die Schultern. »Steht mir das?«
    »Du siehst bezaubernd aus. Zieh mal alles an! Nur…«, er lächelte.
»Ich fürchte, wir kommen dann zunächst mal nicht zum
Essen.« Marion verschwand im Schlafzimmer. Das Body saß wie
eine zweite Haut und betonte die üppigen Kurven ihres Körpers.
Die Strümpfe hatten etwas äußerst Laszives – und erst die Schuhe
mit den goldenen Absätzen, wie zwei scharfe Messer sahen sie
aus. Sie sollte Marco damit in seine empfindlichste Stelle treten
und dann schnell die Flucht ergreifen.
    Sie stolzierte ins Wohnzimmer zurück und trippelte eine Weile
vor Marco hin und her. Wie er bereits prophezeit hatte, kamen
sie eine ganze Weile nicht zum Essen.
    »Ich glaube, du liebst mich wirklich«, murmelte er hinterher, als
er schweratmend neben ihr lag und mit den Fingern in ihrem
Haar spielte. »Weißt du, warum du mich eben so besonders
angemacht hast? Weil du ganz in Rot gekleidet warst. Ich bin
unheimlich scharf auf Rot!«
    »Wirklich?« hauchte Marion und verbarg, wie angewidert sie
sich fühlte.
    »Ja. Deshalb hat mich auch deine Freundin so verrückt gemacht,
die mit den roten Haaren. Bist du mir noch böse wegen
ihr?«
    »Es war ein Unfall, Marco. Ich weiß ja, daß du nichts dafür
kannst!« So zärtlich sie es vermochte, strich sie ihm über die
Wangen. »Denk nicht mehr daran, Marco. Es ist vorbei. Wir
wollen es beide vergessen. Für uns zählt jetzt nur noch die Zukunft!
«
    Ihre Nachsicht ließ in Marco wieder einmal die Rührung hochkommen.
Er wurde außerordentlich sentimental. »Ich hatte so
eine schwere Jugend«, begann er mit Tränen in den Augen, und
noch einmal mußte Marion in allen Einzelheiten die Geschichte
der bösen Silvana über sich ergehen lassen. Sie hörte geduldig zu
und wischte Marco mit einem Taschentuch die Tränen ab. Endlich schlief er ein, zusammengerollt in ihren Armen, wie ein
Baby.
    Zwei Tage lang lebten sie auf diese Weise: Marco verschwand
schon morgens, blieb beinahe den ganzen Tag fort und kehrte
gegen Abend beladen mit Geschenken zurück. Schmuck, Handtaschen,
Schuhe, Strümpfe, Kleider – sogar eine Ballrobe
schleppte er an. Marion fragte sich, bei welcher Gelegenheit sie
die wohl tragen sollte. Sie selbst kam noch immer keinen Schritt
aus dem Haus heraus. Wenn Marco verschwunden war, räumte
sie auf, machte sauber und legte sich dann ins Bett, weil es sonst
nichts zu tun gab. Sie fand ein paar Bücher im Haus, aber die
waren alle in Französisch geschrieben, und ihre Sprachkenntnisse
reichten nicht aus, um sie wirklich zu verstehen und Spaß am
Lesen zu haben. Am späten Nachmittag stand sie dann auf und
bereitete das Essen vor, dann warf sie sich in Schale. Jeden Tag
dachte sie sich etwas

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