Schwarze Seide, roter Samt
Brötchen mit Kaviar hinunter, nippte an
ihrem Champagner und bemühte sich zu lächeln und Marco aus
strahlenden Augen anzublicken. Aber sie spürte, daß ihre Hände
leise zitterten und daß sie zusammenzuckte, wann immer ein
Holzscheit knisternd in sich zusammenfiel.
Noch ein paar Tage, dachte sie, und ich drehe durch. Nicht
mehr lange, und ich habe meinen Nervenzusammenbruch.
Kapitel 10
Hände, kräftig und zart, strichen über ihren Körper. Finger,
schlank und sensibel, bewegten sich spielerisch zwischen
ihren Beinen. Eine unsagbare Wärme umgab sie richtig, sie lag
in einem Bad, in einem schönen heißen Bad. Weißer Schaum
bedeckte das Wasser. Von dem Mann, der ihr gegenüber in der
marmornen Wanne saß, konnte sie nur den Kopf sehen, das
schwarze Haar, das sich an den Schläfen grau färbte, die dunklen
Augen, der bräunliche Ton der Haut. Sonst konnte sie nichts von
ihm sehen, nur spüren: das Spiel seiner Hände, seine Füße, die an
ihren Hüften lagen und sie streichelten, seine langen, festen
Beine, die sich neben den ihren ausstreckten. Ihr Körper war
locker und entspannt und erfüllt mit einer Lust, die noch halb
schlief, die sich bereithielt, aber noch zögerte, die auf der Lauer
lag, aber für den Augenblick ihr Versteck noch nicht verlassen
wollte. Sie genoß diesen Zustand, weil sie genau wußte, die Lust
würde sich in ihr ausbreiten, würde anschwellen, vordringen bis
in die äußersten Nerven, würde sie närrisch machen vor Sehnsucht
nach diesem Mann. Sie konnte sich Zeit lassen. Der Mann
streichelte ihre Brüste mit sanften, kreisenden Bewegungen. Der
Schaum quoll zwischen seinen Fingern. Als das Wasser für einen
Moment hochschwappte und sich der Schaum verteilte, konnte
sie ihre Brustspitzen dunkelrot leuchten sehen. Und sie fühlte
plötzlich, sie fühlte die Erregung in sich aufsteigen. Hellwach
waren ihre Nerven, erwartungsvoll lauerten sie darauf, daß ihre
Begierde erfüllt würde. Sie hatte geglaubt, ihre Lust werde sich
ganz langsam ausbreiten, aber nun bemerkte sie zu ihrem Erstaunen,
daß sie jäh erwacht, von einer Sekunde zur anderen
gleichsam explodiert war, daß sie den Körper ohne sanfte Vorwarnung
mit einem heftigen Fieber erfüllte. Nur weil dieser
Mann ihre Brüste auf so unnachahmliche Weise gestreichelt
hatte.
Sie lehnte sich zurück ihre Haare tauchten jetzt ganz ins Wasser
und wurden schwer und hob ihren Unterleib ein wenig an,
dem Mann entgegen. Er verstand die wortlose Aufforderung,
neigte sich nach vorne und legte seine flache Hand zwischen ihre
Beine. Er bewegte dabei keinen Finger, rührte sich nicht, und sie
merkte, wie ihr Verlangen unerträglich wurde, wie es unter seiner
Hand in ihr zu pulsieren begann. Er merkte, wie es um sie stand,
hielt sie aber noch ein paar Sekunden hin wie macht er das,
fragte sie sich, er bewegt sich nicht, tut nichts, aber ich werde
gleich wahnsinnig. Dann lehnte er sich zurück und zog sie über
sich, sie tauchte dabei mit dem Oberkörper aus dem Wasser auf,
und der Schaum zog feuchtglänzende Spuren über ihre Haut. Sie
setzte sich auf ihn, ihre Beine preßten sich in seine Seiten, seine
Hände umfaßten ihre Schenkel. Schaukelnd bewegte sie sich. Der
Schaum zerfloß, und sie konnte die Stelle sehen, an der ihre
beiden Körper miteinander verschmolzen. Warm wurde es ihr,
immer wärmer, heiß
Sie war ganz dicht davor, erlöst zu werden
von der Lust, die jenen Zustand erreicht hatte, in der sie
schon zur Qual wird, aber zu einer genußvollen Qual. Und gerade
da, kurz davor, war es vorbei. Mit einem Schlag. Aus
Marion
öffnete die Augen. Sie brauchte eine Weile, um zu begreifen,
daß sie geträumt hatte. Intensiv geträumt offenbar, denn ihr
Körper befand sich im Zustand größter Erregung. Sie preßte eine
Hand zwischen ihre Schenkel, um sich zu beruhigen. Wer war
der Mann in ihrem Traum? Sie versuchte sich zu erinnern, und
dann ging ihr auf, daß es Taleb gewesen war. Sie hatte tatsächlich
einen erotischen Traum gehabt, in dem Taleb die Hauptrolle
spielte. Noch nachträglich stieg ihr die Schamröte ins Gesicht.
Taleb war ein Verbrecher, ein gewissenloser Schurke, der jeder
Frau, mit der er schlief, denselben Kettenanhänger schenkte
noch jetzt empfand sie diese Demütigung als schmerzhaft. Und
trotzdem mußte er etwas in ihr angerührt haben, etwas, das selbst
die Trennung und die vielen schrecklichen Ereignisse überdauert
hatte.
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