Schwarze Sonne Afrika
einiger Zeit auch aus dem Heerlager zurück, um in der gleichen Nacht seine Frau zu besuchen. Er setzte mit Samba Ngarranja über die Mauer. Wie war er aber erstaunt, daß schon ein anderes Pferd im Hofe angebunden war. Er brachte das eigene an eine andere Stelle und betrachtete dann das fremde Pferd. Dann hörte er im Haus seine Frau sprechen. Er stellte also seine Waffen an der Haustür nieder und lauschte. Drin sprachen Mamadi Sefe Dekote und die Frau Wagana Sakos wenig. Oben lief aber eine Maus im Dachwerk umher. Unten war eine Katze. Die Maus sah die Katze und fiel vor Schreck herab. Die Katze sprang auf sie. Mamadi Sefe Dekote faßte die Frau Wagana Sakos am Arm und sagte: »Sieh da gut hin! Sieh scharf hin!« Die Frau sagte: »Ja, ich sehe es.« Mamadi Sefe Dekote sagte: » Sieh das an! Wie die Maus vor dieser Katze, so haben wir Furcht vor deinem Mann –« Wagana Sako hörte das draußen. Als er es hörte, mußte er gehen, denn jener unbekannte Mann hatte gesagt, daß er Furcht vor Wagana Sako habe. (Danach, wie es mir die umsitzenden Soninke erklären, scheint es damals als nicht ritterlich gegolten zu haben, mit jemand Händel auszufechten, der sagt, er habe Furcht vor ihm.) So nahm denn Wagana Sako seine Waffen, bestieg sein Pferd und setzte über die Mauer. Dann kehrte er in das Heerlager zurück. Später verließ auch Mamadi Sefe Dekote das Gehöft und traf im Morgengrauen bei den anderen ein.
Am anderen Tag wußte Wagana Sako nicht, wer nachts bei seiner Frau gewesen war. Mamadi Sefe Dekote ahnte aber nicht, daß Wagana Sako vor der Tür des Hauses seiner Frau gehockt und den heimlichen Besuch sowie das Zwiegespräch belauscht hatte. So konnten denn die beiden kein schlechtes Wort wechseln, und der Tag verlief ohne jeden Streit. Am Abend aber ergriff ein Epensänger (Djarre der Soninke, entspricht dem Dialli der Bammana) seine Niame (Gitarre) und sang. Nachher schnipste Wagana Sako an der Saite der Niame und sagte: »Vorige Nacht habe ich ein Wort gehört (es ist das Wort von der »Furcht« gemeint), hätte ich das nicht vernommen, so wäre Wagadu zerstört worden.« Mamadi Sefe Dekote schnipste auch an einer Saite der Niame und sagte: »Wenn jemand gehört hätte, was gestern nacht gesprochen wurde, so würde Wagadu zerbersten. Es hat aber niemand gehört.«
Da sagten die Wagaduleute: »Wir wollen nach Wagadu zurückkehren. Denn, wenn sich im Anfang eines Krieges zwei Leute streiten, so nimmt es kein gutes Ende.« So kehrten denn alle nach Wagadu zurück.
Die Leute von Wagadu sagten: »Die erste Tochter, die wieder in Wagadu geboren wird, soll Bida gegeben werden.« Das erste Mädchen war Sia Jatta Bari. (Jatta Bari ist der Familienname.) Sia Jatta Bari war wunderschön. Sie war das schönste Mädchen im Soninkeland. Sie war so schön, daß die Soninke und andere Völker heute noch von einem sehr schönen Mädchen als höchsten Lobspruch zu sagen pflegen: »Sie ist so schön wie Sia Jatta Bari.« Sia Jatta Bari war für Bida bestimmt.
Sia hatte aber schon einen Liebhaber, das war Mamadi Sefe Dekote. Alle Leute in Wagadu sagten: »Wir wissen nicht, ob wir je wieder in Wagadu ein so schönes Mädchen haben werden.« Deshalb war Mamadi Sefe Dekote sehr stolz auf seine Geliebte. Eines Nachts suchte Sia Jatta Bari nach dem Tamtam ihrenGeliebten auf, um bei ihm zu schlafen (ohne sich von ihm beschlafen zu lassen!). Sia Jatta Bari sagte: »Jede Freundschaft muß auf dieser Erde einmal ein Ende nehmen.« Mamadi Sefe Dekote sagte: »Warum sagst du das?« Sia Jatta Bari sagte: »Es gibt keine Freundschaft, die für immer währen kann, und ich bin daran, der Schlange Bida geopfert zu werden.« Mamadi Sefe Dekote sagte: »Wenn das geschehen sollte, würde Wagadu zerbersten, denn ich würde es nicht dulden.« Sia Jatta Bari sagte: »Mach keine Sachen, es ist so bestimmt und es ist alte Sitte, in die sich jeder fügen muß. Ich werde die Frau der Sa (Schlange) Bida werden müssen, daran ist nichts zu ändern.«
Am anderen Morgen schärfte Mamadi Sefe Dekote sein Kitelalabong (Schwert) so scharf wie möglich. Er legte ein Hirsekorn auf die Erde und spaltete es mit einem Streich um zu sehen, ob das Schwert scharf genug sei. Darauf steckte er es wieder in die Scheide. Die Leute kleideten Sia Jatta Bari festlich zum Hochzeitstag, legten ihr Schmuck und schöne Kleider an und bildeten einen langen Zug, um sie zu der Schlange Bida zu begleiten. Bida wohnte in einem großen und tiefen Kede (Brunnen) zur Seite
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