Schwarze Sonne Afrika
des Dorfes. Dorthin wendete sich der festliche Zug. Mamadi Sefe Dekote hatte sein Schwert umgeschnallt, sich auf sein schönes Pferd geschwungen und ritt im Geleit mit.
Bida pflegte, wenn sie ihr Opfer in Empfang nahm, immer dreimal den Kopf aus der Brunnengrube emporzurecken und dann erst ihr Opfer zu greifen. Als der Zug neben dem Brunnen Platz nahm, hockte Mamadi ganz dicht am Rand nieder. Darauf streckte Bida ihren Kopf zum ersten Mal aus dem Brunnen heraus. Die Leute von Wagadu sagten zu Sia und Mamadi: »Es ist Zeit, Abschied zu nehmen. Nehmt Abschied.« Bida steckte den Kopf zum zweiten Mal empor, und die Leute von Wagadu riefen: »Nehmt schnell Abschied voneinander, tut es aber schnell!« Bida reckte zum dritten Mal das Haupt aus dem Brunnen. Da zog Mamadi Sefe Dekote das Schwert und trennte mit einemSchlag das Haupt der Schlange vom Körper. Das Haupt flog weit in die Luft empor. Ehe es wieder zur Erde kam, sprach es: »Sieben Jahre, sieben Monate und sieben Tage mag Wagadu ohne Goldregen bleiben.« Das Haupt fiel weit im Süden zu Boden, und aus ihm stammt das Gold, das man dort findet.
Die Leute von Wagadu hörten den Fluch der Schlange. Sie schrien wild auf Mamadi ein. Mamadi aber nahm Sia hinter sich auf sein Pferd und sprengte von dannen, in der Richtung auf Sama-Markala, einer Stadt nördlich von Segu am Niger, in der seine Mutter lebte. Mamadi Sefe Dekote hatte ein gutes Pferd – es stammte von Samba Ngarranja ab. Nur ein Pferd in Wagadu konnte es einholen, das war Samba Ngarranja selbst. Die Wagaduleute forderten also Wagana Sako auf, hinter Mamadi Sefe Dekote herzusetzen und ihn, wenn irgend möglich, einzuholen und totzustechen. Wagana Sako sprang auf sein Pferd und setzte hinter Mamadi, seinem Onkel, her.
Wagana Sako holte seinen Oheim, dessen Pferd zwei Menschen trug, bald ein. Er ergriff seine Gawale (Lanze) und rannte sie fest in die Erde. Dann sagte er zu Mamadi: »Flieh so schnell du kannst, mein Oheim, denn wenn die Wagaduleute dich einholen, werden sie dich sicher töten. Ich will dich nicht töten, weil ich dein Neffe bin. Flieh schnell nach Sama zu deiner Mutter.« Da sprang alsbald Wagana vom Pferd und zog an seiner Lanze. Nach einiger Zeit kamen die anderen Leute von Wagadu an. Er sagte zu ihnen: »Helft mir den Speer aus der Erde zu ziehen. Ich habe ihn nach Mamadi Sefe Dekote geworfen, ihn aber gefehlt, und dabei ist der Speer so tief in die Erde gefahren, daß ich ihn nur schwer wieder herausziehen kann.« Die Leute halfen ihm, den Speer wieder herauszuziehen und dann sandten sie ihn wieder hinter Mamadi Sefe Dekote her. Wagana war bald wieder nahe bei Mamadi angelangt und stieß abermals seinen Speer in die Erde, indem er wieder rief: »Flieh schnell zu deiner Mutter nach Sama.« Abermals wartete er dieLeute von Wagadu ab, um mit ihrer Hilfe den Speer aus der Erde zu ziehen, und wiederholte dasselbe Spiel noch ein drittes Mal. Dann war Mamadi in Sama angekommen.
Die Mutter Mamadis kam aus der Stadt den heranstürmenden Reitern entgegen. Sie rief Wagana Sako zu: »Kehre um und laß meinen Sohn in Ruhe zu mir kommen.« Wagana sagte: »Frag deinen Sohn, ob ich ihn nicht gerettet habe, so daß er zu dir kommen kann und ob er es mir nicht verdankt, wenn er noch am Leben ist.« Mamadi Sefe Dekote sagte: »Ich habe die Bida getötet, um dieses Mädchen, das ich heiraten will, zu retten. Ich schlug der Schlange den Kopf ab. Ehe der zur Erde fiel, sagte Bida: Sieben Jahre, sieben Monate und sieben Tage mag Wagadu ohne Goldregen bleiben. – Darauf waren die Leute von Wagadu zornig und sandten Wagana Sako auf Samba Ngarranja hinter mir her – um mich töten zu lassen. Er aber hat mich geschont. Nun bin ich mit Sia hier angekommen.«
In Wagadu hatte Mamadi Sefe Dekote jeden Morgen, wenn Sia ihn verließ, ihr Mutukalle Tamu an Gold (eine beträchtliche Geldmenge) gegeben. Drei Monate lang hatte sie das jeden Tag erhalten. Trotzdem hatte sich Sia Mamadi nicht hingegeben. Hier in Sama nun, wo es keine Goldschlange gab, die den Reichtum über das Land brachte, hörten diese Gaben auf. Sia war Mamadis überdrüssig. Sie suchte sich seiner zu entledigen. Sie sagte deshalb eines Morgens: »Ich habe Kopfschmerzen. Gegen diese Kopfschmerzen kann nur eines helfen: schneide dir einen kleinen Zeh von einem deiner Füße ab, ich will mir mit dem Blut die Stirn waschen.« Mamadi liebte Sia außerordentlich. Er schnitt sich den kleinen Zeh ab. Sie sagte nach einiger Zeit: »Das hat noch nicht
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