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Schwarze Sonne Afrika

Titel: Schwarze Sonne Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Frobenius
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hingehen?« Njiteko sagte: »Ich will nicht hingehen.« Seine Mutter sagte: »Weshalb willst du nicht hingehen?« Njiteko sagte: »Früher hat mein Vater dich nicht geliebt, sondern beschimpft.« Die Mutter sagte: »Es ist dein Vater, der dich geboren (gezeugt) hat. Du mußt seinem Gebot folgen!« Njiteko sagte: »Gut, ich will hingehen.« Die Boten gingen zurück zum Häuptling und sagten: »Njiteko wird kommen.«
    Der Häuptling sagte: »Legt ein Sitzleder über die Grube!« Die Leute taten es. Der Häuptling sagte: »Bringt das Bier, das die andern neun Frauen gebraut haben.« Die Leute sagten: »Es ist noch heiß!« Der Häuptling sagte: »Das ist gerade gut.« Die Leute brachten die großen Töpfe mit dem Bier. Der Häuptling ließ sie in das Haus setzen, in dem er die Grube gegraben hatte, die mit dem Sitzleder bedeckt war. Njiteko kam.
    Der Häuptling ließ Njiteko in das Haus rufen, in dem die Grube war und die Biertöpfe standen. Der Häuptling sagte zu Njiteko: »Setz dich auf das Sitzleder hier!« Njiteko sagte: »Nicht doch! Das ist der Platz, der dem Häuptling zukommt!« Der Häuptling sagte: »Setz dich nur auf das Sitzleder; ich will dich ehren!« Njiteko setzte sich darauf. Das Leder gab nach. Njiteko stürzte hinab in die Grube. Sobald er unten angekommen war, sprang er blitzschnell in den Seitengraben, den er von der Grube im Hause seiner Mutter herübergeleitet hatte. Als Njiteko hinunterstürzte, ließ der Häuptling sogleich das heiße Bier der neun Frauen hinuntergießen. Das heiße Bier kam unten auf die Eier. Die Eier platzten mit lautem Knallen. Als der Häuptling das Knallen hörte, sagte er: »Ich habe den Burschen getötet! Habt ihr es gehört?« Die Burschen sagten: »Ja, wir haben es gehört.«
    Njiteko war aber durch den Kanal in die Grube gelaufen, die im Hause seiner Mutter war. Er war hinaufgestiegen und saß im Hause seiner Mutter. Er spielte die Kebeju. Ein Sobabe ging vorbei. Er hörte Njiteko auf der Kebeju spielen. Er ging zum Häuptling und sagte: »Njiteko ist nicht tot. Wir haben uns geirrt. Njiteko ist daheim und spielt die Kebeju und singt.« Der Häuptling sagte: »Ihr lügt. Ich habe ihn selbst unten im Loch sterben hören.« Die Sobabe sagten: »Alle Leute sagen, daß er nicht tot ist.« Alle Leute kamen zum Häuptling und sagten: »Njiteko ist nicht tot. Njiteko lebt. Wir haben Njiteko spielen gehört. Er spielt auf seiner Kebeju und singt.« Alle Leute sagten es dem Häuptling. Der Häuptling sagte nichts mehr. Endlich sagte der Häuptling zu den Sobabe und zu den andern Leuten: »Mein Sohn ist klüger geworden als ich, sein Vater, es bin. Ich will meinem Sohn Njiteko nun nichts mehr tun.«
    Drei Tage nachher gingen alle andern zehn Söhne des Häuptlings hinaus zur Farmarbeit. Aber Njiteko war nicht mit hinausgegangen. Er saß daheim und spielte die Gitarre (Kebeju) und sang dazu.
    Die zehn Brüder waren auf dem Felde und arbeiteten. Da kam Jquite-bo (nähere Beschreibung dieses Wesens gab der Erzähler nicht). Jquite-bo kam aus dem wilden Busch in die Farm, auf der die Brüder arbeiteten. Jquite-bo hatte ganz lange Haare. Die Brüder aßen gerade Yams. Sie erschraken, als Jquite-bo kam. Sie sagten: »Willst du mit uns Yams essen?« Sie gaben Jquite-bo von ihrem Yams ab. Jquite-bo aß mit den zehn Brüdern Yams. Dann gaben die Brüder dem Jquite-bo Wasser zu trinken.
    Als sie zusammen gegessen und getrunken hatten, sagte Jquite-bo zu den Brüdern: »Ich habe lange Haare. Schneidet mir die Haare ab!« Die Brüder fürchteten sich. Sie sagten: »Wir haben nichts zum Schneiden.« Jquite-bo sagte: »Was, ihr habt kein Schneidemesser hier?« Die Brüder sagten: »Nein, wir haben nichts zum Schneiden hier.« Darauf zog sich Jquite-bo einen Nagel aus dem Finger und sagte zu den Brüdern: »Schneidet mir die Haare mit diesem Fingernagel ab!« Darauf begannen die Brüder die Arbeit. Sie schnitten die Haare Jquite-bos mit dem Fingernagel ab. Es war ein großer, großer Haufen von Haaren.
    Als die Brüder damit fertig waren, sagte Jquite-bo: »Ihr habt mir meine Haare abgeschnitten: Ich verlange, daß ihr sie mir nun auch wieder ansetzt.« Die zehn Brüder erschraken. Sie sagten: »Das können wir nicht.« Jquite-bo sagte: »Ihr habt mir meine Haare abgeschnitten. Ich verlange, daß ihr sie mir nun auch wieder ansetzt. Wenn ihr es nicht tut, werde ich euch alle fressen.« Die Brüder wußten nicht, was sie machen sollten. Da sandten sie eine Botschaft an Njiteko und ließen ihm

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