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Schwarze Sonne Afrika

Titel: Schwarze Sonne Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Frobenius
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gegen die Beine der Frau.
    Seitdem haben die Frauen die monatliche Reinigung. Teba hatte aus dem Blut dem Jäger ein Amulett herrichten wollen. Nun wurde dieses Blut zum Merkzeichen des weiblichen Körpers, der damit anzeigen will, daß er bereit ist, schwanger zu werden.
Njiteko
    Ein Häuptling heiratete hintereinander zehn Frauen. Die erste Frau gebar dem Häuptling ein Kind. Es war ein Junge, der hieß Njiteko. Dann gebar eine der Frauen nach der andern ein Kind. Dann gebar die erste Frau wieder ein Kind. Alle Kinder wuchsen heran. Nur Njiteko blieb klein und wuchs nicht weiter. Njiteko wurde nie größer. Der Häuptling hatte alle seine Frauen sehr gerne; aber die Mutter Njitekos konnte er nicht leiden. Der Häuptling zog überall alle anderen Frauen der Mutter Njitekos vor. Einmal ließ der Häuptling alle andern Frauen zusammenkommen. Er rief die Mutter Njitekos nicht. Aber die Mutter Njitekos kam doch. Sie sagte vor allen andern Frauen zu dem Häuptling: »Was soll ich machen? Du ziehst alle andern Frauen mir vor. Du liebst mich nicht und meine zwei Kinder ebensowenig. Was soll ich machen?« Der Häuptling sagte: »Ich mag dich nicht, weil du eine schlechte Frau, eine Asuboa bist.« (Eine Asuboa ist eine schmutzige Frau, die nichts auf reine Kleidung hält, eine Frau, die schlecht kocht. Es ist ein böses Schimpfwort für eine Frau. Soweit die ausdrückliche Erklärung. Es scheint aber noch ein anderer Vorwurf darin enthalten zu sein, nämlich der einer gewissen Hexenhaftigkeit.)
    Einmal rief der Häuptling alle zehn Frauen zusammen und sagte zu ihnen: »Morgen früh sollen alle meine Frauen mit mir in die Felder kommen. Ich will Yams und Sorghum (Guineakorn, Hirse) herausgeben.« – Am anderen Morgen fanden sich alle Frauen des Häuptlings mit seinen Kindern auf den Farmen bei den Speichern ein. Der Häuptling ging zu dem Yams und fragte: »Wie heißt der Yams?« (Der Sinn dieser Frage ist mir nicht ganz klar geworden. Daß jede Frau und jedes Kind bei den Bassari weiß, wie der Yams wirklich heißt, versteht sich von selbst. Es muß sich bei den nachfolgend angegebenen Namenum irgendeine besondere Art oder einen besonderen Sinn handeln.) Keine der Frauen vermochte eine Antwort zu geben. Endlich kam Njiteko. Er sagte: »Wie der Yams hier heißt? Er heißt Katafai ni'nquem.« Der Häuptling sagte (spöttisch): »Njiteko weiß so gut mit dem Yams Bescheid, daß seine Mutter bei dem Yams bleiben kann und kein Sorghum braucht.« So bekam die Mutter Njitekos Yams. Allen anderen Frauen aber gab der Häuptling Sorghum und sagte dann zu allen zehn Frauen: »Nun mache jede aus dem, was ich ihr gegeben habe, Bier! Ich werde sehen, wer das beste Bier zu machen versteht!« – Die Mutter Njitekos hatte aber nur Yams und kein Korn bekommen.
    Alle Frauen gingen mit dem, was sie bekommen hatten, nach Hause. Die Mutter Njitekos legte ihren Yams daheim hin und begann zu weinen. Nach einiger Zeit kam Njiteko dazu. Er sah seine Mutter weinen und sagte: »Weshalb weinst du?« Die Mutter Njitekos sagte: »Wir sollen alle zehn Bier machen. Der Häuptling will sehen, wer von uns das beste Bier zu machen versteht. Alle Frauen haben Korn bekommen. Mir hat er aber kein Korn, sondern nur Yams gegeben. Wie soll ich nun aus Yams Bier machen?« Njiteko sagte: »Deshalb weine nicht. Bis wann soll denn das Bier bereitet sein?« Die Frau sagte: »Bis übermorgen!« Njiteko sagte: »Das ist noch genug Zeit. Bis dahin wollen wir ein schönes Bier machen. Schäle nur erst einmal den Yams!« Njitekos Mutter sagte: »Ich kann doch aber aus Yams kein Bier machen! Das kann doch kein Mensch.« Njiteko sagte: »Das laß nur meine Sorge sein! Schäle den Yams.« Die Mutter Njitekos schälte den Yams. Als der Yams geschält war, sagte Njiteko: »Nun stampfe den Yams!« Die Mutter Njitekos stampfte den Yams. Inzwischen ging Njiteko in den Busch und holte aus den Bienenwaben Honig. Den Bienenhonig brachte er heimlich heim.
    Abends ging Njiteko zum Häuptling. Er fragte den Häuptling: »Nicht wahr, du hast gesagt, daß morgen alle deineFrauen Bier fertig haben sollen?« Der Häuptling sagte: »Ja, so habe ich gesagt.« Njiteko sagte: »Nun, dann werden ja alle deine Frauen Bier fertig haben?« Der Häuptling sagte: »Ja, die guten Frauen werden alle ihr Bier haben. Ich werde es probieren lassen.« Njiteko ging. Njiteko machte nachts ein Loch. Dann kam er zu seiner Mutter und sagte: »Nun wirf allen Yams in dieses Loch!« Die Mutter sagte: »Ich werde es

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