Schwarze Sonne Afrika
Aber während der sechs Tage möchte ich es einmal ganz nach meinem Kopf betreiben.«
Der fünfte Sohn sagte: »Ich möchte einmal während sechs Tagen über alle jungen Leute meines Vaters gebieten. Einige würde ich um mich versammeln und tanzen lassen. Einige würde ich auf die Jagd senden. Einige würde ich auf die Felder schicken. Einige würde ich in den Krieg schicken. Einige würde ich verkaufen und jeden, der mir nicht paßt, würde ich töten lassen. Am siebenten Tag würde ich mich dann meinetwegen selbst töten. Aber während der sechs Tage möchte ich es einmal ganz nach meinem Kopf betreiben.«
Der sechste Sohn sagte: »Ich möchte einmal während sechs Tagen mit der jungen Frau meines Vaters in einer Hütte leben. Ich würde morgens mit ihr schlafen, mittags mit ihr schlafen, nachts mit ihr schlafen. Ich würde sie nicht aus den Armen lassen, und wenn sie darüber stürbe. Am siebenten Tag würde ich dann meinetwegen mich selbst töten. Aber während der sechs Tage möchte ich das Weib so beschlafen, daß ich darüber alle meine Kraft verlöre!«
Ein Mann (es liegen drei Versionen vor, nach der einen ist er ein fremder Mann, nach der andern ein siebenter Sohn, nachder dritten der Vater selbst, der es hörte) belauschte das Gespräch der sechs Brüder. Er ging hin und sagte dem Häuptling, was er gehört hatte. Der Häuptling ließ seine Söhne zu sich kommen und sagte zum ersten: »Nimm du alle meine Kühe.« Er sagte zum zweiten: »Nimm du all mein Korn und meinen Yams!« Er sagte zum dritten: »Nimm du Platz auf meinem Ledersitz!« Er sagte zum vierten: »Nimm du alles Fleisch!« Er sagte zum fünften: »Nimm du alle jungen Leute!« Er sagte zum sechsten: »Nimm du das junge Weib hin!«
Die sechs Söhne nahmen alles an sich, so wie der Vater es nach ihren Wünschen erlaubt hatte. Während der sechs Tage lebte jeder nach seinem Sinn. Alle Kühe und Ochsen des Häuptlings wurden getötet, alles Korn und Yams verbraucht, alles Fleisch gekocht und geröstet, alles Bier getrunken. Alle Leute zogen aus und ein, in Krieg, auf Jagd, zum Tanz. Viele Leute wurden getötet, verkauft, verjagt. Es wurde alles durcheinander gebracht. Der sechste Sohn aber hatte sich mit der jungen Frau des Häuptlings eingeschlossen und hielt sie ständig umschlungen, und die junge Frau sagte: »Dein Schwanz ist süß! Dein Schwanz ist süß!«
Nach sechs Tagen war aller Besitz des Häuptlings zerstört, alles Gesinde versprengt und der Friede mit den Nachbarn zuende. Der Häuptling aber hatte inzwischen sechs Löwen geholt. Die stellte er vor den Gehöften der Söhne auf. Die sechs Löwen sollten die sechs Söhne, wenn sie am siebenten Tag herauskommen, verschlingen. Nach sechs Tagen kam der erste Sohn heraus; er wurde verschlungen. Nach sechs Tagen kam der zweite Sohn heraus; er wurde verschlungen. Nach sechs Tagen kam der dritte Sohn heraus; er wurde verschlungen. Nach sechs Tagen kam der vierte Sohn heraus; er wurde verschlungen. Nach sechs Tagen kam der fünfte Sohn heraus; er wurde verschlungen.
Am siebenten Tag sagte (auch) der sechste Sohn: »Heute ist der siebente Tag. Heute will ich sterben.« Die junge Frau sagte:»Nein, du sollst nicht sterben.« Wir werden entfliehen. Ich werde dir den Weg zeigen.« Die junge Frau hob an der Hinterseite der Hütte die Grasdecke (die Dachkappe) vom Mauerwerk empor. Sie sagte: »Komm mit mir hier heraus.« Der junge Mann stieg mit der jungen Frau heraus. Der junge Mann ging mit der jungen Frau ein Stück weit. Die junge Frau sagte: »Wir wollen hier eine Kuh töten und die vier Beine mitnehmen. Wir werden die Beine gebrauchen.« Der junge Mann tötete die Kuh. Sie schnitten die Beine ab und nahmen sie mit sich.
Als sie ein Stück weit gegangen waren, kam der Löwe hinter ihnen her. (So weit ich verstehen konnte, wurden sie nur von einem Löwen verfolgt. Es muß aber erwähnt werden, daß ein in Sokode nachträglich nochmals befragter Bassarimann behauptete, »Löwen« hätten sie verfolgt. Es wurde aber widersprochen und wieder » der « Löwe als Verfolger betont.) Er kam ganz dicht bis an die Flüchtlinge. Da warfen sie ihm einen Kuhfuß hin. Der Löwe stürzte sich auf den Kuhfuß und begann ihn zu zermalmen. Inzwischen liefen die Flüchtlinge weiter. Aber nach einiger Zeit hatte der Löwe seinen Kuhfuß verzehrt und kam wieder ganz dicht hinter ihnen angejagt. Da warfen sie ihm einen zweiten Kuhfuß hin. Der Löwe stürzte sich auf den Kuhfuß und begann ihn zu zermalmen.
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