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Schwarze Sonne Afrika

Titel: Schwarze Sonne Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Frobenius
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er ein Kamel gesehen habe, das trächtig war. Mein Kamel war aber wirklich auf dem linken Auge blind, auf dem Rücken wund und trächtig. Die drei Männer haben mein Kamel gesehen, aber behaupten, daß sie nicht wissen, wo es ist. Also müssen sie mein Kamel gestohlen haben.«
    Der Alkali fragte den ältesten: »Du hast also das Kamel gesehen?« Der älteste sagte: »Nein, ich habe das Kamel nicht gesehen. Ich habe auch zu dem Alten nicht gesagt, daß ich das Kamel gesehen hätte. Ich habe nur gesagt, daß ein Kamel auf meinem Weg entlang gegangen ist.« Der Alkali sagte: »Woran hast du denn erkannt, daß das Kamel, das deinen Weg entlang gegangen ist, auf dem linken Auge blind war?« Der älteste antwortete: »Das habe ich daran erkannt, daß das Gras nur auf der rechten Seite abgenagt war. Daraus schloß ich, daß es auf dem linken Auge blind sein mußte.«
    Der Alkali fragte den zweiten Bruder: »Aber du hast wohl das Kamel gesehen?« Der zweite Bruder sagte: »Nein, ich habe das Kamel nicht gesehen. Ich habe auch zu dem Alten nicht gesagt, daß ich das Kamel gesehen hätte. Ich habe nur gesagt, daß ein Kamel auf meinem Weg entlang gegangen ist.« Der Alkali sagte: »Woran hast du dann erkannt, daß das Kamel, das deinen Weg entlang gegangen ist, auf dem Rücken wund war?« Der zweite Bruder antwortete: »Das habe ich daran erkannt, daß am Wege einige abgerissene, mit Blut beschmutzte Blätter lagen. Daraus schloß ich, daß das Kamel auf dem Rücken verwundet sein müsse, denn jedes Kamel hat die Angewohnheit, wenn es verwundet ist, Blätter auf den Rücken zu werfen, um so die Fliegen zu verjagen.«
    Der Alkali fragte den jüngsten Bruder: »Hast du denn wenigstens das Kamel gesehen!« Der jüngste Bruder antwortete:»Nein, ich habe das Kamel nicht gesehen. Ich habe auch gar nicht zu dem Alten gesagt, daß ich das Kamel gesehen hätte. Ich habe nur gesagt, daß ein Kamel auf meinem Weg entlang gekommen wäre.« Der Alkali sagte: »Woran hast du denn aber erkannt, daß das Kamel, das deinen Weg entlang gegangen ist, trächtig war?« Der jüngste Bruder antwortete: »Wenn ein Kamel trächtig ist, macht es eine breite Bahn im Grase. Diese breite Bahn habe ich auf dem Wege gesehen, den das Kamel gegangen ist, und daraus schloß ich, daß das Kamel trächtig sein müsse.«
    Darauf sagte der Alkali zu dem Alten: »Laß diese drei jungen Leute, ich kann kein Unrecht an ihnen finden. Du bist ihnen aber zu Dank verpflichtet, denn sie haben dir hier gesagt, an welchen Zeichen man den Weg erkennen kann, den es gegangen ist. Folge diesen Zeichen, und du wirst, wenn Allah will, dein Kamel finden.«
    Der Alkali sagte zu den drei jungen Leuten: »Bleibt in meinem Hause als meine Gäste. Nehmt Speise und Trank zu euch. Und wenn ihr euch ausgeruht und erfrischt habt, so kommt zu mir, dann will ich eure Sache hören.« Darauf wies er den drei Brüdern in seinem Hause eine Wohnstatt an und gab den Auftrag, für sie Speise und Trank zu bereiten. Er ließ eine Schüssel mit Reis herrichten und sagte zu einem Sklaven: »Bringe diese Schüssel mit Reis den drei jungen Leuten und setze dich dann an die Tür. Höre zu, was die drei sagen. Merke es dir und komme nachher zu mir, um mir alles zu wiederholen. Achte nur genau auf jedes Wort.« Der Sklave nahm die Schüssel mit Reis und trug sie zu den drei Burschen hinüber. Er sagte: »Der Alkali sendet euch diese Schüssel mit Reis!« Der älteste der drei Brüder nahm die Schüssel und sagte: »Wir danken.« Dann setzte sich der Sklave an der Tür auf den Boden.
    Der älteste hob den Deckel von der Schüssel, blickte auf den Reis und sagte, ohne erst zu versuchen: »Die Bereitung ist gut,aber der Reis ist beschmutzt.« Der zweite blickte in die Schüssel und sagte, ohne erst zu versuchen: »Der Reis ist gut, aber das Fleisch darin ist Hundefleisch!« Der jüngste blickte in die Schüssel und sagte, ohne erst zu versuchen: »Der Reis ist gut; die Bereitung ist gut; aber der Alkali selbst ist ein Bastard.« Als der jüngste das gesagt hatte, verließ der Sklave seinen Platz und ging fort. Er ging zum Alkali.
    Der Alkali sagte: »Hast du alles gehört, was die Burschen sagten?« Der Sklave sagte: »Ja.« Der Alkali fragte: »Hast du alles gemerkt?« Der Sklave sagte: »Ich habe alles gehört und habe alles gemerkt.« Der Alkali sagte: »So wiederhole es mir.« Der Sklave sagte: »Ich fürchte mich, das zu wiederholen.« Der Alkali sagte: »Ich muß es wissen. Sag es!«
    Der Sklave sagte:

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