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Schwarze Sonne Afrika

Titel: Schwarze Sonne Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Frobenius
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alte Bosso war ein sehr angesehener Mann. Die Leute im Dorf sagten, als er krank wurde: »Wenn der Alte stirbt, haben wir nicht mehr einen so tüchtigen Tungutu. Denn die Söhne sind nicht so gut unterrichtet wie der Vater.«
    Nach einiger Zeit starb der Vater. Sobald der Vater gestorben war, sah einer der drei Söhne den anderen von der Seite an und sagte bei sich: »Ob das nicht der Bastard ist? Sicher, das ist derBastard (Schomo-diong).« Jeder meinte, den anderen gering ansehen zu müssen. Eine Zeitlang gingen sie still (finster) nebeneinander her.
    Eines Tages brach der Streit aus. Ein jeder warf dem anderen vor: »Du bist daran schuld, daß nicht jeder aus des Vaters Besitz sein Erbteil nehmen kann. Denn du bist ein Schomo-diong.« Und der andere antwortete: »Du lügst, weil du ein Schomo-diong bist. Alle Bastarde lügen und verderben den Ruf anständiger Menschen. Und weil der Vater deine Betrügerei gefürchtet hat, deshalb dürfen wir unser Besitztum nicht teilen, und deshalb müssen wir anderen beiden mit einem Bastard zusammenleben!« Jeder der drei Brüder sagte dem anderen schlimme Sachen. Von Tag zu Tag wurden die Streitereien schlimmer. Die Leute des Dorfes sagten: »Der alte Bosso war ein ausgezeichneter Tungutu. Aber seine Söhne taugen nichts. Sie streiten den ganzen Tag.«
    Endlich sagte eines Tages der älteste: »Wir wollen diesen Zänkereien ein Ende machen und wollen zum Richter gehen. Der Alkali mag entscheiden, was an unserer Sache ist.« Der zweite sagte: »Ich stimme dem zu.« Der dritte sagte: »Ich denke auch, daß das am besten ist.« So machten sich denn die drei Brüder fertig zur Wanderung und traten die Reise an.
    Die drei Brüder waren aber so mißgelaunt, daß keiner mit dem anderen gehen mochte. So gingen sie zwar alle drei die gleiche Straße, aber jeder vom anderen ein großes Stück entfernt. Der älteste ging am weitesten vorn, dann kam der zweite, dann der dritte!
    Als der älteste ein langes Stück gegangen war, begegnete er einem Alten. Der Alte fragte ihn: »Ich habe mein Kamel verloren. Ist hier nicht ein Kamel entlang gekommen?« Der älteste sagte: »Gewiß ist hier ein Kamel entlang gegangen.« Der Alte fragte: »Hatte es denn ein besonderes Aussehen?« Der älteste sagte: »Ja, es war auf dem linken Auge blind.« Der Alte lief weiter,seinem Kamel nach. Er begegnete dem zweiten Bruder, hielt ihn an und sagte:
    »Ich habe mein Kamel verloren. Ist hier nicht ein Kamel entlang gekommen?« Der zweite Bruder sagte: »Gewiß ist hier ein Kamel entlang gekommen.« Der Alte fragte: »Hatte es denn ein besonderes Aussehen?« Der zweite Bruder antwortete: »Ja, es war auf dem Rücken wund.« Der Alte lief also weiter, seinem Kamel nach. Er begegnete dem dritten Bruder, hielt ihn an und sagte: »Ich habe mein Kamel verloren. Ist hier nicht ein Kamel entlang gekommen?« Der dritte Bruder sagte:» Gewiß ist hier ein Kamel entlang gekommen.« Der Alte fragte: »Hatte es ein besonderes Aussehen?« Der dritte Bruder antwortete: »Ja, es war trächtig.«
    Darauf sagte der Alte zu dem dritten Bruder: »Das Kamel, das ihr drei mir beschrieben habt, ist mein Kamel. Der erste sagte mir, es sei auf dem linken Auge blind; der zweite, es sei auf dem Rücken wund; du sagst mir, es sei trächtig. Ihr kennt also mein Kamel, und auf dem ganzen Weg ist es weit und breit nicht zu sehen. Also müßt ihr drei mein Kamel gestohlen und beiseitegebracht haben. Wenn ihr mir mein Kamel nicht sogleich wiederverschafft, werde ich zum Alkali gehen und euch verklagen.« Der jüngste Bruder sagte: »Ich habe nichts dagegen einzuwenden. Geh zum Alkali. Es paßt sehr gut, daß wir auch gerade auf dem Wege zum Alkali sind.«
    Der Alte kehrte um. Er ging nun mit den drei Brüdern zum Alkali. Der älteste Bruder kam an. Der zweite Bruder kam an. Der jüngste Bruder kam an. Der Alte trug seine Sache dem Alkali vor. Er sagte: »Mein Kamel ist mir gestohlen worden. Ich bin von der anderen Seite gekommen, also konnte niemand auf dieser Seite mein Kamel sehen. Heute morgen war es nicht mehr da. Ich ging nach dieser Seite und traf diese drei Leute, die getrennt voneinander gingen. Ich fragte den ersten, ob er mein Kamel gesehen habe. Er sagte, daß er ein Kamel gesehen habe, das auf dem linken Auge blind war. Ich fragte nachher den zweiten,ob er mein Kamel gesehen habe. Er sagte, daß er ein Kamel gesehen habe, das auf dem Rücken wund war. Ich fragte nachher den dritten, ob er mein Kamel gesehen habe. Er sagte, daß

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