Schwarze Sonne Afrika
»Ich brachte die Schüssel mit Reis herein. Der älteste nahm den Deckel ab, blickte hinein und sagte, ohne erst versucht zu haben: »Die Bereitung ist gut, aber der Reis ist beschmutzt.« Der zweite blickte in die Schüssel und sagte, ohne erst versucht zu haben: »Der Reis ist gut, aber das Fleisch darin ist Hundefleisch!« Der jungte blickte in die Schüssel und sagte, ohne erst versucht zu haben: »Der Reis ist gut; die Bereitung ist gut; aber der Alkali selbst ist ein Bastard!« Als ich das hörte, bin ich aufgestanden und hinausgegangen.«
Der Alkali sagte zu dem Sklaven: »Rufe mir die Sklavin, die den Reis bereitete.« Der Sklave ging; er rief die Sklavin. Die Sklavin kam. Der Alkali sagte zu ihr: »Ich gab dir den Auftrag, eine Schüssel Reis zu bereiten. Wie kommt es, daß man von dem Reis sagen kann, er sei schmutzig.« Die Sklavin begann zu weinen und sagte: »Es ist wahr, ich habe, ehe ich den Reis bereitete, mich von meinem Freund beschlafen lassen und dann in der Eile vergessen, mich zu waschen.« Der Alkali sagte: »Es ist gut! Geh!« Die Sklavin ging.
Der Alkali sagte zu dem Sklaven: »Rufe mir den Schlächter, der den Hammel geschlachtet hat.« Der Sklave ging; er rief denSchlächter. Der Schlächter kam. Der Alkali sagte zu ihm: »Ich gab dir den Auftrag, ein Schaf zu schlachten, damit den jungen Leuten ein gutes Gericht vorgesetzt werden könne. Wie kommt es, daß man sagen kann, das Fleisch in der Speise sei von einem Hund!« Der Schlächter dachte nach und sagte: »Die Sklavin kam vorhin zu mir und kaufte bei mir ein ganz junges Lamm. Das Lamm war von einem Schaf geworfen, aber ich muß zugeben, daß ich nie sah, daß ein Hammel das Schaf deckte – wohl aber, daß ein männlicher Hund vielfach auf meinem Hof mit dem Schaf spielte. Also könnte sehr leicht nicht ein Hammel, sondern der Hund das Schaf gedeckt haben.« Der Alkali sagte: »Es ist gut! Geh!« Der Schlächter ging.
Darauf begab sich der Alkali zu seiner Mutter und sagte: »Meine Mutter, es sind heute drei junge Männer zu mir gekommen, das sind die Söhne eines sehr weisen Mannes. Die drei jungen Männer wissen in allen Dingen Bescheid. Sie haben mir bewiesen, daß sie so weise sind wie ihr Vater. Ich habe alles, was sie sagen, nachgeprüft und habe gefunden, daß sie sich in nichts täuschen. Diese drei jungen Männer haben nun auch gesagt, ich sei ein Bastard! Sage mir, meine Mutter, was daran wahr ist, denn ich muß gerecht sein!« Als die Mutter des Alkali das hörte, begann die alte Frau zu weinen. Sie sagte nichts. Sie weinte. Der Alkali sagte: »Sage mir meine Mutter, was daran ist. Ich werde nicht zürnen. Ich bin aber Alkali, und als solcher muß ich die Wahrheit wissen.« Die alte Frau weinte. Sie weinte und sprach nicht. Der Alkali sagte: »Sprich! Ich muß es wissen!«
Die alte Frau, die Mutter des Alkali, sagte: »Es ist wahr. Die drei jungen Leute haben die Wahrheit gesagt. Dein Vater war einmal im Krieg. Er blieb sieben lange Jahre fort. Ich blieb immer treu. Eines Tages aber war ich sehr erregt. Dein Vater war schon so lange fort, daß ich nicht mehr an seine Rückkehr glaubte. Ich dachte, er wäre schon längst im Krieg gefallen. Ich war noch jung und meiner Erregung nicht mehr Herr. Es warein alter Sklave, nur dieser eine alte Sklave im Dorf. Der alte Sklave beschlief mich. Wenige Tage später kam dein Vater aus dem Krieg zurück. – Das ist fünfundsechzig Jahre her. Es weiß das aber außer mir kein lebender Mensch.« Der Alkali ging.
Der Alkali ließ die drei jungen Leute zu sich kommen und sagte: »Ich hoffe, daß ihr nun genügend ausgeruht habt. Nun tragt mir vor, was eure Angelegenheit ist.« Der älteste der drei Brüder sagte: »Unser Vater war ein großer Tungutu. Einige Zeit vor seinem Tode ließ er uns drei Brüder, seine Söhne, zu sich kommen und sagte: »Wenn ich einmal sterbe, dürft ihr mein Besitztum nicht teilen, sondern ihr müßt es zusammenhalten. Denn unter denen, die teilen, ist ein Bastard, und wenn ich euch auch nicht sage, wer es ist, so genügt doch die Tatsache, um diese Vorsicht zu üben. Ich wiederhole also, daß ihr allein schon aus diesem Grunde nach meinem Tode meinen Besitz nicht teilen, sondern ihn zusammenhalten sollt!« Dann aber starb unser Vater, und von dem Augenblick an sind wir in Mißtrauen und in Uneinigkeit. Jetzt sollst du uns sagen, wie wir aus diesem ständigen Streiten und Mißtrauen herauskommen können und was an der Sache mit dem Bastard Wahres ist.« Die
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