Schwarze Sonne Afrika
träufeln. Sie schnitt dem schwarzen Hahn die Kehle durch und ließ das ausströmende Blut in den Fluß träufeln. Dann sagte sie zu den Leuten: »Nunmehr könnt ihr angreifen.«
Die Mannschaft der Königin Na-Manj ergriff ihre Waffen. Sie begann auf die Stadt des Königs zu schießen. Aus der Stadt des Königs kam keine Antwort. Die Mannschaft der Königin Na-Manj schoß weiter, immer wieder, bis alles Pulver verschossen war. Aber keine Antwort kam von der Insel des Königs. Die Königin Na-Manj sagte: »Jetzt wird es Zeit, über den Fluß zu gehen.«
In diesem Augenblick erhob sich der kleine Jinesklave aus dem Wasser. Er schwebte über dem Wasser. Darauf begann ihm die Zunge aus dem Mund zu wachsen. Sie wuchs immer weiter vor, so daß sie über das Gesicht auf den Hinterkopf zurückschlagen konnte. Dann wuchs die Zunge immer mehr in die Länge und in die Breite, so daß sie sich ausdehnte wie eine dicke Wolke. Plötzlich schnellte der kleine Jinesklave die gewaltige Zunge nach vorn und traf mit ihr auf einen Heerhaufen am Land. Soweit die Zunge reichte, wurde alles, was auf dieser Fläche vordem lebendig umherging, zerschmettert und zermalmt. Es blieb kein Leben auf diesem Boden. Der kleine Jinesklave nahm seine Zunge wieder empor und über den Kopf. Wieder schnellte er sie nach vorn. Wieder wurde ein Heerhaufen unter ihrem wuchtigen Schlag zertrümmert und zermalmt. Wieder zog er das mächtige Gebilde empor, mehrmals traf der Schlag der Riesenzunge auf das Volk Na-Manjs, dann war die Königin mit all ihren Leuten vernichtet, und von allen Menschen blieb nur noch die Bossofrau Pa-Sini-Jobu am Leben.
Der kleine Jinesklave aber ergriff die Frau, zog sie an sich und nahm sie mit sich unter den Spiegel des Wie. Da unten brachte er sie in sein Haus.
In seinem Haus sagte der kleine Jinesklave zu Pa-Sini-Jobu: »Dieses war notwendig und nicht zu vermeiden. Ich habe dir damit Bitteres zugefügt, aber du hast es nicht anders gewollt. Nunmehr aber will ich dir einiges von der (magischen) Kraft und der Kunst der Jine zeigen und will dir eröffnen, wo die Größe deiner Zukunft liegt. Sieh also hierher und merk auf das, was ich dir zeigen und was ich dich lehren werde.«
Der kleine Jinesklave nahm darauf drei Töpfe. Er sagte zu Pa-Sini-Jobu: »Du siehst, sie sind alle drei ganz leer.« Dann nahm er drei Deckel und deckte einen jeden über je einen Topf. Nach einiger Zeit hob er die Deckel auf, da waren alle drei Töpfe gefüllt. Der erste Topf war angefüllt mit Die (Blut). Der zweite Topf war angefüllt mit Jugu duo (Blättern). Der dritte Topf war angefüllt mit Tungu (Zaubermitteln, entspricht den Kirsi der Bammana). Jine fragte: »Weißt du, wozu alles dieses ist?« Pa-Sini-Jobu sagte: »Nein, ich weiß es nicht.«
Der kleine Jinesklave sagte: »Ich will es dir erklären. Merk dir's und vergiß nichts.«
Darauf berichtete der kleine Jinesklave von allen Krankheiten und allem Unglück und allem Wesen der Erde, und er setzte genau auseinander, wie dieser oder jener Sache beizukommen, wie jene Krankheit zu behandeln, wie einem Unglück zu steuern sei. Er setzte ihr auseinander, daß alles, was im Wesen der Erde bei Krankheit und Unglück Einfluß und Besserung schaffen könne, in diesen drei Töpfen enthalten sei.
Der kleine Jinesklave sagte zu Pa-Sini-Jobu: »Du hast Unrecht getan als Bossofrau. Denn die Bosso sollen fischen, ihre Landarbeit und ihre sonstigen Beschäftigungen ausüben. Sie sollen aber nicht in den Krieg ziehen. Die Bosso sind kein kriegerisches Volk und sollen sich mit kriegerischer Tätigkeit nichtabgeben. Danach richte dich in Zukunft. Nimm diese drei Töpfe mit dir und gehe in dein Land zurück! Verfahre mit dem Inhalt so, wie ich es dich gelehrt habe, und du wirst angesehener sein, als je eine Bossofrau vor dir es gewesen ist.«
Darauf gab der kleine Jinesklave der Pa-Sini-Jobu die drei Töpfe. Sie nahm sie und ging mit ihnen von dannen.
Bana Baïnde
Im Dorfe Korro lebte eine Frau, die war schon seit fünf Monaten schwanger, als ihr Mann starb. Das Kind war erst fünf Monate im Mutterleib, da starb sein Vater. Dann kam die Zeit, in der die Frau gebären sollte. Wenige Tage vorher ging sie nochmals mit andern Frauen in den Wald, um Holz aufzusuchen. Als sie im Wald waren, stürzte eine Räuberbande aus dem Busch, packte die Frauen und schleppte sie fort. Aber die schwangere Frau kam nicht weit mit. Die Räuber mußten sie liegen lassen. Denn die Wehen setzten ein. Die Frau schleppte sich noch
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