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Schwarze Sonne Afrika

Titel: Schwarze Sonne Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Frobenius
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war nicht zum Leben zurückzurufen.
    Weit fort lebte ein Mann namens Jena (oder Djena), der hörte von dem toten Hammel und glaubte als Tungutu über genügend Kräfte zu verfügen, um das schwierige Stück ausführen zu können. Er machte sich auf den Weg und kam zu Pa-Sini-Jobu. Pa-Sini-Jobu sagte: »Jena, ich habe schon von dir gehört und weiß, daß du über ganz besondere Kräfte verfügst. Nun ist hier ein ganz eigener Fall. Dieser Hammel ist vor kurzer Zeit erschossen und er soll wieder zum Leben erweckt werden. Wenn du das vollbringst, sollst du mich als Frau haben.«
    Jena sah den Hammel an. In jener Nacht, als er erschossen wurde, waren Schakale gekommen und hatten das Tier angefressen und ein Stück herausgerissen. Außerdem war der Kadaver nun schon recht alt und in Verwesung übergegangen. Jena sah, daß die Sache sehr schwer war; außerdem wollte er die (magischen) Kräfte Pa-Sini-Jobus auf die Probe stellen, und so sagte er: »Es ist gar keine Schwierigkeit, diesen Hammel ins Leben zurückzurufen. Aber leider haben irgendwelche Raubtiere ein Stück der Leber herausgerissen. Wenn du mir nun diese Stücke zur Stelle schaffen kannst, dann kann ich den Hammel sogleich wieder ins Leben zurückrufen.«
    Pa-Sini-Jobu sagte: »Wenn es sich um nichts anderes handelt, so ist die Angelegenheit sehr bald erledigt; denn es gibt nichts Einfacheres als das.« Sie rief einen Sklaven herbei und sagte: »Geh in den benachbarten Wald. Du findest dort die Reste einersehr alten, zerstörten Stadt. Es steht daneben noch ein mächtiger Baobab (Affenbrotbaum). Neben dem Baobab ist im Boden eine tiefe Grube. In die Grube steige hinein. Du wirst darin zwei Schakale antreffen. Den beiden Schakalen sage, daß sie so schnell wie möglich zu mir kommen sollen.«
    Der Sklave ging in den Wald. Neben dem Baobab war die tiefe Grube. Er stieg hinein und traf richtig darin zwei Schakale an. Er sagte zu ihnen: »Pa-Sini-Jobu befiehlt euch, sogleich zu ihr zu kommen.« Darauf machten sich die beiden Schakale auf den Weg und liefen so schnell sie konnten in das Dorf zu Pa-Sini-Jobu.
    Pa-Sini-Jobu sagte: »Hier ist vor einiger Zeit der große Hammel des Königs in einer Nacht totgeschossen worden. Ihr seid vorbeigekommen und habt ein Stück der Leber herausgerissen. Ist es nicht so?« Die beiden Schakale sagte: »So ist es, und seitdem haben wir weder gekackt noch uns übergeben, so daß jeder noch das Stück, das er herausgerissen hat, im Leibe haben muß. Such also nur ein Mittel, uns zu entleeren, und du wirst die gesuchten Hammelteile finden.« Pa-Sini-Jobu sagte: »So übergebt euch auf der Stelle.« Die beiden Schakale würgten und brachen auch richtig die Masse heraus.
    Der Auswurf war aber ganz unkenntlich, und Jena war weder imstande die Leber wieder herzustellen, noch vermochte er den Hammel wieder ins Leben zurückzurufen. Jena sagte zu Pa-Sini-Jobu: »Du hast mit deiner Geschicklichkeit und unter Anwendung deiner (magischen) Kräfte die verlorengegangenen Teile wieder herbeigebracht, so daß ich dich nicht genug bewundern kann und deine Überlegenheit ohne weiteres anerkenne. Aber ich bin nicht imstande, den Hammel wieder ins Leben zurückzurufen.« Damit kehrte Jena wieder in sein Land zurück.
    Der Hammel des Königs (König = Sembeng oder Kaneke) verweste und stank immer mehr. Die Frau des Königs weinteTag und Nacht, weil er nicht mehr zum Leben zu erwecken war. Der König sandte noch einmal zu Pa-Sinijobu und ließ fragen: »Weißt du kein Mittel, den Hammel wieder lebendig zu machen?« Pa-Sini-Jobu ließ antworten: »Es ist gut. So will ich diese Sache denn selbst machen. Der Hammel soll wieder leben. Wenn das aber geschehen ist, so werde ich von dannen ziehen. Und ich werde niemals einen Bosso heiraten, denn die Männer meines Volkes vermögen nichts! Daher will ich nachher nichts mehr mit ihnen zu tun haben, sondern das Land verlassen.« Darauf ließ der König alle Kie (Spielleute, die Dialli der Mande) zusammenkommen, damit sie ihre Kalebassen schlügen. Die Kie nahmen rund herum Platz. In der Mitte ließ sich Pa-Sini-Jobu nieder. Infolge ihrer Eigenschaften als Tungutu hatte sie so lange Haare, daß sie weit, weit am Rücken herabfielen und sie so auf dem eigenen Haar statt auf einem Sessel oder einer Matte niedersitzen konnte. Diese Haare waren eine Folge ihrer (magischen) Kräfte. Die Kie begannen den Takt zu schlagen. Die Kie spielten. Sie spielten und sangen, schnell und immer schneller. Pa-Sini-Jobu begann in

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