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Schwarze Sonne Afrika

Titel: Schwarze Sonne Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Frobenius
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beschießen. Er schoß die 200 Bogen ab. Die Mauern stürzten.
    Der Vater sagte: »Wenn du das so weiter machst, werden dich die Leute bald zum Edsu machen.«
    Der Vater sagte zu seinem dritten Sohn: »So geh, nimm Nadel und Zwirn und zeige mir, wie du es machen wirst.« Der dritte Sohn ging in das Haus. Er brachte Nadel und Faden. Er legte die Nadel unter einen Baum auf die Erde. Er stieg mit dem Faden auf den Baum. Er ließ vom Baum den Faden herab. Er ließ von oben den Faden durch die Öse fallen. Dann zog er die eingefädelte Nadel zu sich herauf. Der Vater sagte: »Wenn du so weiter machst, wirst du bald ein reicher Mann sein.«
    Der Vater starb. Als er gestorben war, machte sich der älteste Sohn auf den Weg. Er ging ins Haussaland. Er traf unterwegs einen Mann. Er fragte den Mann: »Wo gehst du hin?« Der Mann sagte: »Ich gehe nach Bida.« Er fragte den Mann: »Was machst du in Bida?« Der andere sagte: »Ich bin ein Lügner. Ich bin der beste Lügner im Haussaland. In Bida wohnt ein Mann, der ist der beste Lügner im Nupeland. Ich will sehen, wer besser lügen kann. Ich will sehen, ob er mehr lügen kann als ich.« Der erste Sohn sagte: »Dann gehe ich mit dir nach Bida.« Sie machten sich auf den Weg nach Bida. Sie kamen nach Bida.
    Der Nupelügner in Bida hörte, daß der Haussalügner unterwegs zu ihm sei. Der Bidalügner sagte: »Grabt mir ein tiefes Loch. Stellt viele Kalebassen hinein. Bringt mir Essen und Trinken. Ich werde mich in der Erdhöhle verstecken. Wenn der Haussalügner kommt, sagt ihm, daß ich in den Himmel gegangen sei, um ein Palaver mit Soko zu erledigen.« Die Leute gruben ein Loch. Sie stellten Kalebassen hinein. Der Nupelügner stieg hinein, sie deckten die Grube zu.
    Der Haussalügner kam an. Die Leute des Nupelügners empfingen ihn in der Katamba. Der Haussalügner fragte: »Wo ist denn der große Nupelügner?« Die Leute sagten: »Der große Nupelügner ist in den Himmel gegangen. Er erledigt ein Palaver mit Soko (Gott).« Der Haussalügner sagte: »Zeigt mir doch den Weg zum Himmel.« Die Leute führten ihn zu der Erdgrube. Der Haussalügner beugte sich über die Decke. Unten schlugder Nupelügner die Kalebassen aneinander. Die Leute sagten: »Hörst du den Streit?« Der Haussalügner sagte: »Ja, ich höre es! Das ist gut gelogen.«
    Der Haussalügner sagte: »Gebt mir zu trinken!« Die Leute des Nupelügners gingen morgens um 6 Uhr fort, um Wasser zu holen. Sie blieben den Tag über fort. Sie kamen abends um 6 Uhr wieder. Sie gaben dem Haussalügner eine kleine Kalebasse mit Wasser. Der Haussalügner sagte: »Um mir eine kleine Kalebasse voll Wasser zu bringen, braucht ihr vom Morgen um 6 Uhr bis abends um 6 Uhr?«
    Die Leute des Nupelügners antworteten: »Wir wollten dir sehr gutes Wasser bringen. Deshalb sind wir zum Dreschplatz gegangen und haben von der Tenne (die bekanntlich der trockenste Platz im ganzen Gehöft ist) mit den Fingerspitzen einen Wassertropfen nach dem anderen aufgelesen und in die Kalebasse getan.« Der Haussalügner sagte: » Ihr lügt besser als ich und meine Leute!«
Die fünf Sklaven
    Ein Mann heiratete ein junges Mädchen. Die junge Frau wurde nicht schwanger. Die Frau wurde ganz alt. Der Mann schlief noch einmal bei ihr. Da wurde sie schwanger. Ihr Knie schwoll an. Das Knie schwoll mehr und mehr an. Der Mann sagte: »Bisher hat die Frau mir kein Kind gegeben. Gott (Soko) wolle mir helfen, wenn das Kind schlecht ist!«
    Am anderen Tage schwoll das Knie der Frau noch mehr an. Der Vater nahm seine Hacke und ging auf die Farm. Die Frau nahm einen Topf und ging zum Fluß hinab. Sie schöpfte den Topf voll Wasser. Sie trug ihn heim. Sie wollte den Topf absetzen. Sie stützte ihn gegen das geschwollene Knie. Das Knieplatzte auf. Aus der Öffnung kam ein ganz kleines Kind heraus. In der einen Hand hatte das Kind einen Bogen und Pfeil, in der andern ein Messer. Die Mutter erschrak. Das Kind sagte: »Weshalb erschrickst du? Dein Mann hat gesagt, daß Gott ihm helfen solle, wenn ich ein schlechtes Kind wäre. Ich bin aber kein schlechtes Kind.« Dann lief der kleine Junge mit seinen Waffen hinaus in die Farm, in der der Vater arbeitete.
    Der kleine Junge war ganz klein. Er war noch kleiner als andere Kinder, die eben geboren sind. Er lief mit den Waffen durch die Farm. Der Vater sah ihn kommen. Der Vater erschrak. Der Vater wollte weglaufen. Der kleine Knabe rief: »Weshalb willst du weglaufen? Ich bin das Kind, das aus dem Knie deiner Frau geboren ist. Ich

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