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Schwarze Stunde

Schwarze Stunde

Titel: Schwarze Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feher
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hätte, würde ich einen Club mieten. Aber so wird es wohl eher eine Homeparty werden.«
    »Nimm doch das Jugendfreizeitheim«, schlägt Alena vor. »Das kostet nicht viel, und man kann sogar selber Getränke mitbringen, das kommt noch billiger, als wenn man sie da bestellt.«
    Ich schüttle den Kopf. »Das Freizeitheim ist mir viel zu versifft. Außerdem besteht immer die Gefahr, dass Typen reinkommen, die man gar nicht eingeladen hat. Und mal ehrlich: Wer volljährig wird, will ja wohl nicht da feiern, wo sonst nur Zahnspangen abhängen.«
    »Das kannst du doch verhindern. Die Anlage dort ist super und die Tanzfläche groß genug für richtig viele Leute. Oder willst du nur mit dem engsten Kreis in eine Sushi-Bar?«
    »Unsinn«, erwidere ich, obwohl Alena gar nicht so falsch liegt mit dem engsten Kreis. Eigentlich möchte ich vor allem mit Corvin feiern. Nur wir zu zweit, romantisch essen gehen und danach noch ins Unterholz , das wäre die Geburtstagsfeier, nach der mir wirklich der Sinn steht. Unwillkürlich lächle ich vor mich hin.
    »Woran denkst du?«, will Alena prompt wissen, ihr entgeht nicht eine Regung von mir, sie will in mich dringen, mich einverleiben wie ein Hai. Ich versuche, mein Lachen locker klingen zu lassen, doch es kommt gekünstelt und rau aus meiner Kehle.
    »An nichts Besonderes«, beeile ich mich zu sagen, »ich freue mich einfach darauf, volljährig zu werden. Keine Vorschriften mehr, tun und lassen zu können, was ich will. Geht es dir nicht so? Einen Monat nach mir ist ja auch dein großer Tag.«
    »Tun und lassen, was du willst«, wiederholt sie, ohne auf meine Frage einzugehen. »Damit meinst du wohl auch Schwarze und dich.Was ist denn jetzt mit euch? Habt ihr euch mal wieder getroffen?«
    Die Art, wie sie mich ansieht. Der Blick leicht abwartend, als wüsste sie bereits, dass ich ihr sowieso nicht die Wahrheit sage. Noch nie ist es mir so schwergefallen, Alena einzuschätzen. Seit ich ihr von der Begegnung mit Corvin im Flugzeug erzählt habe, verhält sie sich zwiespältig. Manchmal wirkt sie misstrauisch, fast feindselig, dann wieder sucht sie mehr denn je meine Nähe, und ich habe sogar unterschwellig das Gefühl, es könnte mehr dahinterstecken als die normalen kleinen freundschaftlichen Zärtlichkeiten, wie viele Mädchen, die sich mögen, sie untereinander austauschen. Aber sie hält zu mir, vielleicht habe ich mich getäuscht. Und wenigstens hat sie mittlerweile damit aufgehört, mir Manuel wieder einreden zu wollen!
    »Warte kurz«, sage ich, um etwas Zeit zu gewinnen. »Ich bin gleich wieder da.« Noch etwas wackelig auf den Beinen stehe ich auf, ziehe aus der Schultasche mein kleines Kosmetiktäschchen heraus und murmele etwas von »Periode«. Alena weiß nicht, dass in dem Täschchen auch mein Handy steckt, meist trage ich es direkt am Körper, ich gehe und verschwinde im Bad, um endlich nach Corvins Nachrichten schauen zu können. Sorgfältig riegele ich ab, klappe den Klodeckel hörbar hoch und setze mich drauf, öffne mein Postfach. Zwei geschlossene virtuelle Briefumschläge blinken mir entgegen, der erste enthält als Absender nur eine unbekannte Nummer.
    Wann stirbst du? Finde deine schwarze Stunde heraus , steht dort. Öffne den Link über internet mobile, und du siehst, wie alt du wirst.
    Panikartig drücke ich auf die Löschtaste und blicke mich um, als wäre mir jemand gefolgt und würde mir hier auf der Toilette auflauern. Ruhig bleiben, versuche ich mir einzureden; solcher Quatsch wird auch über soziale Netzwerke gepostet, es muss gar nichts bedeuten, ich werde den Teufel tun und so etwas ernstnehmen. Die SMS muss nicht einmal von jemandem stammen, der mich kennt. Natürlich tut sie es doch.
    Die nächste ist tatsächlich von Corvin, sofort wird mir von innen her ganz warm und auch das Zittern verschwindet, das von mir Besitz ergriffen hat.
    Bevor ich sie öffne, schließe ich die Augen und hauche einen Kuss auf das Display.
    Meine liebste, habe mir solche sorgen gemacht, zu dumm dass ich nicht wegkonnte, aber franziska hat mich völlig mit der nachbereitung belegt und nach euch hatte ich gleich die nächste klasse. Denke immerzu an dich, bitte schreib mir, ob es dir wieder besser geht. Bin bei dir, dein c.
    Ich drücke das Telefon an meine Brust und lächle still in mich hinein. Bin bei dir, dein c. Etwas Schöneres hätte er gar nicht schreiben können. Eilig drücke ich auf Antworten; Mach dir keine Sorgen, schreibe ich; alles ist wieder gut, muss was

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