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Schwarze Stunde

Schwarze Stunde

Titel: Schwarze Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feher
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Schlechtes gegessen haben, bei der Wärme ist das nicht schwer. Vermisse dich, bis morgen, Kuss deine V.
    Corvins SMS hat mich so gestärkt! Ich drücke die Klospülung und wasche mir gründlich die Hände, schiebe mein Telefon wieder in die Kosmetiktasche zurück, dann gehe ich zurück zu Alena, bemüht, das Strahlen in meinen Augen zu unterdrücken. Sie sitzt bereits zur Tür gewandt auf meiner Bettkante und blickt mir so aufmerksam entgegen, dass ich das Gefühl habe, ausgesaugt zu werden.
    »Wenn ich meine Tage habe, wird mir auch manchmal schlecht«, gesteht sie. »Also, was ist: Gibt es Neuigkeiten über dich und deinen Corvin?«
    Ich kann ihr nicht alles sagen, egal wie sehr sie mich drängt. So rätselhaft sie sich auch verhält, alles in mir schreit, dass genau das ein Fehler wäre, dessen Auswirkungen ich nicht annähernd absehen kann. Zu deutlich spüre ich, dass ich vor nichts und niemandem mehr sicher wäre, wenn Alena wüsste, wie nahe Corvin und ich uns bereits gekommen sind. Dabei brauche ich jemanden, eine Eingeweihte, einen Zufluchtsort, wenn ich nicht mehr weiter weiß und die Schlinge um meinen Hals sich immer mehr zuzieht. Wenn ich weiter solche seltsamen Drohungen bekomme wie in den letzten Wochen. Meine Mutter kommt dafür nicht infrage, nicht, wenn ich mir so etwas leiste, wie ein Verhältnis mit meinem Englischlehrer zu haben. So tief vertrauen wir einander nicht. Es bleibt nur Alena, aber es geht nicht, ich kann es ihr nicht sagen. Nicht, dass wir uns zueinander hingezogen fühlen wie zwei Magnete und uns wieder getroffen haben, uns immer wieder sehen wollen, privat und ohne die Schule, und nicht, wie schön es mit Corvin ist, wie lebendig und frei ich mich an seiner Seite fühle. Wie anders es mit ihm ist als mit unseren Mitschülern und ihren spießigen Vorstellungen von Liebe und Partnerschaft. Es geht einfach nicht, sie würde es nicht nachvollziehen können. Ich muss das alles mit mir allein ausmachen, muss unsere Liebe geheim halten.
    Vom Korridor her höre ich, wie der Schlüssel im Schloss herumgedreht wird, dann die Schritte meines Vaters im Flur. Jetzt ist der Moment ohnehin vorbei, ich muss nur noch überlegen, wie ich schnellstmöglich das Thema wechsle. Gerade fällt mir etwas ein, das ich sagen will, da richtet sich Alena mit einem Ruck kerzengerade auf.
    »Du hast mit dem Typen gepoppt«, sagt sie.
    »Nein!« Ich schreie beinahe, dämpfe jedoch meine Stimme sofort wieder, mein Vater darf nicht hereinkommen, nicht jetzt. »Es läuft nichts zwischen uns und es wird auch nichts laufen. Corvin hat es nicht einmal versucht, seitdem er mich in der Schule gesehen hat, und mir ist inzwischen klar, dass mein Gefühl nach dem Rückflug aus London bloß Schwärmerei war. Genau wie in der Schule jetzt alle für ihn schwärmen.«
    Alena schweigt. Unsere Blicke umkreisen sich wie zwei lauernde Hunde, in ihrem Gesicht versuche ich zu lesen, ob sie doch längst mehr weiß oder zumindest ahnt. Ob sie mir heimlich gefolgt ist, als ich mit Corvin ins Kino gegangen bin.
    »Was ist eigentlich mit deiner Theorieprüfung?«, frage ich sie. »Sorry, danach hätte ich gleich fragen sollen, aber bei mir war gestern Abend so viel los, ich musste nach dem Frauenarzt noch meiner Mutter helfen. Hast du bestanden?«
    Sie lehnt sich zurück und fixiert mich, verschränkt ihre Arme vor der Brust und ihr Blick wandelt sich von einem eindringlichen Starren zu einer gelassenen, gönnerhaften Miene. Sie weiß Bescheid, denke ich. Andererseits kann es nicht sein.
    »Ich bin durchgefallen«, äußert sie knapp. »Kein Wunder, wenn man von der besten Freundin hängen gelassen wird.« Sie glaubt mir nicht. Nicht einmal den unaufschiebbaren Termin beim Frauenarzt, aber an dem muss ich jetzt festhalten, um mich nicht immer weiter in Lügen zu verstricken. Auf keinen Fall aber darf sie alles wissen, ich muss die Gerüchte um uns beenden, ehe sie wirklich aufgekeimt sind. Also erzähle ich Alena, dass ich ihn im Unterholz gesucht hatte, bevor sie und ich auf dem U-Bahnhof ineinandergerasselt sind, und dass wir einmal zusammen einen Spaziergang gemacht haben.
    »Da lief aber nicht viel«, versichere ich. »Dazu waren wir viel zu verwirrt, für ihn ist das auch nicht leicht. Eigentlich wissen wir nur eines ganz genau – dass es nicht geht.«
    »Ihr seid aber zusammen?«
    Ich hebe die Schultern und wiege den Kopf hin und her, zucke mit den Achseln und schüttele schließlich entschieden den Kopf. Alena stellt ihren Blick

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