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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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froh, sich verabschieden zu können und so schnell wie möglich hinaus auf die anonyme Straße zu treten, wo der kalte Wind ihm im Gesicht brannte und der Regen seine Tränen verbarg.

11
    Für Hester verschwammen Tage und Nächte zu einem einzigen erschöpfenden Kreislauf. Sie waren alles in allem über ein Dutzend Frauen in der Klinik, einschließlich Bessie, Claudine, Mercy und Flo. Drei hatten sich durch Unfälle oder Gewalteinwirkung Verletzungen zugezogen, fünf hatten Fieber und eine Stauung in der Lunge, die sich als Lungenentzündung herausstellen konnte, aber auch als frühes Stadium der Pest – sie würden es allzu bald wissen. Zwei waren bereits gestorben, eine an Herzversagen, eine andere an inneren Blutungen.

    Natürlich konnte auch Squeaky Robinson sehr zu seiner Empörung das Haus nicht verlassen. Sutton hatte beschlossen, zurückzukehren und sich mit dem kleinen Terrier Snoot daranzumachen, die Ratten zu fangen. Lebensmittel und Wasser wurden im Hof deponiert, und die Männer mit den Hunden schafften alles auf die Schwelle der Hintertür. Wenn Hester die Sachen reinholte, sah sie einen von ihnen halb verborgen im Schatten an der Wand stehen, den Hund zu seinen Füßen. Es gab ihr ein Gefühl der Sicherheit und erinnerte sie gleichzeitig daran, dass sie genauso eingesperrt war wie die anderen.
    Mercy half ihr, die Kübel mit Wasser hineinzutragen, die sehr schwer waren. Zwei stellten sie in die Küche, die anderen in die Waschküche an die Wand.
    Â»Wir müssen das Wasser mehrfach nutzen«, sagte Hester unglücklich. »Es ist nicht das Beste, aber wir müssen darauf achten, dass es uns nicht ausgeht. Bei so hohem Fieber ist es wichtiger zu trinken, als sauber zu sein, und ich glaube nicht, dass wir beides hinbekommen.«
    Mercy lehnte sich an den Waschzuber, der das Wasser aus der Mangel auffing. Sie sah blass und sehr müde aus, aber sie lächelte. »Dabei merkt man erst, was für ein Segen es ist, zu Hause Wasser zu haben. Man muss nur jemanden darum bitten, und schon wird es gebracht!«
    Hester sah sie voller Zuneigung an. In der kurzen Zeit, seit sie sich kannten, war sie ihr bereits richtig ans Herz gewachsen, obwohl sie immer noch sehr wenig über die junge Frau wusste. Sie war gütig im Umgang mit den Kranken und besaß eine Engelsgeduld, und obwohl sie aus einer vollkommen anderen Welt kam, behandelte sie die Frauen nie von oben herab – anders als Claudine, deren schlechte Laune stets dicht unter der Oberfläche brodelte. Obwohl Hester feststellte, dass sie auch Claudine auf ihre Art mochte.
    Sie häuften die schmutzigen Bettbezüge in die Ecke, und dann schüttete Mercy mehr Kohlen aus dem Kohleneimer unter den Waschkessel, um das Wasser zu erhitzen. Es war eine
schwere Arbeit, und als sie fertig war, war sie voller Rußflecken. Sie lehnte sich zurück, stellte den Kohleneimer weg und sah erschrocken an sich hinunter. »Warum, um alles in der Welt, tragen wir weiße Schürzen?«, fragte sie empört. »Wer sich das ausgedacht hat, hat offensichtlich nie die Wäsche gewaschen!«
    Hester lächelte. »Machen Sie sich darüber keine Sorgen, das ist guter, sauberer Schmutz.«
    Erst war Mercy verdutzt, dann ging ihr auf, was Hester meinte, und sie entspannte sich und erwiderte Hesters Lächeln. Es war halb zehn am Abend, und die meisten Aufgaben für den heutigen Tag waren erledigt, sofern sich Tag und Nacht noch unterscheiden ließen.
    Â»Waren Sie wirklich auf der Krim?«, fragte Mercy ein wenig schüchtern.
    Hester war überrascht. »Ja. Die meiste Zeit kommt es mir vor wie eine fremde Welt, aber im Augenblick fällt es nicht schwer, mich daran zu erinnern.« Sie biss sich ein wenig reumütig auf die Lippen. Dort hatte es sehr viel mehr Tote gegeben; sie waren jeden Tag davon umgeben gewesen – brutales und schreckliches, weitestgehend sinnloses Leid, das Menschen von ihren Mitmenschen zugefügt worden war. Aber zwischen Krieg und Mord bestand ein großer Unterschied, selbst wenn es Zeiten gab, wo das schwer zu erklären war. Ganze Stunden verstrichen, in denen sie vergaß, dass Ruth Clark ermordet worden war, geschweige denn, dass sie herausfinden musste, wer das getan hatte.
    Spielte es wirklich noch eine Rolle? Hester stellte bestürzt fest, dass sie nicht einmal mehr sicher war, ob sie es wissen wollte. Es musste jemand aus dem

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