Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
Angst in diesem Augenblick zwischen ihnen stehen zu lassen.
    Â»Was ist?«, fragte Monk.
    Rathbone steckte die Hand in die Tasche und zog sechs goldene Sovereigns und ein wenig Silbergeld heraus. Er reichte Monk die Sovereigns. »Falls Sie Geld für einen Hansom oder
sonst etwas brauchen. Ich gehe davon aus, dass Louvain Sie nicht länger bezahlt.«
    Monk erhob keine Einwände. »Danke«, sagte er, nahm die Münzen und steckte sie in die Innentasche seiner Jacke. »Ich gebe Ihnen Bescheid, falls ich etwas herausfinde. Wenn Sie mich brauchen, hinterlassen Sie einfach eine Nachricht auf dem Revier der Wasserpolizei in Wapping. Ich schaue dort vorbei, oder auch Durban.« Er stand langsam und steif auf, als täte ihm jeder Knochen im Leib weh. Er lächelte leicht, um seinen Worten die Härte zu nehmen. »Niemand wird Sie bezahlen, wenn Sie Gould verteidigen.«
    Rathbone quittierte es mit einem Schulterzucken.
    Sobald Monk gegangen war, schenkte er sich ein Glas Brandy ein, schaute einen Augenblick in die Flüssigkeit und sah das Licht golden darin glühen wie ein Topas in seiner kristallenen Blase. Dann dachte er daran, dass Monk ganz alleine zum dunklen Fluss hinunter und durch die engen Gassen ging, wo er nach Matrosen suchte, die womöglich den Tod in sich trugen, während Hester an einem Ort weilte, der der Hölle glich, und er goss den Brandy zurück in die Karaffe, wobei er mit zitternder Hand ein wenig verschüttete.
    Auf dem Weg nach draußen sprach er kaum ein Wort mit Coleridge, nur so viel, um den Mann zu beruhigen. Draußen auf dem Bürgersteig winkte er den ersten Hansom herbei, der die Straße entlangkam, stieg ein und nannte dem Kutscher die Adresse von Margaret Ballinger.
    Er setzte sich, während die Kutsche losfuhr. Endlich verstand er Margarets merkwürdiges Verhalten vom Vortag. Was für eine Frau! Sie musste verzweifelt bemüht gewesen sein, Geld für Hester zu sammeln, und konnte natürlich niemandem sagen, warum! Was für eine Posse, was für ein verrückter, teuflischer Witz – sie versuchte, sie alle zu retten, und konnte doch mit niemandem darüber sprechen.
    Aber warum hatte sie sich ihm nicht anvertraut? Wenn sie ihm eine Nachricht geschickt hätte, wäre er doch sofort zu ihr
geeilt, und sie hätte es ihm im Privaten anvertrauen können … Seine Gedanken rasten und sprangen aus den Gleisen wie ein Schnellzug mit einem betrunkenen Lokführer, ohne Kontrolle. Wann hatte Margaret es erfahren? Am gleichen Tag wie Monk? Vielleicht hatte sie keine Zeit gehabt, ihn zu informieren? Vielleicht hatte sie ihm nicht vertraut? Oder hatte sie ihm das Wissen ersparen wollen?
    Warum sollte sie das tun? Wusste sie um sein Entsetzen angesichts der Krankheit, das wie eine Flutwelle in ihm aufstieg und Vernunft, Mut, sogar Verstand überschwemmte? Er war sein Leben kein Feigling gewesen, weder moralisch noch körperlich. Er hatte der Gefahr ins Auge geschaut, nicht bereitwillig, aber doch, ohne je zu verzagen oder wegzulaufen.
    Aber diese Krankheit war etwas anderes. Schrecken, Übelkeit, Delirium, das unentrinnbare Wissen um den sicheren Tod, hilflos und ohne Würde.
    Warum brauchte der Hansom so lange? Der Regen führte zu Verkehrsstauungen, als Rollwagen, Hansoms und private Kutschen in den engen, nassen Straßen um Platz kämpften und doch versuchten, nicht aneinander zu stoßen, um sich nicht zu verheddern und nicht mit den Rädern aneinander hängen zu bleiben und sie zu brechen.
    Was für eine Erleichterung würde es sein, Margaret zu sehen, ihr zu sagen, dass er Bescheid wusste, die kostbare Zeit zu genießen, bevor … was? Er würde versuchen, Monks Dieb zu verteidigen, und auch sie … bitte, Gott, nicht in die Klinik! Nein, das durfte sie nicht! Monk hatte gesagt, niemand dürfe das Haus verlassen oder betreten. Dem Himmel sei Dank! Vor lauter Erleichterung brach ihm der Schweiß aus. Er schämte sich dafür, aber es war nicht zu leugnen.
    Doch Hester war allein in der Portpool Lane. Sie hatte nur die Straßenmädchen und Bessie, die ihr beistanden, und Squeaky Robinson, der womöglich zu gar nichts taugte. Er wäre der Erste, der davonliefe. Sie würde ihm die Hunde auf den Hals hetzen müssen! Rathbone weigerte sich, sich das vorzustellen.
Aber Hester würde es tun. Sie wusste, was es bedeutete, wenn er entfloh und die Pest in London

Weitere Kostenlose Bücher