Schwarze Themse
Mr.
Robinson auch.« Die anderen erwähnte sie nicht, denn sie schliefen alle ein oder zwei Stunden, bevor sie die Nachtschicht übernahmen.
In der Küche war Claudine damit beschäftigt, Gemüse für eine Suppe vorzubereiten. Viele der kranken Frauen brachten kaum etwas hinunter. Das Fieber nahm ihnen jeglichen Appetit, aber irgendetwas mussten sie zu sich nehmen und vor allem genügend trinken. Claudine stand, ein langes Messer in der Hand, am Arbeitstisch und versuchte verbissen, eine rohe Karotte in kleine Würfel zu schneiden. Sie murmelte leise vor sich hin.
Hester überlegte, ob sie ihr anbieten sollte, ihr zu helfen, aber sie hatte bereits mit Claudines Temperament Bekanntschaft gemacht, wenn diese sich darüber ärgerte, dass sie sich so dumm anstellte.
Mercy warf Hester von der Seite einen Blick zu, hauptsächlich, weil sie genauso wenig Erfahrung mit Hausarbeiten hatte und wusste, dass die Kochkunst nicht leicht zu erlernen war. Sie füllte den Kessel und stellte ihn auf die Kochstelle.
Claudine hackte weiter.
Squeaky Robinson kam herein, warf einen missbilligenden, ungeduldigen Blick auf Claudine und einen hoffnungsvollen auf Mercy.
Claudine schaute ihn wütend an. »Phantastisch, dass Sie immer wissen, wann der Kessel auf dem Herd steht!«, sagte sie beiÃend.
»Erspart Ihnen, nach mir zu schicken«, antwortete er und setzte sich an den Tisch, damit Mercy ihm den Tee servieren konnte, sobald er fertig war.
»Und warum sollte ich nach Ihnen schicken?«, wollte Claudine wissen und biss die Zähne zusammen, um sich weitere Tiraden zu verkneifen. In dem Moment glitt ihr ein Stück Karotte vom Tisch. Sie bückte sich unbeholfen, um es aufzuheben. Sie war ungeschickt, und sie war sich dessen schmerzlich bewusst.
Squeaky verdrehte die Augen.
Mercy warf Hester einen Blick zu und unterdrückte ein Kichern.
»Wahrscheinlich, weil Sie schon wieder kein Wasser haben«, sagte Squeaky müde. »Ein Lasttier bin ich, jawohl.«
»Sie müssen es nur von der Hintertür holen!«, sagte Claudine verärgert. »Andere arme Teufel müssen es die ganze StraÃe runtertragen, und zwar im Dunkeln, weil sie Angst haben, die Leute sehen sie und wundern sich, warum wir unser Wasser nicht selbst holen. Also vergeuden Sie es nicht! Gestern haben Sie den Boden geputzt, als hätten Sie den halben Ozean, um damit zu spielen.«
»Vielleicht sollten Sie lieber den Boden schrubben, Missus«, erwiderte Squeaky. »Und mir die Karotten überlassen. Ich bekäme es sicher nicht schlechter hin als Sie. Keine zwei Stücke gleich groÃ!«
»Vielleicht ist es Ihnen noch nicht aufgefallen, aber der Herr hat auch keine zwei Karotten gleich geschaffen«, sagte Claudine sofort mit brennenden Augen und das Messer so fest in der Hand, als wollte sie gleich damit auf ihn losgehen.
»Kartoffeln auch nicht«, sagte Squeaky vergnügt. »Nur Erbsen hat er gleich groà gemacht, aber davon haben wir keine. Wissen Sie, was Erbsen sind, Missus?«
»Kosten etwa einen Penny hundert Stück«, antwortete Claudine. »Ungefähr das, was Sie auch wert sind.«
Squeaky sprang mit hochrotem Gesicht auf. »Jetzt reichtâs aber, Sie sauertöpfische alte Kuh! Ich hab genug von Ihrem Schandmaul! Sie sind verflucht nutzlos! Sie können die Mangel nicht bedienen, ohne die Laken zu zerreiÃen, als hätten wir welche zu vergeuden.« Er wies mit dem Finger in ihre Richtung. »Sie können keine Seife machen, Sie können keinen Porridge kochen, ohne dass mehr Klumpen drin sind als im Kohlenkasten! Sie kriegen den verdammten Ofen nicht mehr an, wenn er mal ausgeht, und Sie schaffen es nicht mal, eine Karotte zu schnippeln, ohne die Stückchen auf den Boden zu werfen!
Die arme Kuh, die gestorben ist, hatte Recht â kein Wunder, dass Ihr armer verfluchter Mann sie zu Hause nicht vermisst! Wahrscheinlich hat er zum ersten Mal in seinem armen verfluchten Leben ein bisschen Ruhe!«
Claudine wurde kreidebleich. Sie holte Luft, musste aber feststellen, dass ihr die Worte fehlten, um sich zu verteidigen. Plötzlich sah sie alt und unscheinbar und sehr verletzlich aus.
Hester wurde von einem solchen Mitleid gepackt, dass sie nicht wusste, was sie sagen oder was sie tun sollte. Sie stand wie gebannt da. Die Angst und das Gefühl des Eingesperrtseins zerrte an ihren Nerven. Niemand sprach es aus, aber sie waren sich
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