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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Mund auch tagsüber, sowieso.«
    Â»Und was stehlen sie?«, hakte Monk nach.
    Â»Alles, was sie kriegen können, natürlich!«, stieß Scuff hervor. »Warum auch nicht? Die klauen Ihr ganzes verfluchtes Schiff, wenn Sie schludrig sind und nicht aufpassen.«
    Â»Und was machen sie mit dem Zeug, das sie stehlen?« Monk ließ sich nicht abschrecken. Dies war nicht der Zeitpunkt, sich zu zieren.
    Â»Verkaufen’s natürlich.« Scuff betrachtete ihn eindringlich, um zu sehen, ob er wirklich so dumm sein konnte, wie er den Eindruck erweckte.
    Â»An wen?«, fragte Monk, der Mühe hatte, ruhig zu bleiben. »Hier auf dem Fluss oder in der Stadt? Oder an ein anderes Schiff?«
    Scuff verdrehte die Augen. »An Hehler«, antwortete er. »Kommt drauf an, was es ist. Wenn’s gutes Zeug ist, an die Raffsäcke, wenn’s schlecht ist, an die Scheelaugen, die nehmen den Rest mit. Oder die Leute vom Zoll, natürlich. Aber die verlangen meistens nur einen Anteil. Ist nicht so leicht, was zu verkaufen, wenn man nicht weiß, an wen, und nicht die entsprechenden
Verbindungen hat.« Er schüttelte den Kopf. »Sie schaffen’s hier im Leben nicht, Mister. Sie hier zu lassen ist so, als würde man ein Baby sich selbst überlassen.«
    Â»Bis heute bin ich ganz gut zurechtgekommen!«, verteidigte Monk sich.
    Â»Ja?«, fragte Scuff ungläubig. »Und seit wann? Ich kenn jeden hier, und Sie hab ich hier noch nie gesehen. Wo wollen Sie schlafen, he? Haben Sie darüber schon mal nachgedacht? Wenn’s regnet und dann früher oder später friert, ist man ohne ein Dach überm Kopf leicht tot, wenn man morgens aufwacht!«
    Â»Ich habe ein paar Kontakte«, improvisierte Monk hastig. »Vielleicht verleg ich mich auf Hehlerei. Ich kann gute Sachen von schlechten unterscheiden, Gewürze, Elfenbein, Seide und so weiter.«
    Jetzt war Scuff wirklich entsetzt. »So bekloppt können Sie doch nicht sein!« Seine Stimme überschlug sich. »Glauben Sie etwa, das ist ein Kampf jeder gegen jeden oder was? Wenn Sie sich in die Angelegenheiten der Scheelaugen einmischen, lässt Fat Man aus Ihren Füßen Türstopper machen. Und wenn Sie den Raffsäcken ins Gehege kommen, wird Mr. Weskit Sie für den Rest Ihres Lebens übel zurichten. Sie wachen mit gespaltenem Kopf im Laderaum eines Schiffes auf, das in Richtung der Fieberdschungel von Panama oder sonst wohin unterwegs ist, und kein Mensch wird Sie je wieder zu Gesicht bekommen! Bleiben Sie mal lieber bei ihren Betrügereien auf Papier, oder was immer Sie vorher gemacht haben. Hier sind Sie nicht sicher!«
    Â»Bis jetzt habe ich es auch geschafft!«, konterte Monk schließlich. Er war wütend auf sich selbst, dass er sich um das scherte, was dieses Kind dachte, und es reichte ihm, für einen solchen Dummkopf gehalten zu werden. »Wir treffen uns morgen hier wieder. Ich bringe dir ein verdammt gutes Mittagessen mit!« Es war eine Herausforderung. »Eine ganze warme Pastete für dich allein, Tee und Rosinenkuchen.«

    Scuff schüttelte ungläubig den Kopf. »Sie sind bekloppt«, sagte er bedauernd. »Lassen Sie sich nicht erwischen. Im Gefängnis ist es auch nicht besser als hier, Regen hin oder her.«
    Â»Woher weißt du das?«
    Â»Weil ich die Ohren offen halte und den Mund zu!«, erwiderte Scuff. »Und jetzt muss ich, anders als Sie, was arbeiten! Die Stauer haben Kohlen über Bord geschmissen. Die liegt nicht den ganzen verdammten Tag da rum. Ich muss sie auffischen.« Damit stand er auf, warf kopfschüttelnd noch einen Blick auf Monk und verschwand dann so schnell, dass Monk sich nicht mal sicher war, welche Richtung er eingeschlagen hatte. Aber er war entschlossen, sein Wort zu halten, wie lästig es auch werden konnte, und am nächsten Tag da zu sein und mitzubringen, was er versprochen hatte.
    Â 
    Den Nachmittag verbrachte er auf den Docks nördlich von Louvains Büro, wo mit der morgendlichen Flut vielleicht Barkassen eingelaufen waren. Er versuchte, mit den anderen Arbeitern, Müßiggängern, Dieben und Bettlern, die die Gegend bevölkerten, zu verschmelzen. Denn er nahm Scuffs Warnung sehr ernst.
    Er stand halb geschützt hinter einem Stoß Holz, das verladen werden sollte, sowohl, um seine Gestalt zu verbergen, als auch, um sich vor dem schlimmsten Wind zu schützen. Er sah den Männern zu, die unter dem

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