Schwarze Themse
die Pastete und reichte sie dem Jungen. Er trank den Rest seines Tees, bevor ihn sein besseres Ich auch den noch verschenken lieÃ.
Der Junge setzte sich neben ihn auf einen Holzstumpf und aà die Pastete feierlich und konzentriert, dann fragte er: »Sie suchen Arbeit?«, und beobachtete Monks Miene. »Oder sind Sie ein Dieb?« In seiner Stimme lag weder Bosheit noch Geringschätzung, nur die Neugier eines Menschen, der einen Fremden trifft und ihn kennen lernen möchte.
»Ich suche Arbeit«, antwortete Monk. Dann fügte er hinzu: »Bin mir bloà nicht sicher, ob ich auch welche finden will.«
»Wenn Sie nicht arbeiten und kein Dieb sind, woher haben Sie dann die Pastete?«, fragte der Junge. »Und den Kuchen?«, fügte er hinzu.
»Möchtest du die Hälfte?«, fragte Monk. »Wenn ich sage, dass ich nicht arbeiten will, meine ich damit, dass ich keine Lust habe, Ladung auf- oder abzuladen«, erklärte er. »Ab und zu einen Botengang zu erledigen macht mir nichts aus.«
»Oh.« Der Junge dachte nach. »Schätze, dass ich Ihnen da helfen kann, ab und zu«, sagte er groÃzügig. »Ja, ich nehm ein Stück von Ihrem Kuchen. Gern.« Er streckte die Hand aus.
Monk teilte den Kuchen vorsichtig und gab ihm die Hälfte. »Wie heiÃt du?«, fragte er.
»Scuff«, sagte der Junge. »Und Sie?«
»Monk.«
»Freut mich, Sie kennen zu lernen«, versicherte Scuff ernst. Er blickte Monk an und runzelte ein wenig die Stirn. »Sie waren noch nie hier, nicht wahr?«
Monk beschloss, ihm die Wahrheit zu sagen. »Nein. Wie kommst du darauf?«
Scuff verdrehte die Augen, aber ein Rest von Höflichkeit hinderte ihn daran, eine Antwort zu geben. »Sie müssen vorsichtig sein«, sagte er und schürzte die Lippen. »Ich bringe Ihnen ein paar Dinge bei, sonst enden Sie noch im Wasser. Zunächst mal müssen Sie wissen, mit wem Sie reden können und von wem Sie sich besser fern halten.«
Monk hörte ihm aufmerksam zu. Im Augenblick war jede Information wertvoll, vor allem aber wollte er zu diesem Jungen nicht unfreundlich sein.
Scuff hielt seine schmutzige Hand hoch, die nur halb so groà war wie Monks. »Die richtigen Halunken wollen Sie auch gar nicht kennen lernen, und vor allem wollen Sie nicht, dass die Sie kennen. Die nächtlichen Plünderer.«
»Was?«
»Nächtliche Plünderer«, wiederholte Scuff. »Sind Sie schwerhörig? Sie sollten aufpassen! Sie müssen einen klaren Kopf behalten, sonst enden Sie wirklich noch im Wasser! Die nächtlichen Plünderer sind die, die nachts auf dem Fluss arbeiten.« Seine Miene trug unendliche Geduld zur Schau, als hätte er es mit einem Kleinkind zu tun, auf das man unaufhörlich Acht geben muss. »Wenn Sie denen im Weg sind, bringen die Sie für ân Sixpence um. Wie die Flusspiraten, bevor es die Wasserpolizei gab.«
Einige weitere Kohlenbarkassen fuhren vorbei, und ihr Kielwasser klatschte gegen die Stufen.
»Verstehe«, antwortete Monk, dessen Interesse geweckt war.
Scuff schüttelte den Kopf und schluckte den letzten Bissen Kuchen runter. »Nein, tun Sie nicht. Sie verstehen noch gar nichts. Aber wenn Sie lange genug leben, werden Sieâs vielleicht.«
»Gibt es viele nächtliche Plünderer?«, fragte Monk. »Arbeiten sie auf eigene Faust oder für andere? Was für Sachen stehlen sie, und was machen sie damit?«
Scuff machte groÃe Augen. »Was schert Sie das? Wenn Sie ân bisschen Verstand besitzen, kriegen Sie nie einen von denen
zu sehen. Halten Sie sich bloà aus solchen Sachen raus! Dafür haben Sie nicht genug Grips und auch nicht genug Mut! Halten Sie sich an das, was Sie können â was auch immer das ist!« Er schien sichtlich daran zu zweifeln, dass es da überhaupt etwas gab.
Monk verbiss sich die Antwort, die ihm auf der Zunge lag. Es ärgerte ihn überraschend heftig, dass dieser Junge eine so geringe Meinung von ihm hatte, und es kostete ihn Mühe, sich nicht zu rechtfertigen, aber er brauchte die Informationen. Der Diebstahl auf der »Maude Idris« schien genau das zu sein, was solche Männer taten.
»Ich bin nur neugierig«, antwortete er. »Und ja, ich habe vor, ihnen aus dem Weg zu gehen.«
»Dann machen Sie in der Nacht Ihre Augen â und Ihren Mund â zu«, entgegnete Scuff. »Besser, Sie halten den
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