Schwarze Verführung: Die Herren der Unterwelt 9 (German Edition)
kurze Pause machte. Er wollte es, wurde ihm klar. Wünschte sich so sehr, es wäre wahr, dass er seine Vorfreude förmlich schmecken konnte. Spürte die Schwingung in seinem Blut, das Summen in seinen Ohren. Er wollte unwiderruflich an Sienna gebunden sein.
Gönnerhaft tätschelte Viola ihm den Kopf. „Als würde ich jemals falschliegen. Aber Paris, hör zu. Wir müssen jetzt mal einen Moment lang ernst werden.“
Das waren sie noch nicht? „Also hast du das mit der Heirat nicht ernst gemeint?“ Er würde sie umbringen. Ihr einfach die Halsschlagader abdrücken und sie ausknipsen.
„Natürlich hab ich das ernst gemeint.“ Mit trauriger Miene legte sie die Hände an seine Wangen. Dann schnupperte sie und leckte sich die Lippen. „Hm, du riechst gut.“ Und sie lehnte sich näher … näher … Schnupperte an seinem Hals. „Wirklich, wirklich gut.“
Dämlicher Dämon.
„Und jetzt sag mir die Wahrheit“, verlangte sie und senkte die Stimme. „Bin ich in deinen Augen die schönste Frau, derdu je begegnet bist? Und, noch wichtiger: Sehe ich in diesem Outfit fett aus?“
„Dich verkupple ich mit dem gefallenen Engel“, murmelte er und wich etwas zurück. Ihr Griff wurde fester, ihr Blick verschleierte sich bereits vor Lust. „Das wird seine Strafe dafür, dass er mich verfolgt hat.“
Ein langsames, verwirrtes Blinzeln. „Dem gefallenen was?“
Sie konnte sich nicht mal mehr an ihren hartnäckigen Verehrer erinnern. Nett.
„Was ist los mit mir? Warum fühle ich mich so?“, fragte sie und stöhnte unvermittelt. „Ich finde dich nicht attraktiv, will gar nicht deine Welt in den Grundfesten erschüttern, und doch bin ich mehr als bereit.“
Ein Schrei hallte durch die Mauern des Schlosses und rettete Paris. Alle auf dem Flur waren erstarrt, niemand wagte auch nur zu atmen.
„Ashlyn.“ Maddox stürzte zur Schlafzimmertür, doch Reyes warf ihn zu Boden.
Der Hüter der Gewalt machte seinem Namen alle Ehre, und mehrere Krieger mussten Reyes zu Hilfe eilen, um ihn unter Kontrolle zu bringen. Gerade wollte Paris sich ebenfalls ins Getümmel stürzen, als er aus dem Augenwinkel am anderen Ende des Gangs die vertrauten schwarzen Flügel entdeckte.
Sein Kopf ruckte herum, und er sah in bezaubernde haselnussbraune Augen, die größer waren als normalerweise. Siennas Gesicht war erhitzt, ihre Augen waren rot und verquollen, als hätte sie geweint, und ihre Lippen geschwollen. Eine Sekunde später war er auf dem Weg zu ihr, sprang über den Haufen seiner Freunde, stolperte, rappelte sich wieder auf und rannte weiter.
Sienna war nicht wütend. Was sie fühlte, ging so himmelweit über Wut hinaus, dass ein einzelnes Wort dafür nicht ausreichte.Eine Mischung aus Zorn, Schuld, Kummer und noch etwas Zorn vielleicht. Und dann noch ein bisschen Zorn mit einem Schuss gebrochenem Herzen. Und eine Menge Zorn. Ihre Schwester war tot, und die Königin der Titanen hatte sie ermordet. Ihr einfach die Kehle aufgeschlitzt und sie dann liegen lassen, als wäre sie Abfall.
Als Cronus sie hier abgesetzt hatte, war ihr einziger Wunsch gewesen, Paris zu finden und sich in seine Arme zu werfen. Nicht um zu weinen – sie bezweifelte, dass sie je wieder weinen würde –, sondern um zu vergessen, wenigstens für eine kleine Weile. Stattdessen hatte sie entdecken müssen, dass irgendeine fremde Schönheit schneller gewesen war.
Eine Schönheit, die seine Freunde vermutlich mochten. Offenbar hatten sie Siennas Schloss übernommen, und wahrscheinlich würden sie sich genauso auf sie werfen, wie sie sich gerade aufeinandergeworfen hatten, sollte sie auch nur einen Schritt in Paris’ Richtung machen.
Die großen, breiten Krieger waren schwer bewaffnet, eine bedrohliche Armee, und jeder Soldat besaß einen animalischen roten Blick, der Bände sprach. Hauptsächlich im Tenor von „Ich werde lächeln, während ich dich töte“.
Vor einer Ewigkeit hatte sie diese Männer studiert. Sie jetzt in Fleisch und Blut vor sich zu sehen, hätte sie in Furcht versetzen sollen. Und vielleicht hätte es das auch, wäre Zorn nicht damit beschäftigt gewesen, sie mit Bildern zu überfluten – und auf allen spielte die blonde Frau die Hauptrolle.
Mit ihrem Lächeln, ihrem Lachen, allem an ihr brachte sie Männer dazu, sich in sie zu verlieben. Ihre Bewunderung war Nahrung für sie. Und dann, wenn sie ihr zu Füßen lagen, ließ sie sie fallen, zog weiter zum Nächsten und vergaß sie einfach.
Das würde sie auch Paris antun. Und warum
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