Schwarze Verführung: Die Herren der Unterwelt 9 (German Edition)
hatte Galen noch Weiß getragen, mittlerweile hatte er sich ein rotes Gewand übergezogen. Ein tropf, tropf, tropfendes rotes Gewand. Sie runzelte die Stirn. In der Luft lag ein durchdringender Kupfergeruch. Und da begriff sie. Es war kein rotes Gewand, sondern ein blutgetränktes.
Seine Knie gaben unter ihm nach, und er sackte zu Boden, konnte sich gerade noch rechtzeitig aufstützen, um nicht auf dem Gesicht zu landen. Seine Flügel waren zerfetzt, aus seiner Brust ragten Messer und Pfeile hervor.
All das Blut …
– Hände begrapschten ihre Brüste, ihre Schenkel –
– Zähne kratzten über ihre Haut –
– Klauen rissen ihr die Augen aus –
– etwas Hartes zwischen ihren Beinen –
– Gelächter, so viel Gelächter –
– Ketten an ihren Handgelenken, ihren Fußknöcheln –
Bittere Galle brannte in ihrem Magen, fraß sich durch ihrenKörper. Mit einer zitternden Hand bedeckte sie sich den Mund und kämpfte mit den Tränen. Ganz verließen die Erinnerungen an ihre Zeit in der Hölle sie nie, doch manchmal überrollten sie sie geradezu, zerrten sie hinab in eine andere Art von Hölle. Eine der Demütigung, der Entwürdigung, der Hilflosigkeit und des Entsetzens.
„Fox!“, rief Galen zittrig. „Ich brauche dich.“
Legion musste ein Wimmern ausgestoßen haben beim Klang seiner Stimme, denn Galens Kopf ruckte in ihre Richtung. Seine himmelblauen Augen waren rot gerändert, seine Wangen dreckverschmiert. Würde er zusehen, während „Fox“ Dinge mit ihr tat?
Seine Miene wurde weicher. Nur ein kleines bisschen, aber genug, um ihre drohende Hysterie zu bremsen. „Du denkst, ich bin in schlechter Verfassung? Du solltest mal den anderen Kerl sehen.“
Zarte Fühler der Hoffnung regten sich in ihr, versuchten sie zu locken. Hoffnung auf etwas Besseres. Hoffnung auf eine Zukunft mit dem Mann vor ihr. Plötzlich ergriff nun doch die Panik Besitz von ihr, und mit all ihrer geistigen Kraft kämpfte sie gegen diese fremde Hoffnung an. Schließlich verblassten die Fühler, verschwanden.
„Bitte tu mir nicht weh“, krächzte sie.
Er runzelte die Stirn.
Dann erklangen eilige Schritte, und kurz darauf schwang die Tür auf. Eine große, schlanke Frau mit pechschwarzem Haar und kantigen Gesichtszügen glitt herein. Sie war attraktiv, auf eine majestätische Weise, mit Augen in den Farben verschieden heißer Flammen – einem seltsamen Mix aus Blau und Gold.
Doch auf ihrer Haut lag ein gräulicher Ton, tiefe Schatten umgaben ihre Augen, und obwohl sie in beiden Händen eine Waffe hielt, zitterte sie. Mit einem schnellen Blick in die Runde suchte sie den Raum ab und entdeckte Legion. Hob eine der Waffen.
Ja, dachte Legion, plötzlich seltsam getröstet. Ja. Ein Ende. Endlich .
„Nein!“ Trotz seiner Wunden warf Galen sich schützend vor sie.
Das Mädchen – Fox? – nahm augenblicklich den Finger vom Abzug, senkte die Waffe.
Enttäuschung senkte sich auf Legions Schultern. Vielleicht hätte sie ihrem Leben schon vor langer Zeit selbst ein Ende setzen sollen. Warum hatte sie das nicht getan? Plötzlich wusste sie es nicht mehr, konnte sich nicht mehr erinnern.
„Du wirst ihr nicht wehtun“, befahl Galen mit einem deutlich drohenden Unterton. „Niemals.“
In die Enttäuschung mischte sich Verwirrung. Gerade hatte er … sie verteidigt.
Fox fuhr sich mit der Zunge über die Zähne. „Hat sie dir das angetan?“
„Nein. Und jetzt hilf mir zum Bett.“
Während Fox ihre Waffen wegsteckte, starrte sie Legion weiter mit verengten Augen an, hasserfüllt. Selbst als sie schließlich zu Galen ging, ihren Arm um den Krieger schlang und ihm auf die Beine half, behielt sie Legion immer im Blick. Schwer stützte er sich auf sie, und Schritt für Schritt stolperten sie zum Bett. Langsam, vorsichtig, setzte er sich auf den Rand der Matratze.
Waren die beiden ein Paar?
Sichtbar schwächer werdend, mit flachem Atem, befahl Galen: „Besorg deine Instrumente und hol diesen Scheiß aus mir raus.“
Mit einem letzten warnenden Blick in Legions Richtung eilte Fox aus der Tür.
„Wird sie dir gehorchen?“, fragte Legion leise. „Was mich betrifft?“
Himmelblaue Augen richteten sich auf sie, die Lider schwer. Unter anderen Umständen ein unglaublich erotischer Blick,und sie hasste sich dafür, dass es ihr aufgefallen war. „Ja. Der Einzige, um den du dir Sorgen machen musst, bin ich.“
Das war es also. Er wollte sich ihre Folter ganz für sich allein aufheben. Und er würde sie foltern. Daran
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