Schwarze Verführung: Die Herren der Unterwelt 9 (German Edition)
ihn. Sie hatte immer noch nicht rausgefunden, was so „verkehrt“ war an Skyes Tod.
Nicht weinen, Enna. Jungs sind doof, Mama hat das auch gesagt, und wenn dieser Blödian Todd nicht mit dir auf den Abschlussball gehen will, ist er der Doofste von allen!
Du fehlst mir so sehr, Skye. Sienna trat um eine Ecke – und krachte mit einem Golfmobil in voller Fahrt zusammen. Nachdem sie hart auf dem Hintern gelandet war, sah sie, dass das Golfmobil blau lackiert war, mit orangenen Flammen auf der Seite, und dass am Steuer die niedere Göttin des Lebens nach dem Tod und zugleich Hüterin des Narzissmus saß.
„Sorry, tut mir leid.“ Meistens achtete Sienna nicht besonders darauf, wo sie langging, denn nur Paris, Viola, William und Lucien konnten sie sehen. Durch jeden und alles sonst glitt sie hindurch wie ein Geist, ohne dass sie jemand bemerkte. Da das Golfmobil jedoch Viola gehörte, war das Metall, das ihr gerade die Luft aus den Lungen gejagt hatte, für sie so real wie für jeden anderen.
„Ich bin spät dran“, erklärte Viola und wedelte mit einem Zettel in der Luft herum. „Du auch? Soll ich dich mitnehmen?“
Wie immer überflutete Zorn Siennas Geist mit Bildern. Viola, wie sie Herzen brach. Viola, wie sie andere aufs Kreuz legte, um sich zu retten. Viola, die sich nicht scherte um den Kummer, den sie verursachte.
Bestrafen …
Ein Flüstern statt eines unwiderstehlichen Zwangs. Aus irgendeinem Grund hatte Zorn sich in letzter Zeit vorbildlich benommen, nicht ein Mal versucht, ihr die Kontrolle zu entreißen – sein Hunger hielt sich in Grenzen, obwohl sie in letzter Zeit nichts unternahm, um ihn zu füttern.
„Sienna. Menschen… Geisterfrau. Willst du mitfahren? Die Zeit drängt.“
„Sehr gern.“ Sie brauchte ein paar Minuten allein mit der Frau, und dies war die perfekte Gelegenheit. „Ich hab sowieso nach dir gesucht.“ Mittlerweile trug sie der Frau nichts mehr nach. Sie hatte gesehen, wie Paris sich im Umgang mit Viola verhielt, und der Kerl konnte kaum verbergen, wie eilig er es jedes Mal hatte, von ihr wegzukommen.
Und während ihrer Beobachtungen hatte Sienna erkannt, wie sie mit der Göttin umgehen musste. Sie wusste ebenfalls, dass Viola eine der wenigen war, die sie nicht von vornherein beschimpfen, sondern ihr zuhören würden.
„Na, dann hüpf rein und hör auf, da so gedankenverloren rumzusitzen. Ich will nicht den besten Teil verpassen.“
Sienna fragte nicht nach, was der beste Teil war, denn die Frau hätte nur bis ins kleinste Detail dargelegt, inwiefern sich alles um sie drehte. Stattdessen rappelte sie sich einfach hoch und glitt in den weichen Ledersitz, wobei sie sorgsam auf ihre Flügel achtete.
„Und?“, fragte die Göttin und drückte das Gaspedal durch. Ruckartig sausten sie los, Kurven schneidend, ins Leere hupend und mit ununterbrochen auf- und abblendenden Lichtern. „Worüber wolltest du mit mir reden?“
Erst mal schmeicheln. „Du bist so intelligent und mächtig, dass du die Einzige bist, die mir helfen kann.“
„Ja, natürlich bin ich das. Kleine Info für dich: Ich bin mehr als das Sinnbild der Perfektion. Ich bin die Perfektion.“ Stolz warf Viola sich das helle Haar über die Schulter. Sie trug ein Abendkleid in schimmerndem Gold. Der Stoff war unter ihren Brüsten gerafft und fiel von da seidig fließend zu Boden. Das Kleid hätte auf jedem roten Teppich mithalten können. „Und weiter?“
„Ich versuche, herauszufinden, wie ich am besten erklären kann, was ich brauche.“
„Versuch’s mal mit Mund aufmachen und Wörter bilden. So mache ich das, und ich kann dir versichern, dass meine Methoden immer überragend sind.“
Sienna fuhr sich mit der Zunge über die Zähne und schluckte nur mühsam eine bissige Antwort hinunter. Sie glaubte nicht, dass Viola absichtlich so überheblich war, aber wirklich, es gab Grenzen der Erträglichkeit. „Na ja, mir läuft die Zeit davon.“
Und damit waren sie beim Hauptauslöser ihrer jüngsten Wutanfälle. Unaufhaltsam rann ihr die Zeit durch die Finger. Bald schon würde sie fortgehen müssen. Nicht nur, weil sie gehört hatte, wie einige von Paris’ Freunden planten, sie auszuschalten, und nicht nur, weil diese Freunde sie abgrundtief hassten und ihr niemals vertrauen oder vergeben würden.Sondern, weil sie zu Galen gehen musste, ihn von Cronus fernhalten, damit Cronus seine Frau von seinem Thron fernhalten konnte. Ganz egal, was für übelkeiterregende Dinge sie dazu tun müsste.
„Willst
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