Schwarze Verführung: Die Herren der Unterwelt 9 (German Edition)
halt die Klappe, damit ich weitermachen kann. Du durftest deinen schon vorlesen.“ Sie räusperte sich und wandte sich wieder ihrem Zettel zu. „Mit einer unsichtbaren Frau rumzumachen, ist krank. Und echt gruselig. Wenn ich dich noch einmal die Luft befummeln sehe, schleife ich mir die Hornhaut mit Sandpapier ab.“
„Es reicht“, warnte Paris sie bedrohlich leise.
„Ich bin dran“, schaltete Viola sich ein.
Die schlanke Göttin der Anarchie ignorierte sie beide und fuhr fort. „Wenn man dazu noch die Tatsache betrachtet, dass Miss Unsichtbar eine Jägerin ist, sieht die Sache ganz schnell richtig scheiße aus. Was nicht gut ist für deine Gesundheit. Oder unsere. Hauptsächlich unsere. Aus diesem Grund bitten wir dich untertänigst, dass du dich in Therapie begibst, bevor diese Frau dich mit Messern und Knarren zu Tode therapiert. Und mit Messer meine ich nicht das in deiner Hose.“
Wow, das tat weh. Obwohl es das nicht sollte. Das hatte Sienna sich selbst eingebrockt, hatte es zu hundert Prozent verdient, denn sie hatte nichts getan, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Trotzdem . Autsch. Die Freunde ihres Geliebten hatten eine Intervention angeleiert, um Sienna aus seinem Leben zu vertreiben.
Eine von Paris’ Händen glitt hinter seinen Rücken, seine Finger legten sich um das Heft eines Messers.
Er würde ausrasten, und sie wollte nicht, dass er sich ihretwegen gegen seine Freunde stellte. Nicht jetzt und nicht später. Niemals. Also ja, sie würde gehen. Früher als geplant.
Ihr zog sich die Brust zusammen, ein Vorbote der Qualen, die ihr gebrochenes Herz ihr bereiten würde. Doch das spielte keine Rolle. Sie würde noch einen Tag mit ihm verbringen. Nur einen. Dann hieß es auf Nimmerwiedersehen. „Paris“, sagte sie und tat ihr Bestes, den Schmerz in ihrer Stimme zu unterdrücken.
Er wirbelte herum, die strahlend blauen Augen sprühten Funken der Wut, und in den Tiefen seiner Pupillen tanzten jene bösartigen Schatten.
Sanft bat sie ihn: „Komm mit mir aufs Dach“, und winkte ihn zu sich. „Ich muss Fliegen üben.“ Das war die Wahrheit – und einer der Gründe, dass sie das Schloss nicht augenblicklich verließ, sondern sich noch diesen einen Tag mit Paris gönnte. Sie musste auf alles vorbereitet sein. Und außerdem wollte sie sich vernünftig von ihm verabschieden – im Bett. „Um die Ranken müssen wir uns da oben keine Sorgen machen, die Gargl fressen die Dinger von den Wänden. Und auf dem Geländer ist Williams Blut, ich hab nachgesehen, also können uns die Schatten auch nichts tun.“
„Meine Freunde sind … Ich muss …“ Er atmete so heftig, dass sich seine Nasenflügel blähten.
„Nein, musst du nicht. Du wirst wegen dem hier nicht sauer auf sie sein.“ Ein Befehl, dessen Einhaltung sie nicht erzwingen konnte, aber sie würde darauf bestehen.
„Oh doch.“
Hinter ihm erzählte Viola die Unterhaltung nach, die nur Lucien und sie hören konnten, offensichtlich begeistert, dass sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand. Sienna blendete sie aus. Jetzt war nur Paris wichtig.
Etwas bestimmter sagte sie: „Paris, ich bin nicht beleidigt wegen dem hier.“ Sie war am Boden zerstört. „Jetzt komm mit. Ich brauche einen Cheerleader, und ich glaube, du würdest entzückend aussehen mit Röckchen und Pompons.“
Er lächelte nicht. Diese unheilige, bösartige Wut hatte ihn immer noch fest im Griff. Dann blieb ihr wohl nur noch eins.
„Fang mich auf“, sagte sie und sprintete auf ihn zu. Er würde es sich niemals verzeihen, wenn er mit seinen Freunden aneinandergeriet.
„Nein, komm nicht in meine Nähe, wenn ich … so bin. Uff.“
Sie hatte sich auf ihn geworfen. Und tatsächlich fing er sie mit diesen starken Armen, wand sie ihr um den Körper und umklammerte sie fest. Sie spürte ihn am ganzen Körper beben.
Ohne ihm Zeit zum Nachdenken zu lassen, zwickte sie ihn mit den Zähnen ins Ohr. „Wenn du sie verletzt, kommt mir nur Blut auf die Wände. Na ja, mehr Blut. Und das wird mich sehr unglücklich machen.“ Nur einmal hatte sie es bei ihm bisher mit weiblicher List probiert – als sie sich das erste Mal begegnet waren. Jetzt hob sie den Kopf gerade weit genug, dass er ihr Gesicht sehen konnte, und flatterte mit den Lidern. „Bitte komm mit mir aufs Dach. Bitte.“
Lange blickte er stumm auf sie herunter, bevor er sich schließlich entspannte. Er drückte ihr einen Kuss direkt auf den Mund, gönnte sich eine kurze Geschmacksprobe, neckte sie und marschierte
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