Schwarze Verführung: Die Herren der Unterwelt 9 (German Edition)
Arme.
Schockierend.
„Nein“, sagte er sanft, plötzlich so sanft. „Du warst die beste Wahl.“
Das Herz schlug unregelmäßig in ihrer Brust. Obwohl sie tot war, hatte ihre geisterhafte Gestalt in dem Moment, in dem der Dämon in ihren Seelenkörper gefahren war, einen Herzschlag entwickelt, das Bedürfnis, zu atmen. Unglücklicherweise bedeutete das auch, dass sie Schmerzen spürte und bluten würde, wenn man sie verletzte.
„Warum ich?“, fragte sie schließlich. „Irgendetwas musst du mir sagen.“
„Muss ich das?“ Er wandte ihr das Profil zu und ignorierte ihre Frage. „In diesem Reich, versteckt vor dem Rest des Himmels, wo dich niemand jemals finden wird, muss ich gar nichts.“
An seinem Kiefer zuckte ein Muskel, und bevor sie etwas erwidern konnte, setzte er hinzu: „Gefällt es dir, hier zu leben, Sienna?“
„Nein.“ Nicht, weil sie durch Magie gezwungen war, in diesem Schloss zu bleiben, sondern weil er alles in seiner Macht Stehende getan hatte, um ihr die Zeit hier zur Hölle zu machen. Einschließlich der Tatsache, dass er tief in ihren Erinnerungen gegraben hatte, um ihre schlimmsten Erlebnisse herauszusuchen. Diese Szenen spielten sich in jedem Raum, den sie betrat, wie ein Film ab, ein niemals endender Strom von Verfolgung, Schuld und Scham.
Jeden Tag durchlebte sie erneut Skyes Entführung. Wie sie dabei versagt hatte, ihre Schwester vor dem Mann zu retten, der sie fortzerrte. Jeden Tag erlebte sie die Fehlgeburt des Babys, das sie nicht hatte austragen können – eine Erinnerung, die sie hasste , mit der sie sich niemals willentlich beschäftigt hätte. Jeden Tag wurde sie Zeugin ihres törichten Betrugs andem wunderschönen Paris. Wie sie dem ersten Mann wehgetan hatte, der je in ihr die Sehnsucht nach mehr geweckt hatte. Wie sie ihn allein wegen seiner Rasse verdammt hatte.
„Zu schade. Denn du wirst hierbleiben, bis du dich bereit erklärst, zu deiner Herde zurückzukehren und meine Spionin zu werden.“
Und schon schoss ihr Kopf in die Höhe. „Wenn das meine einzigen Optionen sind, bleibe ich für immer hier.“
Wieder warf ihr Cronus ein Grinsen zu, ein grausames Verziehen seiner Lippen, in dem kein Funken Humor zu sehen war. „Wirklich? Was, wenn ich dir sage, dass ich dich wegen deiner Schwester ausgewählt habe?“
„Ich würde verlangen zu wissen, warum.“ Misstrauisch verengte sie die Augen, behielt den König der Titanen ganz genau im Blick. Er war gerissen, ohne jegliche Moral und unglaublich hinterhältig. Sie musste vorsichtig sein. „Außerdem würde ich dich darauf hinweisen, dass du diese spezielle Karte auch früher hättest ausspielen können.“
„Nicht, wenn ich fürchten musste, dass du dich in die Sache hineinsteigerst und mein Ziel vergisst. Jetzt hast du mir allerdings keine andere Wahl gelassen.“
Äußerlich unbeeindruckt betrachtete sie ihre Fingernägel. Er fauchte sie an. „Was, wenn deine kostbare Skye einmal mit Galen zusammengelebt hätte? Was, wenn sie ihm ein Kind geschenkt hätte?“
Geh mit mir schwimmen, Enna. Bitte, bitte, bitte. Ich bitte dich auch nie wieder um was.
„Ich glaube dir nicht“, brachte sie krächzend hervor. Er lügt. Er muss lügen. „Zeig sie mir.“ Sie zwang sich, hinzuzufügen: „Bitte“, obwohl sie das Wort nur gepresst herausbrachte.
Er war noch nicht fertig. „Was, wenn Galen der Einzige ist, der weiß, wo sie sind? Was, wenn er sie foltert? Was, wenn seine Hure zu werden der einzige Weg für dich ist, die Wahrheit herauszufinden? Der einzige Weg, sie zu retten?“
„Ich … ich …“ Sie hatte keine Antwort. Er lügt! hallte der Schrei der Verzweiflung durch ihre Gedanken – ihre eigenen, nicht die ihres Dämons. Sie musste stark bleiben. Musste darauf bestehen, dass er wenigstens den Funken eines Beweises erbrachte, bevor sie reagierte.
„Denk einmal über alles nach, was ich dir gesagt habe, meine liebste Sienna. Bald werde ich zurückkommen, und wir werden über alle neuen Pflichten sprechen, die du möglicherweise anzunehmen gedenkst.“ Mit diesen Worten verschwand er – im einen Moment hier, im nächsten fort.
Sienna sank auf die Knie. Mit dem König war auch ihre Kraft verschwunden. Ihr brannten die Augen, ihr Kinn zitterte. Ihre Flügel zogen und zerrten in Richtungen, für die sie nicht gedacht waren, und ein scharfer Schrei brach aus ihr hervor. Jeder verdammte Tag brachte ihr eine neue Dimension des Horrors.
Tränen liefen ihr kochend heiß über die Wangen. Wie viel
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