Schwarze Verführung: Die Herren der Unterwelt 9 (German Edition)
Selbst bei der bloßen Erinnerung an das, was er gesehen hatte, und Welten entfernt von den Übeltätern, drängte er sie, an den Jägern Rache zu nehmen. Keine Gnade zu zeigen, nicht einmal den Unschuldigen unter ihnen für all das Unglück, das sie verursacht hatten, zu verzeihen. Sie weit schlimmer zu verletzen, als sie es mit anderen getan hatten.
Bestrafe sie …
Verzweifelt krümmte sie sich zusammen und drückte die Hände auf die Ohren. „Halt die Klappe, halt die Klappe, halt die Klappe“, murmelte sie immer wieder vor sich hin. Manchmal konnte sie sich ihm widersetzen; manchmal nicht. In jenen Momenten übernahm er die Kontrolle über sie, und ihre Welt wurde schwarz. Zumindest für eine Weile.
Auch wenn sie dazu verflucht war, in dieser verfallenden Monstrosität von einem Schloss zu bleiben, Zorn war es aus irgendeinem Grund nicht. Wenn er ihren Geist kontrollierte, konnten sie von hier fort. Und dann benutzte er ihren Körper, um andere zu bestrafen, wie auch immer es ihm gefiel.
Tage später erwachte sie dann über und über mit Blut besudelt. Dann brachen die Erinnerungen an die Tage des Dämons über sie herein. Sadistische Taten, bei denen sich ihr der Magen umdrehte. Und doch war nichts – nichts! – von dem, was er sie zu tun gezwungen hatte, abstoßender als das, was die Jäger unschuldigen Menschen antaten.
Menschen. Wie seltsam das Wort sich neuerdings für sie anhörte. Früher war sie selbst ein Mensch gewesen. So ein törichter Mensch. Wie habe ich je glauben können, das Ziel der Jäger wäre die Auslöschung allen Übels?
Na ja, okay, das war leicht zu beantworten. Als Jugendliche hatte sie einen widerwärtigen Dämon bei seinem Tun beobachtet – oder etwas, das sie für einen Dämon gehalten hatte. Das Erlebnis hatte sie fast um den Verstand gebracht, hatte sie davon überzeugt, solches Übel wäre schuld an der Entführungihrer Schwester. Und das in Verbindung mit der schockierenden Erkenntnis, dass die Menschheit nicht allein war, dass es eine ganze Welt von Kreaturen gab, die um sie herum lebten und handelten …
Wenigstens das mit der anderen Welt hatte sich als wahr erwiesen. Aber der Rest, der Dämon, den sie gesehen hatte? Auch wenn sie tatsächlich existierten, in jener Nacht war sie keinem von ihnen begegnet. Ihr Freund, ein Jäger, hatte sie unter Drogen gesetzt – seine liebste Rekrutierungsmethode –, eine ausreichend beängstigende Situation geschaffen, und ihr halluzinierendes Hirn hatte den Rest erledigt. Danach hatte er ihre Angst genährt mit Geschichten über das Böse, das sie bekämpfen, und das Gute, das sie tun könnten. Hatte behauptet, sie könnte vielleicht sogar ihre Schwester finden und retten.
Was er ihr nicht gesagt hatte: Menschen trafen ihre eigenen Entscheidungen, ob sie nun von Dämonen beeinflusst waren oder nicht. Sie selbst entschieden sich, die Dunkelheit willkommen zu heißen oder sich dem Licht zuzuwenden.
Nicht alle Jäger verbargen hinter ihrer rechtschaffenen Entschlossenheit in Wahrheit Böswilligkeit; das wusste sie, wirklich. Manche von ihnen sehnten sich ehrlich danach, die Welt von allem Bösen zu befreien, und würden nie selbst etwas Böses tun, um das zu erreichen. Doch dass sie einst an einer so verzerrten Sache mitgearbeitet hatte, würde sie niemals verwinden. Schlimmer noch: Sie hatte Paris verletzt, einen Krieger, der sein Leben geben würde für die, die er liebte.
Unaufhaltsam wandten sich ihre Gedanken dem Mann zu, den sie einst unheilbar verletzt hatte. Sie hatte Paris niedergeschlagen, als er am schwächsten gewesen war. Und wäre er nicht mit ihr geflohen, hätte sie dabei geholfen, ihn kaltblütig zu ermorden.
Während dieser Flucht war sie erschossen worden, und selbst dafür hatte sie ihm die Schuld gegeben. Hatte gedacht, er hätte ihren Körper als Schutzschild benutzt. Oh, wie sieihn gehasst hatte. Jetzt hasste sie nur noch sich selbst.
Nein, das stimmte nicht ganz. Genauso hasste sie die Jäger und alles, wofür sie standen.
Cronus wollte, dass sie sie bestrafte. Ihr Dämon wollte sie bestrafen. Sie wollte sie bestrafen. Doch Cronus weigerte sich, sie so ohne Weiteres auf sie loszulassen. Stattdessen verlangte er von ihr, in ihre Mitte zurückzukehren und Galen auszuspionieren, die rechte Hand ihrer Anführerin und zugleich Hüter der Hoffnung . Ja, ein Dämon war der stellvertretende Befehlshaber der Dämonenjäger, und keiner von ihnen hatte davon auch nur den blassesten Schimmer. Sie hielten ihn für
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