Schwarzer, Alice
Funktion
von Minaretten benannt. So zitierte er 1998 zustimmend den türkischen Dichter
Ziya Gökalp mit den Worten: »Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette
unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten.«
Das war vor elf Jahren, da war Erdogan noch Bürgermeister von Istanbul. Für
diese Worte schickten ihn die laizistischen türkischen Richter zehn Monate ins
Gefängnis - wo der Islamist angeblich eine wundersame Wandlung erfuhr oder
vielleicht auch nur seinen Sprachgebrauch änderte.
Seit er in die EU will, hat der offen islamistische
Präsident der Türkei den Ton (meist) geändert, auch wenn seine Frau weiterhin
islamistisch verschleiert ist (haarverdeckendes Kopftuch und knöchellanger
Mantel) und seine Töchter im Ausland studieren, weil sie in der laizistischen
Türkei an der Uni kein Kopftuch tragen dürfen. Was sich ändern würde, wenn die
Türkei in die EU einträte. Dann herrscht auch dort »Religionsfreiheit« - das
heißt freie Fahrt für die Islamisten.
Also: viele sehr gute Gründe für alle Menschen in Europa,
endlich offen über ihr Unbehagen an einem demokratiefeindlichen
Islamverständnis reden zu können - und nicht länger hinter verschlossener Türe
darüber zu flüstern. ■ EMMA 1/2010
RITA BREUER / WIRD DEUTSCHLAND
ISLAMISCH?
»Immer mehr Deutsche konvertieren zum Islam«, »Über 2.000
Moscheen in Deutschland - Tendenz steigend«, »Keine Klassenfahrten mehr in
Schulen mit muslimischer Schülermehrheit« - so und ähnlich lauten die
Meldungen, die uns warnen oder glauben machen wollen, die Islamisierung Deutschlands
sei kaum noch abzuwenden oder stehe gar unmittelbar bevor. Dabei bildet sich
eine merkwürdige Allianz aus Agitatoren eines politischen Islam, die genau
dieses Ziel verfolgen; aus leidenschaftlichen Islam-Gegnern, die sich mit
einer dauerhaften Präsenz des Islam in Deutschland nicht abfinden wollen und Panik
schüren; und aus unverbesserlichen >Gutmenschen<, die sich nach wie vor
verpflichtet fühlen, alle Werte und Lebensformen, die ihrem Ursprung nach weder
deutsch noch christlich sind, besser zu finden als das Eigene. Einer sachlichen
Diskussion über Gegenwart und Zukunft von Musliminnen in Deutschland und einer
menschlich wie politisch angemessenen Form der Begegnung schaden sie allemal.
Im April 2008 wurde der TV-Film >Luise - eine deutsche
Muslima< mit dem Grimme-Preis in der Kategorie Information und Kultur<
ausgezeichnet. Luise ist im Alter von 19 Jahren zum Islam konvertiert,
heiratete einen algerischen Studenten und vertiefte sich innerhalb weniger
Jahre in die neue Lebens- und Glaubenswelt. In ihrer strengen Verhüllung, die
nur noch Gesicht und Hände offen lässt, will sie deutlich erkennbar sein als
überzeugte Muslima und hofft, durch diesseitigen Verzicht und die strenge
Einhaltung von Regeln das Paradies zu gewinnen. Die traditionelle
Rollenteilung, der klare und unmissverständliche Handlungsleitfaden für den
Alltag, das alles findet sie gut. Frauenfeindlich - so Luise - sei der Islam
keineswegs und sie hört lächelnd zu, wenn ihr Ehemann Mohammed erläutert,
welche Berufstätigkeit er seiner Frau gegebenenfalls gestatten würde und welche
nicht.
Dies ist einer von vielen Momenten, in denen aufmerksame
Zuschauerinnen Luise Fragen stellen möchten, aber die sind nicht vorgesehen.
Stattdessen werden wir Zeuge, wie die verzweifelte Mutter ebenso wie der
Stiefvater alles tun, um mit der Tochter und ihrer neuen Lebenswelt im
Austausch zu bleiben, und doch erleben müssen, wie bei dem jungen Paar
Verachtung für die Lebensweise der Eltern wächst und der Graben zwischen der
Welt, aus der Luise kommt, und der Welt, in die sie sich begeben hat, immer
tiefer wird. Warum auch immer ein Film zu einem so brisanten Thema, der jede
kritische Frage ausspart und offene Widersprüche nicht konfrontiert,
ausgezeichnet wird, das sei dahingestellt. Doch ist er eines von vielen
Beispielen, die eine Hinwendung von Deutschen zum Islam suggerieren.
Natürlich ist der Islam eine missionarische Religion, die
sich jeder anderen Religion überlegen fühlt und letztendlich weltweite Geltung
für sich beansprucht. »Und wenn sie mit dir (über den Inhalt der Offenbarung)
streiten, dann sag: Ich ergebe mich Gott, (ich) und wer mir folgt! Und sag zu
denen, die die Schrift erhalten haben (Juden und Christen), und zu den Heiden:
Wollt ihr (jetzt) den Islam annehmen? Wenn sie den Islam dann annehmen, sind
sie rechtgeleitet. Wenn sie
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