Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
Vom Netzwerk:
würden seine Kräfte schwinden und er würde sterben. Aber Paris steckte in einer tiefen Depression und sorgte nicht richtig für sich, also beschaffte ihm Aeron, der sich für ihn verantwortlich fühlte, auf eigene Faust Frauen. „Wir tanzen ein anderes Mal, versprochen.“ Aeron blickte nicht auf. „Aber nur hier, allein in meinem Zimmer.“
    Ich will auch mit ihm tanzen, dachte Olivia. Wie fühlte es sich wohl an, den Leib an den eines Mannes zu pressen? Eines Mannes, der stark und heiß und sündhaft schön war?
    „Aber, Aeron …“
    „Es tut mir leid, Süße. Ich tue all diese Dinge, weil sie notwendig sind, damit du in Sicherheit bist.“
    Olivia faltete die Flügel auf den Rücken. Aeron musste sich mal etwas Zeit für sich nehmen. Immer war er auf dem Sprung, bekämpfte die Jäger, reiste auf der Suche nach der Büchse der Pandora um die Welt und half seinen Freunden. So oft, wie sie ihn beobachtete, wusste sie, dass er sich kaum je ausruhte und niemals etwas aus bloßer Freude daran tat.
    Sie streckte die Hand aus, wollte damit unbemerkt durch Aerons Haar streichen. Doch plötzlich kreischte die schuppige,krallenbewehrte Kreatur: „Nein, nein, nein!“. Offensichtlich spürte sie Olivias Anwesenheit. Im nächsten Augenblick war Legion verschwunden.
    Aeron versteifte sich, und ein Grollen stieg aus seiner Kehle hervor. „Ich hab dir gesagt, du sollst nicht wiederkommen.“
    Auch wenn er Olivia nicht sehen konnte, schien auch er es immer wahrzunehmen, wenn sie zu ihm kam. Und er hasste sie dafür, dass sie seine Freundin verscheuchte. Aber sie konnte nichts dafür. Engel waren Dämonenhenker, und die Lakaiin musste die Bedrohung spüren, die von ihr ausging.
    „Verschwinde“, befahl er.
    „Nein“, erwiderte sie, auch wenn er sie nicht hören konnte.
    Er schob das Magazin zurück in die Waffe und legte sie neben das Bett. Mit finsterer Miene erhob er sich. Seine veilchenblauen Augen verengten sich, als er das Zimmer nach einer Spur von ihr absuchte. Traurigerweise würde er niemals eine finden.
    Olivia betrachtete ihn aufmerksam. Das Haar trug er raspelkurz, die dunklen Stoppeln waren kaum zu sehen. Er war so hochgewachsen, dass sie neben ihm wie ein Zwerg wirkte. Seine Schultern waren so breit, dass sie zweimal hineingepasst hätte. Mit den Tätowierungen, die seine Haut überzogen, war er die wildeste Kreatur, die sie je gesehen hatte. Vielleicht war es das, was sie so unwiderstehlich anzog. Er stand für Leidenschaft und Gefahr, war bereit, alles zu tun, um diejenigen zu retten, die er liebte.
    Die meisten Unsterblichen stellten ihre Bedürfnisse über die aller anderen. Aeron dagegen stellte die Bedürfnisse aller anderen über die eigenen. Dass er so handelte, schockierte Olivia immer wieder aufs Neue. Und sie sollte ihn vernichten? Sie sollte seinem Leben ein Ende setzen?
    „Man hat mir gesagt, du bist ein Engel“, sagte er.
    Woher hatte er das? – Ah, die Dämonin, begriff sie. Auch Legion mochte nicht in der Lage sein, sie zu sehen. Aber wie Olivia bereits erkannt hatte, wusste die kleine Lakaiin, wann sie sich in Gefahr befand. Außerdem kehrte Legion jedes Mal, wennsie ihn verließ, in die Hölle zurück. Es waren feurige Mauern, die sie nicht mehr halten konnten, sie aber jederzeit willkommen hießen, wenn sie es wünschte. Olivias Versagen musste den Höllenbewohnern größtes Vergnügen bereiten.
    „Wenn du ein Engel bist, solltest du wissen, dass mich das nicht davon abhalten wird, dich abzuschlachten, wenn du auch nur den Versuch wagst, Legion etwas anzutun.“
    Und wieder dachte er an das Wohlergehen einer anderen statt an das eigene. Er wusste nicht, dass Olivia sich um Legion nicht kümmern musste. Dass das Band der Dämonin zu ihm verdorren würde und sie wieder an die Hölle gebunden wäre, sobald Aeron tot sein würde. Mit zaghaften Schritten näherte Olivia sich ihm. Erst als sie nur noch eine Haaresbreite von ihm entfernt war, blieb sie stehen. Seine Nasenflügel bebten, als wüsste er, was sie getan hatte, doch er bewegte sich nicht. Es war bloß Wunschdenken ihrerseits, das wusste sie. Wenn sie nicht fiel, würde er sie niemals sehen, niemals riechen, niemals hören.
    Sie streckte die Hände nach oben und legte sie sanft an seinen Kiefer. Wie sehr sie sich wünschte, ihn spüren zu können. Anders als Lysander, der der Elite angehörte, konnte sie sich auf dieser Ebene nicht materialisieren. Nur ihr Schwert würde das. Ein Schwert, das sie aus nichts als Luft schmieden

Weitere Kostenlose Bücher