Schwarzer Engel
Schultern wurde fester. „Gib ihm sein Portemonnaie zurück, und ich küsse dich.“
Ihr stockte der Atem. Götter, sie wollte ihn küssen. Mehr als alles andere zuvor. Seine Lippen waren weich, sein Geschmack ein Gedicht. Und wenn sie ihm erlaubte, sie zu küssen, na ja … Sie wusste, dass sie ihn dann auch zu anderen Dingen überreden konnte.
Doch sie entgegnete: „Stiehl ihm die Uhr, und ich küsse dich.“
„Wovon redest du?“, fragte der Kerl, immer noch stirnrunzelnd. „Wem soll ich die Uhr stehlen?“
Bianka verdrehte die Augen und wünschte, sie könnte ihn wegscheuchen. In dem Moment beugte Lysander sich vor und legte die Hände auf ihre Brüste. Ein Beben schoss durch sie hindurch, ihre Brustwarzen wurden hart, reckten sich ihm entgegen. Süßer Himmel. Ihr Unterleib pulsierte, eifersüchtig auf ihre Brüste, sehnte sich seine Berührung weiter unten herbei.
„Gib ihm das Portemonnaie zurück.“
Plötzlich wollte sie genau das tun. Alles, um mehr von Lysander und dieser verführerischen Seite an ihm zu bekommen. Das Geld brauchte sie sowieso nicht. Halt. Was machst du da? Gibst du etwa nach? Sie richtete sich auf. „Nein, ich …“
„Am ganzen Leib werde ich dich küssen“, fügte Lysander hinzu.
Oh … Hölle. Auch er hatte beschlossen, aufs nächste Level zu gehen.
Verdammt, verdammt, verdammt. Sie konnte nicht verlieren. Wenn sie es tat, würde er sie durch Sex kontrollieren. Er würde von ihr erwarten, gut zu sein, so wie er. Die ganze verfluchte Zeit. Kein Stehlen mehr, kein Fluchen, kein Spaß . Na ja, außer wenn sie miteinander im Bett waren – aber würde er auch da von ihr erwarten, dass sie brav war?
Ihr Leben würde langweilig und sündenfrei werden, alles, wogegen eine Harpyie von frühester Kindheit an anzukämpfen lernte.
Mit zittrigen Knien stand sie auf und wandte sich endlich zuihm um. Seine Hände glitten von ihren Brüsten. Mühsam unterdrückte sie ein enttäuschtes Stöhnen. Sein Gesichtsausdruck war unlesbar.
Auch sie verdrängte jede Emotion aus ihren Zügen, streckte den Arm aus und nahm ihn in die Hand. Obwohl er keine Reaktion zeigte, konnte er seine Härte nicht verstecken. „Stiehl etwas, irgendetwas, und ich küsse dich am ganzen Leib.“ Heiser senkte sie die Stimme. „Weißt du noch, letztes Mal? Du bist in meinem Mund gekommen, ich habe jeden Moment geliebt.“
Seine Nasenflügel bebten.
„Ja!“, rief der Kerl hinter ihr. „Gib mir fünf Minuten, und ich hab was gestohlen.“
„Du bist unerziehbar, oder?“, fragte Lysander steif.
„Exakt“, sagte sie, doch plötzlich hatte sie keine Lust mehr zu lächeln. In seinem Ton hatte Resignation gelegen. War sie wieder zu weit gegangen? Würde er sie verlassen? Nie mehr zurückkommen? „Aber das heißt nicht, dass du aufhören sollst, es zu versuchen.“
„Moment. Was versuchen?“, fragte der Fremde verwirrt.
Götter, wann würde der endlich abhauen?
„Lysander“, hakte sie nach.
„So heiße ich nicht.“
„Verzieh dich“, knurrte sie.
Lysander richtete den Blick auf den Menschen, kniff die Augen zusammen. Dann hörte Bianka Schritte. Ihr Engel hatte nichts gesagt, hatte sich nicht gezeigt, doch irgendwie hatte er den Menschen zum Gehen bewegt. Offenbar besaß er Kräfte, von denen sie nichts gewusst hatte. Warum machte ihn das für sie noch aufregender?
„Wenn du das Portemonnaie nicht zurückgibst und ich nichts stehle, wo stehen wir dann?“, fragte er.
„Im Krieg. Ich weiß nicht, wie es bei dir ist, aber ich kämpfe am besten im Bett“, antwortete sie und warf ihm die Arme um den Hals.
10. KAPITEL
D urch Biankas Haar peitschte der Wind. Sie wusste, dass Lysander sie mit diesen majestätischen Flügeln irgendwo hinflog. Die Augen hatte sie geschlossen und war zu sehr damit beschäftigt, ihn zu genießen – endlich! –, um sich dafür zu interessieren, wohin er sie brachte. Seine Zunge umwarb die ihre. Mit den Händen umklammerte er ihre Hüften, hart drückte er die Finger in ihr Fleisch. Dann fiel sie nach hinten, eine kühle, feste Matratze drückte gegen ihren Rücken. Köstlich drückte sein Gewicht sie hinab.
Und es hätte nicht köstlich sein dürfen. Das war keine Position, die sie erlaubte. Jemals. In dieser Haltung waren ihre Flügel gefangen, und ihre Flügel waren der Ursprung ihrer Kraft. Ohne sie war sie fast so schwach wie ein Mensch. Aber das hier war Lysander, ehrlich um jeden Preis, und sie wollte ihn schon seit Ewigkeiten – zumindest fühlte es sich
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