Schwarzer Engel
hätte – sie wusste nicht, was sie getan hätte. In jenem Moment wollte – musste – sie alles sein, was er wollte und brauchte. Sie wollte, dass er sich nach jeder Facette von ihr verzehrte, so wie sie sich nach allem an ihm verzehrte.
Selbst nach seiner Güte?
Ja, dachte sie und gestand es sich endlich ein. Ja. In diesem Augenblick war sie wehrlos; nackt bis auf die Seele. Und auf seltsame Weise brachte seine Güte sie ins Gleichgewicht. Sie hatte dagegen angekämpft – und gedachte immer noch nicht, sich zu ändern –, aber sie waren zwei Extreme. Wenn man es genau betrachtete, vervollständigten sie einander. Jeder gab dem anderen, was ihm oder ihr fehlte. In ihrem Fall das Wissen, dass manche Dinge es wert waren, ernst genommen zu werden. In seinem Fall, dass es kein Verbrechen war, Spaß zu haben.
„Bianka“, stieß er stöhnend hervor. „Sag mir, wie … was …“
„Mehr. Hör nicht auf.“
Kurz darauf fuhr er mit der Zunge in sie herein und hinaus, wieder und wieder, ahmte den Liebesakt nach. Hilflos krallte sie sich in die Laken, hielt sich fest. Sie wand sich unter ihm, schob sich jedem Stoß entgegen. Erneut schrie sie, stöhnte und bettelte noch ein bisschen mehr.
Dann brach es endlich aus ihr hervor. Sie biss sich auf die Unterlippe, bis sie Blut schmeckte. Weiße Lichter tanzten vor ihren Augen – wegen meiner Haut, begriff sie. Ihre Haut war blendend hell, leuchtete wie eine Lampe – so etwas war noch nie geschehen.
Lysander schob sich über sie. „Du bist nicht fruchtbar“, sagte er mit rauer Stimme. Schweißtropfen standen ihm auf der Stirn.
Darüber geriet ihr benebelter Geist ins Stocken. „Ich weiß.“ Ihre Worte klangen genauso angestrengt wie seine. Harpyien waren nur einmal im Jahr fruchtbar, und bei ihr war es gerade nicht die richtige Zeit. „Aber woher weißt du das?“
„Kann es spüren. Weiß so was immer. Also … bist du bereit?“, fragte er, und sie hörte die Unsicherheit in seiner Stimme.
Er musste sich fragen, wie nun das weitere Prozedere war, der süße jungfräuliche Engel.
Das würde er schon noch lernen. Bei ihr gab es keine Regeln. Alles, was sie antrieb, war der Wunsch, zu tun, was sich gut anfühlte.
„Noch nicht.“ Sie legte ihm die Hände an die Schultern und drückte ihn auf den Rücken, sorgsam auf seine Flügel achtend. Mit keinem Wort, keiner Geste wehrte er sich, als sie sich über seinen Lenden positionierte und seinen Schwanz an der Wurzel ergriff. Freudig flatterten ihre Flügel über die wiedergewonnene Freiheit. „Besser?“
Er leckte sich die Lippen und nickte. Dann hob er die Flügel, hüllte sie darin ein, liebkoste sie damit. Sie ließ den Kopf zurücksinken, bis ihr langes Haar seine Oberschenkel streifte. Er zitterte.
Wird er das hier bereuen, fragte sie sich plötzlich. Sie wollte nicht, dass er sie hasste, weil sie ihn vermeintlich verdorben hatte.
„Bist du bereit?“, fragte sie. „Wenn es erst getan ist, gibt es keinen Weg, es ungeschehen zu machen.“ Und wenn er nicht bereit war, würde sie eben … warten, erkannte sie in diesem Moment. Ja, sie würde warten, bis er so weit war. Nur er kam infrage. Kein anderer. Nur ihn wollte ihr Körper.
„Hör nicht auf“, befahl er in Wiederholung ihrer Worte von vorhin.
Ein Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Ich werde sanft mit dir sein“, versprach sie. „Ich tu dir nicht weh.“
Mit den Fingern umspannte er ihre Hüften und hob sie an, bis sie direkt an seiner Eichel ruhte. „Das Einzige, womit du mir wehtun kannst, ist, wenn du mich so zurücklässt.“
„Das wird nicht passieren, keine Chance“, sagte sie und senkte sich bis zum Anschlag auf ihn.
Er hob ihr das Becken entgegen, glitt mit seinem Schaft in sie hinein, die Augen zusammengepresst, die Unterlippe so fest zwischen die Zähne gezogen, dass er sie jeden Moment durchbeißenmusste. Er dehnte sie auf die perfekte Weise, traf sie an genau der richtigen Stelle, und wieder spürte sie die verzweifelte Sehnsucht nach Erlösung. Doch sie hielt inne, sein Genuss war ihr wichtiger als der eigene. Warum auch immer.
„Sag, wenn du so weit bist, dass ich mich …“
„Beweg dich!“, schrie er und rammte ihr die Hüften so hart entgegen, dass ihre Knie sich von der Matratze hoben.
Genussvoll stöhnend bewegte sie sich, auf und ab, glitt und glitschte über seine Erektion. Er hatte unter ihr jeden Halt verloren, als hätte er seine Leidenschaft über all die Jahre aufgestaut und als bräche sie
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