Schwarzer Koks (German Edition)
Bilder eines jungen El Patrón: offenes Hemd, dünner Oberlippenbart, seine Locken gaben ihm ein jungenhaftes Aussehen. Sie streifte sich die Kampfhose ab, legte sich hin und begann sich zu reiben. Ihre Lust nahm zu.
Ihr Telefon summte.
Anrufer unbekannt.
Verdammt. Sie versuchte das Summen zu ignorieren, aber irgendwie war die Lust wie weggewischt. Sie nahm das Telefon ans Ohr.
»Wer ist da?«
»Rudolph Hoffman. Ich bin privater Militärberater.«
»Was wollen Sie?«
»Dex hat mir gesagt, Sie anzurufen. Ich habe Informationen über zwei Personen, die Sie interessieren dürften.«
Kapitel 71
Bogotá, Kolumbien
15. April 2011
Was zum Teufel hatte sie sich dabei nur gedacht? Die Beherrschung zu verlieren wie ein Teenager! Sich nicht unterbuttern zu lassen, war eine Sache, aber sie musste ihre Ausbrüche in den Griff bekommen.
Lucia legte die Beine übereinander und stieß dabei an den Couchtisch.
»Scheiße.«
Eine Kaffeetasse fiel um, der Kaffee schwappte ihr über die Jeans, direkt in den Schoß, und auf das Sofa.
»Scheiße. Scheiße. Scheiße.«
Sie lief in die Küche, stellte die Tasse in die Spüle und tupfte sich mit einem Geschirrtuch über den Fleck. Es half nichts. Sie würde sich umziehen müssen.
Einige Minuten später kam sie im Morgenmantel aus dem Schlafzimmer, ein Federbett um die Schulter. Sie sank wieder auf die Couch, stellte den Fernseher an und durchsuchte das Menü für Pay-per-View-Filme.
Sie musste an Nathan denken. Er war so besorgt gewesen, so liebenswürdig, ja liebevoll – als hätte er ihren Körper seit Jahren gekannt. Dass die toughe, abgebrühte Lucia Carlisla beim Anblick eines britischen Drogenfahnders zum zitternden Schulmädchen werden sollte – Joanna würde sie auslachen.
Lucia griff nach der halbleeren Flasche Malbec und schenkte sich ein halbes Glas ein. Nathan hatte einen so verwirrten Eindruck gemacht, als er am Gehen war. Also warum hatte sie ihn so angefahren? Er war der ruhige, reservierte Typ, fast kühl. So viel wusste sie mittlerweile. Aber er hätte wenigstens einen Versuch machen können, mit ihr zu reden, anstatt einfach zu gehen.
Sie hörte Schritte auf dem Flur. Wahrscheinlich die Suffköpfe aus dem Apartment nebenan, denen sie im Aufzug begegnet war.
Sie trank einen Schluck Wein und scrollte sich in die Abteilung mit Liebesfilmen. Dann sah sie auf der Uhr auf dem Kaminsims, wie spät es war: 21.55. In ihrem Magen grummelte es. Sie stellte den Ton ab und ging in die Küche. Sie öffnete den Kühlschrank: Eier, Käse, Tomaten, Zwiebeln, Salami, Butter. Sie verrührte die Eier, gab eine Tomate und eine Zwiebel dazu.
Huevos pericos
waren zwar ein Frühstück, aber sie war am Verhungern, und sie waren ihre Leibspeise. Außerdem war sie allein, also wen kümmerte es. Sie strich eben Butter auf eine Scheibe Toast, als sie eine Tür hörte.
Sie erstarrte.
Wie sollte sie jemand gefunden haben? Das Apartment war unter einem anderen Namen gemietet. Sie waren besonders vorsichtig gewesen. Kein Mensch im Hotel oder in der Gegend kannte sie.
Sie schüttelte sich. Sie war einfach zu nervös, zu schreckhaft.
Ein Klicken.
Sie zog ein Küchenmesser aus dem Block und schlich zur Tür. Sie spürte ihren Herzschlag in den Schläfen. Das Wohnzimmer war leer. Der Fernseher hatte von selbst auf die Nachrichten umgeschaltet. Man zeigte Bilder von einem weiteren öffentlichen Gebäude nach einem Bombenattentat der Front.
Es war niemand im Wohnzimmer.
Sie stellte den Ton wieder an. Diese ekelhafte Nachrichtensprecherin war dran, diese Sylvia Lituni, in einem ihrer Power-Outfits. Sie unterhielt sich mit einem Regierungssprecher. Beide schienen so überrascht über die Macht der Front 154 wie über die Gerüchte um ihre Verbindungen zur ASI. Hätte Sylvia sie neulich nur ausreden lassen, sie hätte ihr alles darüber sagen können – und womöglich einigen Menschen das Leben gerettet. Man kam auf die bevorstehende Präsidentengala für die Opfer von Kolumbiens inneren Konflikten zu sprechen. Lucia stieß ein hohles Lachen aus und stellte den Ton wieder ab. Eine Gala. Was für eine Heuchelei! Nichts als eine PR-Aktion, damit die Großen und Guten sich besser fühlten, was ihre verheerende Politik anging.
Ihr kam ein Gedanke. Sie schob ihn beiseite. Der Präsident würde mit ihr nichts mehr zu tun haben wollen. Nicht mit einer Stigmatisierten wie ihr; sie war ein Risiko. Dennoch, er war ein guter Freund der Familie gewesen. Im Fernsehen zeigte man jetzt Bilder über
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