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Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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Bolivar, Kolumbien
15. April 2011
    Nathan saß auf einem alten Sofa in der Ecke einer schmuddeligen Hütte. Eine Kerosinlampe auf einer Kommode neben ihm sorgte für tanzende Schatten an der grauen Schlackensteinwand. Auf dem Boden lag ein dunkelbrauner Teppich. In einer Ecke stand ein kleiner Fernseher, über dessen Bildschirm stumm schwarzweiße Bilder flackerten. Staubpartikel hingen in der Luft. Nathan hatte einen alten Laptop auf den Knien, den Manuel aufgetan hatte. Er scrollte sich durch den Inhalt des USB-Sticks, den er in dem Schutzhaus der Botschaft gefunden hatte. Er versuchte nicht mehr an Lucia zu denken. Telefonieren ging nicht; er glaubte kaum, dass es hier ein Netz gab. Er musste einfach davon ausgehen, dass mit ihr alles in Ordnung war.
    Er las eine Reihe von E-Mails in einem Verzeichnis mit dem Namen »Jamaika«. Laut diesen hatte es Probleme mit einem Reverend Elijah Evans gegeben. Er wurde vermisst. Er fand eine Mail von einem Botschaftsangehörigen an die DEA, in der man um die Durchsuchung von dessen Kirche bat. In der Antwort der DEA hieß es, die Kirche sei leer; die Kirchenälteren habe man festgenommen, aber keiner schien eine Ahnung gehabt zu haben, dass Elijah ein Dealer war. Bedeutete das, dass der saubere Reverend mit einer riesigen Lieferung schwarzen Koks ausgebüxt war? Nathan ließ sich die Implikationen durch den Kopf gehen, als Manuel hereinplatzte.
    »SOCA hat eben Kontakt aufgenommen«, sagte Manuel. »Man hat Lucia gefunden.«
    »Was?« Nathan sprang auf. »Wer?«
    »Ein Cedric Belville.«
    »Wo ist sie denn?«
    »Er ist auf dem Weg hierher.«
    »Wo ist Lucia?«
    »Hat er nicht gesagt. Er meldet sich in zehn Minuten wieder.« Manuel wandte sich zum Gehen, aber Nathan hielt ihn auf.
    »Danke, Manuel.«
    Manuel nickte.
    »Was Neues von den Haitianern?«, fragte Nathan. »Haben sie den Reverend gekriegt?«
    »Die antworten nicht. Wahrscheinlich ist das danebengegangen. Wir können von Glück reden, wenn wir von denen nochmal hören.«
    Manuel verließ die Hütte, vor der eine Gruppe von Bauern zusammengekommen war. Überhaupt herrschte seit Stunden ein großes Kommen und Gehen. Nathan war zu sehr mit dem USB-Stick beschäftigt gewesen, um groß darauf zu achten. Manuel war dabei, weiß Gott was zu organisieren.
    Mit einem erleichterten Seufzen sank er auf das Sofa zurück. Lucia war in Sicherheit. Er wandte sich wieder den Jamaika-Dateien zu. Die anderen E-Mails waren zu kryptisch; sie waren eindeutig so formuliert, dass keiner dahinterkam, wovon da die Rede war. Wie viele Angehörige der Botschaft in Bogotá steckten da wohl mit drin? Wahrscheinlich nicht allzu viele, wenn die Verbindungen zur Front geheim bleiben sollten. Nathan fand eine Reihe anderer Dateien über die Produktion von Black Coke. Die Prozedur war definitiv nicht ganz einfach. Trotzdem sah es ganz so aus, als verlege die Front die Produktion bereits aus kleinen unterirdischen Labors wie dem, das er in Putumayo gefunden hatte, in ein größeres im Basislager.
    »Er ist dran.« Manuel stand plötzlich vor ihm. Nathan hatte ihn gar nicht hereinkommen hören.
    »Wer?«
    »Cedric. Da drüben.« Manuel wies nach draußen. Nathan setzte den Laptop auf dem Sofa ab und folgte Manuel. Fast erwartete er, Cedric vor der Hütte zu sehen.
    »Wo?«, fragte er.
    »Hier drüben.«
    Manuel führte ihn in eine andere Hütte. Auf einem Holztisch stand ein altes Telefon, der Hörer lag daneben. Warum war Nathan davon ausgegangen, dass es hier kein Netz gab? Manuel drückte ihm den Hörer in die Hand.
    »Cedric?«, sagte Nathan und hielt sich den Hörer ans Ohr.
    »Nathan, du lebst noch! Gott sei’s gedankt!«
    »Wo ist Lucia?«
    »In Sicherheit. Mehr kann ich nicht sagen. Nicht am Telefon. Wir hatten einen großen Durchbruch, was die jamaikanischen Gangster angeht.«
    »Ist sie in Ordnung?«
    »Durch den Wind. Verletzt. Aber in Ordnung.«
    »Wo treffen wir uns?«, fragte Nathan.
    »Bogotá Airport. Dann geht’s nach Medellín.«
    »Wieso Medellín?«
    »Erklär ich dir, wenn wir uns treffen. Halt einfach die Füße still.« Cedric lachte. »Falls dir das möglich ist. Ach, und check mal den Begriff Ochronose.«
    »Was das denn?«
    »Geh online. Ich melde mich.«
    Noch bevor Nathan reagieren konnte, hatte Cedric aufgelegt. Nathan gab Manuel den Hörer zurück. »Schon mal was von Ochronose gehört?«
    »Eine neue Droge?«
    »Keine Ahnung. Ich nehm mal an, es gibt kein Internet hier. Was ist denn da draußen los?«
    Manuel setzte

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