Schwarzer Koks (German Edition)
liebsten noch mal umgekehrt, um sie zu sehen, zu küssen, ihr zu sagen, dass alles in Ordnung kommen würde. Er wusste, das alles war nicht einfach für sie. Es hatte sich da etwas entwickelt zwischen ihnen, etwas Starkes, das die feinen Ranken von Anziehungskraft und Zuneigung um sie zu schlingen begann, während die Welt, die rund um sie in Stücke fiel, sie auseinanderzureißen drohte.
Er blickte wieder nach draußen. Sie fuhren jetzt eine unbefestigte Straße hinab. Der Fahrer wich im Slalom den zahllosen Schlaglöchern aus. Dann sah er am Straßenrand, halb im Dunkel, in einem Kuss verwachsen, ein junges Paar.
Und immer noch kein Anruf von Manuel, der ihm doch sagen wollte, wo es hinging. Nathan tippte dem Taxifahrer auf die Schulter.
»
Sí?
«
»Ich habe es mir anders überlegt. Können Sie umkehren und–« Das Telefon in seiner Tasche summte.
»
Un momento
«, sagte Nathan dem Fahrer.
Unbekannter Anrufer.
»Bist du unterwegs?« Es war Manuel.
»Ja, aber–«
»Ich habe mit ihnen geredet. Wir erwarten dich.«
»Alles klar.«
»Wo bist du?«
»Eben in Ciudad Bolivar angekommen. Aber–«
»Prima. Hier ist die Adresse.«
»Okay, Augenblick.« Nathan schaltete die Freisprecheinrichtung ein. »Kannst du’s dem Fahrer erklären?«
Manuel rasselte eine Reihe von Anweisungen auf Spanisch herab. Nickend antwortete der Fahrer ihm.
»Nathan, bist du noch dran? Du bist etwa eine halbe Stunde entfernt«, sagte Manuel wieder auf Englisch. »Und Lucia?«
»Was ist mit ihr?«
»Sie geht nicht ran.«
»Vielleicht schläft sie.«
»Okay. Bis gleich.«
Nathan legte auf und steckte das Handy weg. Sein Körper war plötzlich müde, er spürte die Prellungen wieder, die Schusswunde schmerzte. Er musste sich auf seine Mission konzentrieren. Er würde das mit Lucia später klären.
Das Taxi bohrte sich tiefer in den ärmsten Stadtteil von Bogotá.
Kapitel 74
Bogotá, Kolumbien
15. April 2011
Amonite und Dex verließen die Wohnung. Die Tür fiel mit einer Endgültigkeit hinter ihnen zu, die Lucia schaudern ließ. Sie versuchte sich die Tränen zu verbeißen. Sie starrte Rudolph an, der sie mit triumphierendem Grinsen maß. Er trat auf sie zu, zog sie bei den Haaren hoch und zerrte sie ins Schlafzimmer. Sie versuchte sich ihm zu entwinden, aber er war zu stark. Sie trat nach seinen Schienbeinen. Er stieß ein grobes Lachen aus und ohrfeigte sie. Sie schrie auf.
»Sei still«, sagte Rudolph. »Sonst jage ich dir eine Kugel durch den Kopf wie deiner Freundin da draußen.«
Er warf sie aufs Bett. Sie versuchte davonzukrabbeln, aber er bekam einen ihrer Knöchel zu fassen und zog sie auf sich zu. Während er Hemd und Hose öffnete, ragte er über ihr auf. Seine Gier nach ihr machte sein Gesicht zur Grimasse. Seine Unterhose beulte sich vor ihm aus. Als er sie auszog, sprang ein erigiertes Glied heraus, das er mit einer Hand zu massieren begann.
Lucia konnte es nicht glauben: zwei Vergewaltigungsversuche in zwei Tagen! Sie stürzte sich auf die Nachttischlampe, aber mit den Händen auf dem Rücken bekam sie sie nicht zu fassen. Rudolph zerrte sie herum. Dann schlug er sie wiederholt.
»Leg dich hin, du Luder!«
Lucia wand sich unter ihm, aber er saß nun mit dem ganzen Gewicht auf ihr. Mit der linken Hand drückte er sie in die Matratze, während er ihr mit der rechten den Morgenmantel öffnete. Lucia biss ihm in den Hals. Er stieß sie zweimal mit der Stirn. Sie sah Sterne. Sie verlor das Bewusstsein.
Als sie wieder zu sich kam, war er dabei, ihr die Unterwäsche vom Körper zu reißen. Lucia trat ihm gegen die Brust. Er kippte um, geriet an der Bettkante ins Wanken, verlor vollends die Balance und fiel zu Boden. Sein Hinterkopf schlug gegen die Wand.
»Du Schlampe!«
Mit schmalen Augen kam er wieder auf die Beine. Lucia fiel auf der anderen Seite vom Bett, raffte sich auf und rannte zur Tür. Er stürzte hinter ihr her, griff nach ihrem Knöchel und zog. Sie fiel der Länge nach hin und schlug mit dem Kopf auf dem Boden auf. Rudolph sprang ihr auf den Rücken, pinnte sie mit dem Gesicht nach unten auf die Fliesen. Er packte sie an den Haaren und riss ihren Kopf nach oben.
»So was von stur«, sagte er.
Sie verdrehte den Kopf so, dass sie ihn aus dem Augenwinkel sehen konnte. Er griff nach seiner Hose, die hinter ihm vom Bett hing, und zog sie auf sich zu. Er fummelte daran herum und brachte dann ein Messer zum Vorschein, das er aus einer Scheide am Gürtel zog.
Lucia schluckte. Schlimmer konnte es
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