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Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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sowohl in seiner Zeit bei den Spezialkräften als auch bei der SOCA. Verstümmelte Körper. Gefolterte. Verbranntes Fleisch. Aber all das war nichts gewesen gegen den Anblick, der sich ihm jetzt bot. Es war eine ganze Masse bis zum Skelett abgemagerter Körper. Zuerst dachte er, sie seien tot. Dann merkte er, dass sich einige von ihnen bewegten. Wie Würmer in einem Komposthaufen. Sie lagen auf verrotteten Matratzen und dreckigen Laken. Die Reste ihrer Kleidung hingen ihnen in Fetzen von den knochigen Schultern. Blicklose Augen huschten durch tiefe Höhlen. Es war das Bild eines Konzentrationslagers, das sich ihnen da bot.
    »Das sind meine Landsleute.« Tränen in den Augen, wandte Manuel sich Nathan zu. »Wir müssen ihnen helfen.«
    »Dann müssen wir uns was anderes überlegen.«
    »Madre Día.« Manuel fiel auf die Knie und übergab sich. Die Gefangenen wandten sich in Richtung des Geräuschs. Einige hoben die Arme, wie um sich zu schützen. Zwei von ihnen krochen auf Nathan und Manuel zu wie Aasfresser auf ein totes Tier.
    Nathan hob das Gewehr und trat einen Schritt zurück. Er tippte Manuel auf die Schulter.
    »Wir müssen hier raus«, sagte er.
    Sein Gesicht eine Maske des Entsetzens, stand Manuel auf. Die Gefangenen kamen näher. Ohne den Blick von ihnen zu nehmen, trat Nathan zurück. Und stieß mit jemandem zusammen.
    Den Finger am Abzug, fuhr er herum.
    Amonite Victor stand hinter ihm, ein unheilvolles Grienen auf dem breiten Gesicht. Hinter ihr stand ein Rudel bis an die Zähne bewaffneter Killer der Front.
    »Suchen wir was Bestimmtes?«, fragte sie.

Kapitel 93
    Putumayo, Kolumbien
17. April 2011
    Das Wummern von Motoren. Gedämpfte Stimmen. Drückende Hitze.
    Lucia öffnete die Augen.
    Dunkelheit.
    Man hatte ihr die Augen verbunden und einen Knebel in den Mund gesteckt. Sie rang nach Luft, stöhnte auf vor Schmerz, versuchte vergeblich ihre unerträgliche Haltung zu ändern. Sie saß vorneübergebeugt, an den Händen gefesselt; ein Stock in dem Hohlraum zwischen Armbeugen und Kniekehlen machte es ihr unmöglich, sich zu bewegen. Ihre Handgelenke schmerzten; das Blut schien nicht zu zirkulieren.
    Sie machte noch einen Versuch, verwand sich, zerrte an ihren Fesseln, riss daran, aber es hatte keinen Zweck.
    Ihr Atem wurde flacher, sie spürte das Pochen in ihrem Hals, als ihr Herzschlag an Tempo gewann.
    Wo war sie?
    Lucia kam sich leicht vor, dann wieder schwer. Sie musste sich in einem Flugzeug befinden, einem Hubschrauber vielleicht; in einem Hubschrauber wahrscheinlich, dem Geräusch nach zu urteilen.
    Wie war sie hierhergekommen?
    Erinnerungen an die Gala purzelten ihr durch den Verstand. Der Präsident erklärte, dem Krieg gegen Drogen ein Ende machen zu wollen. Der Schuss eines Attentäters. Die Explosion, die die Bühne und den halben Speisesaal in Stücke gerissen hatte. Die Toten, die Verletzten, die Schreie der Überlebenden. Der Mann von der Security war zu Boden gegangen, ein Stück glühendes Metall im Gesicht. Sie hatte zu fliehen versucht, aber die Schergen von der Front hatten sie eingefangen, als sie aus dem Hotel lief. Sie hatten sie in ein Auto gepackt und ihr etwas gespritzt.
    Dann war sie hier aufgewacht.
    Sie war völlig ausgepumpt, schien überall Prellungen zu haben, jedenfalls tat ihr alles weh. Aber sie war noch ganz.
    Sie ächzte, versuchte zu rufen. Wo brachte man sie wohl hin? Irgendetwas krachte auf ihren Schädel, sie verlor das Bewusstsein, kippte nach vorn.

Kapitel 94
    Putumayo, Kolumbien
17. April 2011
    Nathan wachte auf. Er lag auf der Seite in einem kleinen fensterlosen Raum mit Betonwänden. Nur durch einen Spalt unter der Tür drang etwas Licht in den Raum. Behutsam berührte er seine Seiten. Die Rippen taten entsetzlich weh, aber er fand keine Frakturen. Die Schusswunde an seinem linken Arm hatte sich geöffnet; Blut sickerte heraus, aber wirklich ernst war sie nicht. Er tastete mit einem Finger nach seinem Mund; er hatte sich in die Zunge gebissen; er spürte das süße Blut.
    Mental fühlte er sich stark. Nach allem, was er hinter sich hatte, würde er sich von Amonite jetzt auch nicht mehr brechen lassen.
    Hallende Schritte näherten sich. Die Tür ging auf. Zwei bewaffnete Frontleute kamen herein und rissen ihn auf die Beine. Sie zerrten ihn in einen anderen Raum und fesselten ihn an einen Metallstuhl. Da saß er dann, teilnahmslos, wappnete sich gegen das, was da kommen mochte.
    Amonite kam herein, einen ernsten Ausdruck im Gesicht.
    »Also«, sagte sie,

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