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Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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Times
hieß es, die Front weite ihren Einflussbereich auf die Karibik aus. Einer anonymen Quelle bei der amerikanischen Drogenbehörde DEA zufolge entwickelte sich die Region zu einem Dreh- und Angelpunkt der Drogengeschäfte der Front. Er fand einen weiteren Artikel, dieser vom britischen
Independent
, der die Frage stellte, wie in aller Welt die Front an Hightech-Gerät wie Militärhubschrauber kam. Hier stellte sich doch, so der Autor, die Frage nach den Verbindungen zwischen den Drogenhändlern und dem kolumbianischen Staatsapparat.
    Nathan legte den Kopf in die Hände. Die Front 154 entwickelte sich rasant zu einem der größten paramilitärischen Drogenkartelle der modernen Geschichte, und dennoch war er der einzige Mann bei der SOCA, der auf sie angesetzt war. Was sollte ein Einzelner gegen ein internationales Drogenkartell ausrichten können?
    Er ignorierte seine innere Unruhe und setzte seine Recherche fort. Zu Mittag holte er sich ein Sandwich. Während er es aß, scrollte er sich durch die gefundenen Berichte über die zunehmende Zahl der von der Front begangenen Gräuel und über ihre wachsende Macht. Nur vage bekam er mit, wie seine Kollegen ihre Computer herunterfuhren und nach Jacken und Mänteln griffen, um für den Tag Schluss zu machen. Er suchte weiter in der verzweifelten Hoffnung, irgendetwas könnte ihm einen Hinweis darauf geben, wer hinter dieser Front 154 steckte, wie Amonite Victor zu ihr gestoßen war und wie sie sich aufhalten ließ.
    Er warf einen Blick auf die Uhr an seinem Monitor: 21.27. Er rieb sich die Augen. Wieder einmal hatte er einen Zwölf-Stunden-Tag hinter sich. Er hatte massenhaft Artikel über die Front gefunden, aber keiner hatte ihn wirklich weitergebracht. Es war Zeit, nach Hause zu gehen. Er könnte mit Caitlin zum Spanier in King’s Cross gehen, falls es nicht schon zu spät war. Sie liebte die spanische Küche.
    Er verließ das Hauptquartier der SOCA und fuhr auf Umwegen nach Hause. Immer wieder sah er sich im Rückspiegel nach einem Schatten um.
    Irgendwie konnte er sich des Gefühls nicht erwehren, beobachtet zu werden.

Kapitel 12
    Kingston, Jamaika
7. April 2011
    Reverend Elijah Evans befingerte sein Kollar und putzte sich die Nase. Er warf einen Blick über die Schulter nach den vier kräftigen Männern mit dem polierten Sarg auf den breiten Schultern. Der erste, ein junger Mann mit feuchten Augen und strenger Miene, bedeutete ihm mit einem Nicken, dass man bereit war.
    Elijah strich sich die Knitter aus dem schwarzen Talar und zentrierte das Holzkreuz auf seiner Brust. Er richtete sich zu seiner ganzen Größe von fast einem Meter neunzig auf und atmete ein-, zweimal tief durch. Dann schlug er seine ledergebundene Bibel auf: Johannesevangelium, Kapitel elf. Er räusperte sich und trat durch die offenen Flügel des Portals in die Kirche; die Sargträger folgten ihm auf dem Fuß.
    »Ich bin die Auferstehung und das Leben«, las er mit Stentorstimme, als er die Prozession den Mittelgang hinaufführte. »Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe; und wer da lebet und glaubet an mich, der wird nimmermehr sterben.«
    Auf den Bankreihen saßen dicht gedrängt Männer und Frauen im Sonntagsstaat. Sie weinten und machten eine ernste Miene zur Beerdigung von Shaun Davis, einem Einundzwanzigjährigen, den man am Samstag zuvor in Tivoli Gardens in Downtown Kingston totgeschlagen, geköpft und dann in Brand gesetzt hatte. Er war eine Säule der Kirche gewesen, Leiter des Kirchenchors und hatte an Jamaikas University of the West Indies studiert.
    Elijah erreichte die Kanzel. Er wandte sich der Gemeinde zu. In der ersten Reihe saßen Shauns Eltern: grauhaarig, gebeugt, tiefe Kummerfurchen im aschfahlen Gesicht.
    Elijah würde sie später trösten.
    Man setzte den Sarg auf einem Postament ab. Er war geschlossen. Elijahs Leichnam war zu verstümmelt, um ihn offen aufzubahren.
    Elijah las aus Jesaja 13: »Denn siehe, des Herrn Tag kommt grausam, zornig, grimmig, das Land zu verstören und die Sünder daraus zu vertilgen.«
    Er pausierte. Alles blickte erwartungsvoll zu ihm auf. Er hob zur Unterstreichung des Gesagten die linke Hand.
    »Ich will den Erdboden heimsuchen um seiner Bosheit willen und will dem Hochmut der Stolzen ein Ende machen und die Hoffart der Gewaltigen demütigen.«
    Eine Salve halbherzig geraunter »Amen« ging durch die Gemeinde. Mit einer Handbewegung schlug er die Bibel wieder zu und hob seinen Blick in die Eichenstreben des Gebälks.
    »Wir

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