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Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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auf ihrem unglaublich hässlichen, aber sonnengebräunten Gesicht.
    »Reverend, lang ist’s her«, sagte Amonite in ihrer absurd tiefen Stimme. »Wunderbar, dich wiederzusehen.«
    Elijah drückte Amonite kräftig die Hand.
    »Schön, dich mal auf unserer gebeutelten Insel zu sehen.« Elijahs Stimme bebte. »Immer noch die alten Touren?«
    Amonite brüllte so laut vor Lachen, dass Elijah zusammenfuhr. »Ach, du weißt ja, wie ich bin.«
    Elijah nickte hastig. Er führte Amonite in sein Büro. Warum hatte sie sich entschlossen, ihn persönlich aufzusuchen? Sie hatte doch nicht etwa von Elijahs Verbindungen zu den Jamaikanern in Brixton erfahren?
    Elijah machte eine Geste hin zu dem zerschlissenen Ledersessel, der im Winkel vor seinem Schreibtisch stand. Er ließ sich auf seinen eigenen Sessel sinken und faltete die Hände.
    »Womit kann ich dienen?«, krächzte er.
    »Eine schöne Beerdigung, wenn du mir die Bemerkung erlaubst. Shaun war einer der Besten, habe ich gehört.«
    »Besten was?«
    »Versuch mich nicht für dumm zu verkaufen, Reverend. Ich bin nicht eine von den Kalkleisten aus deiner Kirche.«
    »Du hast also davon gehört?«
    »Dass Shaun dich linken wollte? Natürlich. Wie viel hat er denn abgestaubt?«
    »Zwei Kilo.«
    »Ein Jammer.« Amonites Lächeln klaffte ihm entgegen wie Shauns im Tode geöffneter Mund. »Das Geschäft brummt, wie man hört.«
    »Tasse Tee?« Elijah griff nach der Kanne. »Ganz frisch.«
    »Immer.« Amonite beugte sich vor. »Ich müsste dich da um einen kleinen Gefallen bitten.«
    »Und der wäre?«
    »Derselbe wie immer.«
    »Überhaupt kein Problem.« Ein entspanntes Grinsen schob sich auf sein Gesicht, als er Tee in zwei kleine Tassen goss. Es tat gut, das alte Vertrauen wiederhergestellt zu sehen. »Hast du die letzte Lieferung absetzen können?«
    »Nachdem ich mich um deine linken Landsleute in Brixton gekümmert hatte, ging der Stoff weg wie warme Semmeln. Hast du das Muster probiert?«
    »Dass sie Jamaikaner sind, macht sie noch lange–«
    »Schon gut, schon gut. Wenn du meinst. Was ist mit dem Muster?«
    »Ganz unglaublich«, sagte Elijah begeistert.
    »Diesmal habe ich fast eine Tonne.«
    »
Wow
. Kannst dich drauf verlassen.«
    »Ach, und… Bau mir keinen Mist. Keine Shauns mehr.«
    »Keine Bange.« Elijah nippte an seinem Tee. »Geht alles klar.«
    »Das sollte es auch«, sagte Amonite. »El Patrón hat die Jamaikaner grade so richtig gefressen.«
    Die Erwähnung von El Patrón jagte Elijah einen Schauer über den Rücken.
    »Übergabe und Lieferorte?«, fragte er.
    »Übergabe ist in Baranquilla. Endziel ist für diese Lieferung Florida. Für die nächste London.«
    »Florida?« Elijah grinste. »Ich habe dort eins a Verbindungen.«
    »Du bringst es nicht selber nach Florida. Das erledigen ein paar Haitianer. El Patrón ist es lieber so. Du triffst dich mit denen auf halbem Wege auf einer Insel zur Übergabe. Einzelheiten geb ich dir in Kürze durch.«
    »Haitianer? Traust du denen?«
    »Wenn El Patrón ihnen traut, dann reicht mir das.« Amonite nahm einen Schluck Tee. Sie spuckte ihn aus. »Was zum Teufel ist das denn?«
    »Cerasse. Eine Tradition in Jamaika. Gut fürs Blut und gegen Kopfweh.«
    Ein leises Summen war zu hören. Amonite holte ein Telefon aus der Manteltasche und nahm es mit einer überraschend anmutigen Handbewegung ans Ohr. Sie hörte eine ganze Weile zu, während der sich ihr von Akne verunziertes Gesicht verfinsterte.
    »Er ist also aufgeflogen?«, sagte sie. »Ich bin sofort wieder da.« Sie steckte das Telefon wieder weg.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Elijah.
    »Was glaubst du denn?«, fuhr sie ihn an.
    »Alles klar.«
    »Du siehst nervös aus, Reverend. Du verschweigst mir doch nicht etwa was?«
    »Nein, nicht doch.« Elijah holte ein Taschentuch aus dem Ärmel und schnäuzte sich. Es kam Blut aus der Nase. Er blickte auf. Amonites Blick durchbohrte ihn. Elijah kam unsicher auf die Beine.
    »Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich muss noch eine Predigt vorbereiten.«
    »Ja, ja, natürlich. Bitte vielmals um Entschuldigung, dir deine heilige Zeit zu stehlen.«
    Elijah ging voran aus dem Büro zum Kirchenportal. »Gut, dich wiederzusehen.« Er drehte sich auf dem Absatz um und drückte Amonite die Hand. »Schau jederzeit rein.«
    Amonite stolzierte die Straße hinab. Elijah blickte ihr hinterher. Trotz ihrer Dimensionen wich sie den Schlaglöchern mit der Anmut eines Models aus. Keine weiße Frau im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte würde

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