Schwarzer Koks (German Edition)
schenkte Caitlin eine Tasse Kaffee ein.
»Vielleicht wäre es doch besser, die Brocken hinzuschmeißen«, sagte Nathan. »Ich könnte mich für diese Dozentur bewerben.«
»Siehst du, das ist doch mal eine Idee.«
»Ich bin nur nicht sicher, ob die mich mit der halbfertigen Dissertation nehmen. Ich wollte, ich hätte Zeit, sie endlich fertig zu machen.«
»Nimm doch Urlaub. Hattest doch schon fast ein Jahr keinen mehr.«
»Ja, vielleicht.«
Nathan nahm seinen Becher und ging wieder die Diele hinauf auf sein Zimmer zu. Er blieb stehen, um das gerahmte Foto an der Wand anzusehen. Es zeigte ihn in Sierra Leone mit einer Gruppe von Jungs vor einem eroberten Rebellentruck. Zwei von ihnen waren am nächsten Tag gefallen – von Kindersoldaten im Drogenrausch zu Tode gehackt.
»Warum hängst du das Bild nicht einfach ab und vergisst das alles?«, fragte Caitlin, die neben ihn trat.
»Kann ich nicht.«
»Ist doch Schnee von gestern.«
»Das ist Paps auch.«
Caitlin folgte ihn in sein Zimmer und setzte sich auf die Bettkante. »Bleib ein bisschen zuhause. Wir könnten spazieren gehen, in das eine oder andere Pub gehen. Spann einfach mal aus.«
»Ich weiß im Augenblick nicht so recht, was Pubs angeht.«
»Du hast ihnen alles gegeben, das weißt du.«
»Wem?«
»Dem Militär. Der SOCA.« Caitlin lehnte sich zurück an die Wand. »Warum?«
»Fangen wir doch nicht wieder damit an.«
Das Telefon klingelte. Es war wieder Cedrics Nummer.
»Kündige nicht«, sagte Cedric.
»Gib mir auch nur einen guten Grund.«
»Wenigstens nicht, bevor ich eine Chance hatte, dich davon zu überzeugen, dass wir das durchziehen können. Ich komme mit den anderen im Vorstand voran. Wenn du kündigst, zerfällt uns der ganze Fall.«
Nathan sagte nichts.
»Nathan, bist du noch dran?«
»Ja.«
»Und?«
Nathan dachte an das Meeting zurück, an Sir Georges arrogante Visage und an seine Demütigung. Dann dachte er an das unterirdische Labor und die Drogen, die er gefunden hatte, an Amonite Victor, wie zufrieden sie sich das Ergebnis des Überfalls der Front ansah. Die zerstörten Dörfer. Manuel, der sich in seinen Qualen wand.
»Ich will die Beförderung.«
»Auch darüber lässt sich reden.«
»Ich will mehr als reden«, sagte Nathan. »Ich will wissen, warum George sich sperrt.«
»Du hast mein Wort.«
»Okay. Ich bin morgen früh im Büro.«
»Gut der Mann. Wir kriegen das hin. Zusammen.«
Nathan warf das Telefon durchs Zimmer auf den Teppich. Er würde heute kein Gespräch mehr annehmen, schon gar nicht von der SOCA.
Kapitel 11
Central London, England
7. April 2011
Tags darauf stand Nathan im Büro am Kaffeeautomaten und unterhielt sich mit einem der Jungs aus der Abteilung Intervention, als Cedric nach ihm rief. Sie trafen sich in einem kleinen Konferenzzimmer, einem fensterlosen Raum mit nichts als einem Tisch und zwei Stühlen.
»Sorry wegen des Meetings gestern«, sagte Cedric und legte eine Aktenmappe und einen Stift auf den Tisch.
»Vergiss es. Also, wie sieht der Plan aus?«
Cedric faltete seine fleischigen Hände. »Nachdem du weg warst, hatten wir eine lange Diskussion. Der Vorstand kam überein, beim nächsten Meeting nochmal darüber zu reden. In zwei Monaten.«
»Viel zu spät.«
»Ich gebe mir alle Mühe. Kann sein, dass ich damit zum Innenminister gehe.«
Nathan machte große Augen. Nach den Bestimmungen des Serious Organised Crime and Police Act von 2005 gab der Innenminister die strategische Richtung der SOCA vor und ernannte den Chef.
»Würde das nicht einen Haufen Probleme machen?«, fragte Nathan.
»Es ist eher eine Drohung. Die wollen keinen Streit. So was wäre schrecklich für Georges Karriere.« Sie sahen einander an.
»Sei ehrlich mit mir, Cedric. Das würdest du dich nicht trauen.«
»Dann kennst du mich eben nicht gut genug.«
»Hast du die Informationen zur BBC durchgestochen?«
»Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.«
»Das Interview mit George im Radio. Die Journalistin sagte, sie hätte mit einem hochgestellten Angehörigen der SOCA gesprochen. Warst du das?«
Cedrics Augen leuchteten. »Ich habe keinen Schimmer, wovon du sprichst.«
»Okay, alles klar.« Nathan lächelte. Manchmal vergaß er eben doch, wie durchtrieben Cedric sein konnte. »Was soll ich tun?«
»Du hattest Recht.«
»Womit?«
»Damit.« Cedric schob die Aktenmappe über den Tisch. »Amonite Victor. Sie ist noch am Leben.«
Einen gedehnten Augenblick bewegte sich Nathan nicht. Die bloße Erwähnung
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