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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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sie.
    »Wie bitte?«
    »Ich möchte eine Weile bei dir bleiben.«
    »Nein, das möchtest du nicht.«
    »Mum ist endgültig ausgeflippt. Diesmal hat sie sogar den armen Kieran rausgeschmissen, und mich hat sie mit einer Haarbürste geschlagen. Ich kann nicht mehr bei ihr wohnen, Frieda. Du kannst mich nicht dazu zwingen.«
    »Hier kannst du auch nicht wohnen.«
    »Warum nicht? Ich weiß nicht, wo ich sonst hin soll.«
    »Die Antwort lautet trotzdem: Nein.«
    »Ich kann in deinem Arbeitszimmer schlafen.«
    »Ich rufe gleich Olivia an.«
    »Ich gehe nicht zu ihr zurück. Lieber schlafe ich auf der Straße.«
    »Du kannst zu uns kommen«, bot Reuben großzügig an, »das wird bestimmt lustig.«
    »Oder zu mir«, warf Jack ein, »ich habe ein Doppelbett.«
    Friedas Blick wanderte von Reuben zu Josef zu Jack und dann zurück zu Chloë.
    »Eine Nacht«, sagte sie.
    »Danke! Ich bin dir auch bestimmt nicht im Weg. Ich werde für uns kochen.«
    »Du bleibst nur eine Nacht, also brauchst du nicht zu kochen. Außerdem haben wir weder eine Badewanne noch elektrisches Licht.«
    Es klingelte.
    »Das ist bestimmt Sasha«, meinte Frieda. »Schenkt schon mal drei große Wodkas ein.«
    Sasha hatte geschwärmt, wie wunderbar Frank sei, dabei aber seine schwarze Hautfarbe zu erwähnen vergessen. Er war ein ziemlich kleiner, kräftig gebauter Mann mit raspelkurz geschorenem Haar und dunklen, melancholischen Augen, wobei er auf einem leicht schielte, so dass Frieda den Eindruck hatte, als würde er sie ansehen und gleichzeitig an ihr vorbei. Sein Händedruck war fest, seine Art fast schüchtern. Er trug einen schön geschnittenen Anzug und hatte eine Aktentasche dabei, weil er direkt von der Arbeit kam.
    »Herein mit euch«, sagte Frieda, »aber ich muss euch gleich warnen – bei mir herrscht das totale Chaos!«
    Vielleicht war es sogar besser so, denn auf diese Weise blieb kein Raum für Verlegenheit. Frank zog seine Jacke aus, trank einen Schluck Wodka und wurde dann irgendwie von Reuben dazu überredet, für alle Anwesenden Omeletts zu brutzeln. Er führte diesen Auftrag in gemächlichem Tempo und mit großer Ernsthaftigkeit aus. Chloë stand in ihrer albernen Andeutung eines Kleides neben ihm, schlug mit einer Gabel Eier schaumig und starrte ihn dabei unverwandt an, einen fast andächtigen Ausdruck auf dem mit Wimperntusche verschmierten Gesicht. In ihrem beschwipsten Zustand musste sie ständig kichern, war gleichzeitig aber leicht weinerlicher Stimmung. Beim Rühren schwankte sie so, dass hin und wieder ein wenig Ei auf den Boden schwappte. Reuben, Jack und Josef trugen währenddessen Chloës Sachen hinauf ins Arbeitszimmer, wobei sie eine Menge Lärm machten und ständig etwas fallen ließen. Man hörte sie oben lachen und poltern. Sasha und Frieda saßen am Tisch, bereiteten gemeinsam eine Schüssel grünen Salat zu und unterhielten sich dabei leise. Sasha hatte den Eindruck, dass Frieda ihre Wahl guthieß oder zumindest nicht missbilligte – und empfand plötzlich ein starkes Glücksgefühl.

30
    I ch finde, ich sollte dabei sein«, erklärte Elaine Kerrigan.
    »Er ist achtzehn«, widersprach Yvette entschieden, »und gilt daher als Erwachsener.«
    »Das ist doch lächerlich! Sie sollten mal sein Zimmer sehen. Kommen Sie bloß nicht auf die Idee, ihn zu siezen!« Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: »Warten Sie einfach hier. Ich hole ihn.«
    Yvette und Munster setzten sich ins Wohnzimmer und warteten. Nachdenklich sah Yvette ihren Kollegen an. Sie beide waren erst vor Kurzem vom förmlichen Sie zum Du übergegangen.
    »Ist dir eigentlich je in den Sinn gekommen«, fragte sie, »dass wir im Grunde nur durch die Gegend laufen und alles schlimmer machen? Jedenfalls langfristig betrachtet. Am Ende, wenn wir fertig sind, ist das allgemeine Glücksniveau immer ein bisschen niedriger als vorher.«
    »Nein, das ist mir noch nie in den Sinn gekommen«, antwortete Munster.
    »Also, mir schon.«
    Die Tür ging auf, und Ben Kerrigan kam herein. Yvette registrierte als Erstes seine nicht zusammenpassenden Socken: Die eine Socke war rot, die andere grün mit bernsteinfarbenen Streifen, und bei Letzterer lugte vorne ein großer Zeh heraus. Als ihr Blick nach oben wanderte, sah sie eine ausgewaschene graue Kordhose, ein blaues Blumenhemd und lange dunkelbraune Haarsträhnen. Er ließ sich aufs Sofa fallen und zog ein Bein an, während er sich mit einer Hand das Haar aus dem Gesicht strich.
    »Du weißt inzwischen ja Bescheid über deinen

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