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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Datums ja auf der Fahrkarte oder dem entsprechenden Kontoauszug nachsehen.«
    »Falls ich mit Karte bezahlt habe. Da bin ich mir aber nicht so sicher.«
    Endlich hatte er den Tabak aufgebraucht. Behutsam legte er eine Zigarette nach der anderen in die leere Dose. Yvette hatte einen Moment den Eindruck, dass seine Hände zitterten, aber vielleicht bildete sie sich das nur ein. Seine Miene verriet jedenfalls nichts.
    »Wussten Sie irgendetwas über die Affäre Ihres Vaters?«
    »Nein.«
    »Wie geht es Ihnen jetzt, nachdem Sie Bescheid wissen?«
    »Sie wollen wissen, ob ich wütend bin?«, fragte er in sanftem Ton, wobei er eine Augenbraue hochzog. »Ja, bin ich, vor allem, wenn ich daran denke, was Mum deswegen durchmachen musste. Aber wütend genug, um jemanden zu töten? Ich glaube, wenn ich den Wunsch hätte, jemanden umzubringen, dann höchstens meinen Vater.«
    »Ich glaube wirklich nicht, dass ich Ihnen helfen kann.«
    Louise Weller trug immer noch eine Schürze. Karlsson fragte sich, ob sie womöglich ihr ganzes Leben in diesem Kleidungsstück herumlief. Offenbar war sie ständig damit beschäftigt, irgendein Durcheinander aufzuräumen oder eine Mahlzeit zu kochen, den Boden zu schrubben oder ihren Kindern dabei zu helfen, Farbe auf Papierbogen zu klecksen. Er registrierte, dass sie die Ärmel ihrer Bluse hochgekrempelt hatte.
    »Wie alt sind eigentlich Ihre Kinder?«, verfolgte er diesen Gedanken weiter.
    »Benjy ist siebzehn Wochen alt.« Sie blickte auf das Baby hinunter, das in dem weich gepolsterten Sessel neben ihr schlief. Seine geschlossenen Augen zuckten, wahrscheinlich träumte der Kleine. »Jackson ist gerade erst zwei geworden, und Carmen ist etwas über drei.«
    »Da haben Sie ja alle Hände voll zu tun.« Allein schon der Gedanke daran machte Karlsson müde, aber gleichzeitig wurde ihm weh ums Herz vor Sehnsucht nach jenen Tagen, geprägt von Chaos und Müdigkeit. Einen kurzen Moment gestattete er sich, an Mikey und Bella in Spanien zu denken, dann blinzelte er das Bild wieder weg. »Hilft Ihnen Ihr Mann?«
    »Meinem Mann geht es gesundheitlich nicht so gut.«
    »Das tut mir leid.«
    »Aber es sind brave Kinder«, fuhr Louise Weller fort. »Sie sind dazu erzogen worden, sich anständig zu benehmen.«
    »Ich würde Ihnen gern ein paar allgemeine Fragen über Ihre Schwester stellen.«
    Louise Weller hob die Augenbrauen.
    »Ich verstehe nicht, was das bringen soll. Jemand ist eingebrochen und hat sie getötet. Jetzt müssen Sie herausfinden, wer. Sie scheinen sich damit viel Zeit zu lassen.«
    »Der Fall liegt möglicherweise nicht so einfach, wie es aussieht.«
    »Ach?«
    Karlsson arbeitete schon viele Jahre für die Londoner Polizei. Er hatte Müttern von toten Kindern berichtet und Ehefrauen von ermordeten Männern. Er war vor unzähligen Türen gestanden, um schlechte Nachrichten zu überbringen, und hatte miterlebt, wie die Angehörigen vor Schock erst erstarrten und dann zusammenbrachen. Trotzdem hatte er ein flaues Gefühl im Magen, weil er Louise Weller nun eröffnen musste, dass ihre Schwester ein Doppelleben geführt hatte. So albern das auch war, aber es kam ihm vor, als würde er einen Verrat begehen, indem er die tote Frau vor ihrer so streng klingenden Schwester bloßstellte.
    »Wie sich allmählich herauskristallisiert«, begann er, »hat Ihre Schwester ein kompliziertes Leben geführt.«
    Louise Weller verzog keine Miene und sagte auch nichts, sondern sah ihn nur abwartend an.
    »Sie wissen davon nichts?«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.«
    »Hat Mister Lennox Ihnen nichts erzählt?«
    »Nein.«
    »Demnach hatten Sie wohl auch nie den Verdacht, dass Ruth ein Geheimnis haben könnte, das sie vor ihrer Familie verbarg?«
    »Sie werden mir schon sagen müssen, worauf Sie hinauswollen.«
    »Sie hatte ein Verhältnis.«
    Von Louise Weller kam keinerlei Reaktion. Karlsson fragte sich schon, ob sie ihn überhaupt verstanden hatte. Schließlich erwachte sie aus ihrer Erstarrung.
    »Gott sei Dank musste unsere Mutter das nicht mehr erleben!«
    »Sie hatten keine Ahnung?«
    »Natürlich nicht! Ihr war bestimmt klar, was ich davon gehalten hätte.«
    »Was hätten Sie denn davon gehalten?«
    »Eine verheiratete Frau! Mit drei Kindern! Sehen Sie sich doch dieses schöne Haus an. Sie hat ihr Glück gar nicht zu schätzen gewusst.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Die Leute sind heutzutage so egoistisch. Sie stellen ihre persönlichen Bedürfnisse über ihre Verantwortung.«
    »Ihre

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