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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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gewöhnlich, unheimlich hell, und er schien auf uns herabzustürzen. Oh, erinnert ihr euch nicht daran? Erinnert ihr euch nicht daran, was für ein Gefühl das war emporzublicken und den Mond herabstürzen zu sehen?«
    »Doch«, sagte Ernie leise, fast ehrfürchtig. »Doch, ich erinnere mich.«
    »Ich auch«, flüsterte Brendan.
    Auch Jorja hatte einen Erinnerungsschimmer: ein strahlender Mond, ein Mond von beängstigender Helligkeit, der auf sie herabstürzte ...
    »Einige Leute schrieen, und einige wollten davonrennen«, fuhr Sandy fort. »Wir hatten alle solche Angst ... Und das Beben und Dröhnen wurde immer stärker, man spürte es in den Knochen, das Donnern schwoll gewaltig an, wie Kesselpauken und Maschinengewehrsalven hörte es sich an, vermischt mit Heulen und Brausen wie bei einem Sturm, obwohl es völlig windstill war. Und da war auch noch dieses andere Geräusch, das eigenartige Pfeifen und Trillern, und es wurde ebenfalls immer lauter ... Plötzlich wurde der Mond sehr hell. Seine Strahlen tauchten den Parkplatz in frostig-weißes Licht ... und dann verwandelte es sich. Der Mond wurde rot, blutrot! Und uns allen wurde klar, dass es nicht der Mond war, nicht der Mond, sondern etwas anderes.«
    Jorja sah in der Erinnerung, wie das, was sie irrtümlich für den Mond gehalten hatten, plötzlich scharlachrot geworden war. Und nun stürzten die Blockaden, die bei der Gehirnwäsche errichtet worden waren, in sich zusammen wie Sandburgen unter der Wucht einer riesigen Flutwelle. Sie fragte sich, wie es nur möglich gewesen war, dass sie so oft Marcies Mondalbum betrachtet hatte, ohne sich zu erinnern. Sie hatte das Gefühl, als wären ihr Schuppen von den Augen gefallen. Sie hatte Angst vor dem Unbekannten, zugleich empfand sie aber auch eine unbeschreibliche Freude.
    »Es flog über die Imbissstube hinweg«, sagte Sandy mit einer solchen Ehrfurcht in der Stimme, als sähe sie das Raumschiff jetzt herabkommen, nicht nur rückblickend in ihrer Erinnerung, sondern just in diesem Augenblick, so als sähe sie es jetzt zum erstenmal. »Es flog so tief wie zuvor der Jet, aber bei weitem nicht so schnell ... langsam ... langsam ... kaum schneller als ein Zeppelin. Und das schien unmöglich zu sein, denn man sah, dasses schwer war, dass es keine Ähnlichkeit mit einem Luftschiff hatte. Sehr schwer musste es ein. Und doch flog es so langsam, so anmutig und langsam über uns hinweg, und in diesem Augenblick wurde uns allen klar, was es war, was es sein musste, denn es war kein Produkt von dieser unserer Erde ...«
    Jorja zitterte, als ihre eigenen Erinnerungen immer bildhafter wurden. Sie sah sich auf dem Parkplatz stehen, mit Marcie in den Armen, und zu dem Raumschiff emporblicken. Es glitt durch die warme Julinacht, und trotz des donnerartigen Brausens und der grellen Vibrationen, die es verbreitete, strahlte es seltsamerweise Ruhe aus. Wie Sandy gesagt hatte - sobald sie erkannt hatten, dass nicht der Mond auf sie herabstürzte, wurde ihnen allen klar, was sie da miterlebten, obwohl das Raumschiff keine Ähnlichkeit mit den fliegenden Untertassen und Raketen hatte, die man aus tausend Filmen und Fernsehshows kannte. Es hatte nichts Fantastisches an sich - abgesehen von der bloßen Tatsache seiner Existenz! -, keine blitzenden Ringe vielfarbiger Lichter, keine vorstehenden Stacheln und Knoten, keine unerklärlichen Auswüchse in seiner Konstruktion, kein unirdisches Funkeln unbekannten Metalls, keine flammenden Auspuffe, keine bedrohlich aussehende Armierung. Das scharlachrote Leuchten, von dem es umgeben war, musste ein Kraftfeld sein, mit dessen Hilfe es sich vorwärtsbewegte. Ansonsten war es ganz schlicht: ein Zylinder von beträchtlichen Ausmaßen, allerdings nicht einmal so groß wie der Rumpf einer alten DC-3; es mochte etwa fünfzehn Meter lang sein und einen Durchmesser von vier bis fünf Metern haben. An beiden Enden war es abgerundet wie ein Lippenstift. Durch das strahlend helle Kraftfeld hindurch war seine Verkleidung zu sehen; sie hatte nichts Eindrucksvolles an sich und wirkte etwas abgenutzt.
    Jorja sah es in ihrer Erinnerung noch einmal herabkommen, sah es über die Imbissstube hinweg in Richtung der I-80 fliegen, während die Jets über den Himmel brausten und nach Ost und West abschwenkten. Und wie in jener wundersamen Nacht, so hielt Jorja auch jetzt den Atem an; sie hatte rasendes Herzklopfen, verworrene, unbekannte Gefühle schwellten ihr die Brust, und sie glaubte, auf der Schwelle zu einer Tür

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