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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Hauptverdächtigen, einer der beiden Zeugen - der andere war Corvaisis -, die mit größter Wahrscheinlichkeit verwandelt worden waren. Woher stammte seine Heilkraft, wenn nicht von einem außerirdischen Marionettenspieler, der sich im Körper dieses Mannes eingenistet hatte?
    Leland war verwirrt.
    Er stapfte durch den Pulverschnee, blieb in einiger Entfernung von dem knienden Priester stehen und versuchte einen klaren Kopf zu bekommen. Er sah die anderen sechs Zeugen neben Twists Cherokee stehen, immer noch unter strenger Bewachung. Er sah, dass seine Männer innerlich hin und her gerissen waren zwischen ihrem Pflichtgefühl und einer Verwirrung, die noch größer war als Lelands eigene. Er sah den Fremden, der mit Wycazik im Jeep gewesen war - der Mann war schon wieder auf den Beinen und bewegte sich, so als wäre er überhaupt nicht verletzt gewesen. Diese wundersame Heilung schien ein Ereignis zu sein, das gefeiert werden müsste, anstatt Furcht und Schrecken zu erregen - kein Fluch, sondern ein Segen.
    Aber Leland wusste, was in Thunder Hill verborgen war. Und dieses Wissen verlieh den Dingen eine ganz andere Perspektive.
    Die Heilung war eine List, eine schlaue Irreführung, damit er glauben sollte, die Vorteile einer Kooperation mit dem Feind seien viel zu groß, als dass Widerstand gerechtfertigt wäre. Sie boten das Ende allen Schmerzes an. Und vielleicht sogar ein Ende des Todes, mit Ausnahme eines so jähen, dass jede Hilfe zu spät kam. Aber Leland wusste, dass der Schmerz die eigentliche Essenz des Lebens war. Es war gefährlich zu glauben, dass Leiden vermeidbar sei. Gefährlich, weil sich solche Hoffnungen unweigerlich als trügerisch erweisen würden. Und der Schmerz, der solchen zerronnenen Hoffnungen auf dem Fuße folgte, war viel schlimmer, als wenn man ihm sofort ins Auge gesehen und ihn erduldet hätte. Leland glaubte, dass Schmerz - physischer, psychischer und emotionaler Schmerz -der Kern des menschlichen Daseins war, dass Überleben und geistige Gesundheit davon abhingen, den Schmerz zu akzeptieren, anstatt von einer Fluchtmöglichkeit zu träumen. Man musste seine Kräfte am Schmerz messen und stählen, um nicht von ihm vernichtet zu werden; und jeder, der mit einem Angebot der Transzendenz daherkam, musste mit tiefem Misstrauen, Ablehnung und Verachtung empfangen werden.
    Leland war jetzt nicht mehr verwirrt.
    Der große Armeelastwagen -Jorja vermutete, dass es ein Truppentransporter war -hatte harte Metallbänke auf beiden Seiten und ebenso an der vorderen Wand zur Fahrerkabine. An den Wänden waren in regelmäßigen Abständen lederne Haltegriffe angebracht. Vater Wycaziks Leiche lag auf der vorderen Bank; damit sie während der Fahrt nicht herunterrutschen konnte, hatten die Soldaten eine Art Seilkorb geschaffen, indem sie Stricke unter dem Sitz hindurchführten und an den Haltegriffen befestigten. Alle anderen - Jorja, Marcie, Brendan, Ernie, Faye, Sandy, Ned und Parker - saßen auf den Seitenbänken. Normalerweise wurde die Tür nur von innen eingeklinkt, damit die Soldaten im Notfall schnell hinausspringen konnten.
    Aber diesmal verriegelte Falkirk höchstpersönlich die Tür von außen. Dieses Geräusch ließ Jorja an Gefängniszellen denken und deprimierte sie zutiefst. Eine Leuchtstoffröhre war an der Decke montiert, aber Falkirk hatte sie nicht einschalten lassen, so dass sie völlig im Dunkeln saßen.
    Obwohl Ernie Block die Nacht bisher erstaunlich gut ertragen hatte, rechneten alle damit, dass er in Panik geraten würde, nachdem man sie in dem finsteren Lastwagen eingesperrt hatte.
    Aber er saß neben Faye, hielt ihre Hand und kämpfte tapfer gegen seine Phobie an. Hin und wieder hörten die anderen ihn keuchen, aber er hatte sich jedesmal rasch wieder unter Kontrolle.
    »Ich erinnere mich jetzt an die Jets, von denen Dom gesprochen hat«, sagte er, noch bevor der Lastwagen losfuhr. »Es waren mindestens vier, und sie flogen ziemlich tief, zwei davon sogar sehr tief ... und dann geschah etwas anderes, an das ich mich noch nicht erinnern kann ... aber ich weiß, dass ich danach in den Lieferwagen gestiegen und zur I-80 gerast bin ... zu jener besonderen Stelle am Highway, die auch Sandy so viel bedeutet. Das ist bis jetzt alles. Aber je mehr ich mich erinnere, desto weniger fürchte ich mich vor der Dunkelheit.«
    Der Colonel ließ sie nicht von seinen Männern bewachen. Offenbar glaubte er, dass es sogar für zwei oder drei schwerbewaffnete Soldaten gefährlich sein könnte,

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