Schwarzer Mond: Roman
die Fahrt in ihrer Gesellschaft zurückzulegen.
Bevor er ihnen befohlen hatte, in den LKW zu steigen, war er nahe daran gewesen, sie auf der Stelle an der Vista Valley Road exekutieren zu lassen. Jorjas Magen hatte sich vor Angst schmerzhaft zusammengekrampft. Schließlich hatte Falkirk sich aber etwas beruhigt, obwohl Jorja alles andere als sicher war, dass er sie nach der Ankunft an ihrem unbekannten Zielort am Leben lassen würde.
Er hatte wissen wollen, wohin Ginger, Dom und Jack fahren wollten. Zuerst hatten alle geschwiegen. Daraufhin hatte er wütend seine Hand auf Marcies Kopf gelegt und ihnen auseinandergesetzt, was er dem Kind antun würde, wenn sie nicht sofort mit der Sprache herausrückten.
Ernie hatte das Wort ergriffen und Falkirk zunächst erklärt, er sei eine Schmach und Schande für die gesamte US-Armee. Danach hatte er widerwillig preisgegeben, dass Ginger, Dom und Jack vom Motel aus nach Westen gefahren seien, in Richtung Battle Mountain, Winnemucca und schließlich Reno.
»Wir befürchteten, dass alle Straßen nach Elko überwacht würden«, hatte Ernie gesagt. »Wir wollten nicht alles auf eine Karte setzen.«
Das war natürlich eine Lüge gewesen, und im ersten Augenblick hatte Jorja Ernie anschreien wollen, er dürfe das Leben ihrer Tochter nicht mit durchsichtigen Lügen gefährden, aber dann hatte sie begriffen, dass Falkirk nicht wissen konnte, ob Ernies Geschichte stimmte oder nicht. Der Colonel war zwar misstrauisch gewesen, aber Ernie hatte ihm die Route, die Jack angeblich einschlagen wollte, in allen Einzelheiten beschrieben, und schließlich hatte Falkirk vier seiner Männer in diese Richtung losgeschickt.
Während der LKW jetzt durch die stürmis che Nacht auf ein unbekanntes Ziel zu rumpelte, hielt sich Jorja mit einer Hand an dem ledernen Haltegriff fest, während sie mit der anderen Marcie an sich drückte. Das Mädchen machte die ganze Situation für sie etwas erträglicher, denn es hielt sie fest umklammert. An die Stelle der früheren, fast schon katatonischen Starre war ein starkes Bedürfnis nach Körperkontakt und Wärme getreten, obwohl Marcie immer noch nicht in die Realität zurückgekehrt war. Aber ihr plötzliches Zärtlichkeitsbedürfnis schien Jorja ein hoffnungsvolles Zeichen zu sein, dass sie wieder gesund werden konnte.
Jorja hätte nicht geglaubt, dass irgend etwas sie von den schweren Sorgen ablenken könnte, die sie sich um ihre Tochter machte. Aber kurz nachdem der LKW losgefahren war, begann Parker Faine ihnen zu erzählen, weshalb er und Vater Wycazik diese riskante Fahrt durch den Schneesturm unternommen hatten. Jorja vergaß alles andere, während sie fasziniert seinen überwältigenden Enthüllungen lauschte.
Er berichtete ihnen von Calvin Sharkle und davon, dass Brendan seine paranormalen Kräfte an Emmy Halbourg und an Winton Tolk weitergegeben hatte.
»Und jetzt ... vielleicht ... auch an mich!« sagte Parker mit einer Stimme, die vor Erschütterung und ehrfürchtigem Staunen bebte.
Seine Erregung übertrug sich auf Jorja und verursachte ihr eine Gänsehaut. Und dann sprach Parker vom CISG und sagte ihnen, was sie an jenem Juliabend gesehen haben mussten: Etwas war herabgekommen. Etwas war vom Himmel herabgekommen, und die Welt würde nie mehr dieselbe sein wie vor diesem Ereignis.
Etwas war herabgekommen.
Seine Worte hatten ein aufgeregtes Stimmengewirr zur Folge.
Die Reaktionen hatten ein breites Spektrum: von Fayes anfänglicher skeptischer Ungläubigkeit bis hin zu Sandys sofortiger enthusiastischer Zustimmung.
Aber Sandy akzeptierte diese ungeheuerliche Nachricht nicht nur augenblicklich, sondern ihr fielen auch schlagartig große Teile der damaligen Ereignisse ein, so als wäre Parkers Enthüllung ein schwerer Schmiedehammer gewesen, der ihre Gedächtnis blockade zertrümmert hatte.
»Die Jets brausten vorüber, und der vierte flog so dicht über das Motel hinweg, dass er fast das Dach streifte, und inzwischen waren wir alle aus der Imbissstube ins Freie gerannt, und vom Motel her kamen Leute angelaufen, aber die Erde bebte immer noch, und die Luft vibrierte.«
Ihre Stimme war eine Mischung aus Freude und Furcht. Alle anderen verstummten, um ihr zuzuhören.
»Dom -damals wusste ich natürlich nicht, wie er hieß - hatte wie wir alle den Jets nachgeblickt, aber dann drehte er sich um und schaute zum Dach der Imbissstube empor und schrie: >Der Mond! Der Mond!<. Wir alle drehten uns um ... und da war ein Mond, viel heller als
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