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Schwarzer Neckar

Schwarzer Neckar

Titel: Schwarzer Neckar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Scheurer
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Handtasche und präsentierte ein Mobiltelefon von der Größe eines Taschenbuches. »Man weiß ja nie, was so passiert. Soll ich jemanden für Sie anrufen?«
    »Nein«, stieß er aus und starrte auf das Gerät mit den daumennagelgroßen, farbigen Tasten. »Geben Sie es einfach mir.«
    Unsicher blickte sie zu Treidler, dann auf das Telefon, um schließlich wieder zu ihm hochzusehen.
    »Bitte«, sagte Treidler.
    Sie nickte und reichte ihm das Telefon.
    Treidler wählte die Nummer der Zentrale und forderte den Einsatz eines bewaffneten Spezialeinsatzkommandos an. Anschließend gab er Edda das Telefon zurück.
    Rottweil hatte keine eigene SEK -Gruppe. Sie würden eine gute Viertelstunde warten müssen, bis die Einheit aus Villingen eintraf. Mit dem Ärmel säuberte Treidler oberflächlich die Sitzbank neben Edda und nahm Platz.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte sie.
    »Wir warten, bis meine Kollegen kommen und Ihre Freundin festnehmen.«
    »Dann bleibe ich auch hier. Mein Mann hat am letzten Nachmittag vor den Ferien immer Lehrerkonferenz. Er kommt nicht vor vier nach Hause. Und vielleicht brauchen Sie ja das Telefon nochmals.«
    Mit einem Seitenblick stellte Treidler fest, dass sie ihre Worte keinesfalls scherzhaft gemeint hatte. Sie hielt ihre Handtasche vor den Bauch und presste die Lippen zusammen. Edda schien sich auf eine längere Zeit auf der Sitzbank einzustellen.
    »Was meinte Frau Felber damit, dass sie sich selbst um den Verräter gekümmert hat?«, fragte er nach einer Weile. »Hat sie von Johann Novak gesprochen?«
    »Natürlich.« Ihre Antwort klang, als ob sie nicht verstanden hätte, dass er damit Felber des Mordes beschuldigte.
    »Woher wusste sie denn, dass er in Florheim ist?«, fragte Treidler.
    »Von mir.«
    »Wann haben Sie es ihr erzählt?«
    »Am Sonntagabend. Mein Mann war bereits im Bett, da hat er plötzlich vor meiner Tür gestanden. Ich hab den Johann zuerst gar nicht erkannt. Er hat schrecklich ausgesehen. So ausgemergelt – richtig krank. Ich dachte schon, der bricht mir gleich zusammen, und wollte den Krankenwagen rufen. Doch er wollte sich nicht helfen lassen und hat mich stattdessen gebeten, Gerlinde anzurufen.«
    »Warum ist Johann Novak denn ausgerechnet zu Ihnen gekommen?«
    »Er hatte ja keine Ahnung, wo Gerlinde wohnt. Er war ja so lange weg. Und das Haus, in dem sie aufgewachsen ist, das ist schon vor vielen Jahren abgebrannt.«
    »Und Novak hat bei Ihnen geklingelt, weil er gewusst hat, dass Sie beide Freundinnen waren?«
    Edda nickte. »Schon seit unserer Schulzeit.«
    »Ist Frau Felber denn ebenfalls zu Ihnen nach Hause gekommen?«
    »Nein. Wissen Sie, mein Mann mag es nicht, wenn überraschend Besuch kommt.«
    »Novak und Felber haben sich dann verabredet …«, sagte Treidler und versuchte sich vorzustellen, warum Novak sie nach so langer Zeit sehen wollte.
    »Ja, Gerlinde wollte unbedingt, dass der Johann zur großen Linde kommt.«
    »Zu welcher Linde?«
    »Der riesige Baum beim ›Löwen‹.«
    »Aber da steht kein Baum.«
    »Inzwischen ist er gefällt worden. Um Platz zu machen für dieses hässliche Bushaltehäuschen. Eine wahre Schandtat.«
    Allmählich fügte sich das Bild zusammen. Jedes Puzzleteil, so unpassend es in den letzten Tagen noch erschienen war, fand seinen Platz. Nur Gerlinde Felbers Motiv fehlte noch. »Was ist damals eigentlich passiert?«
    »Damals?«, echote Edda. »Sie meinen, als der Johann verschwunden ist?«
    »Ja. Können Sie sich noch daran erinnern, was in diesem Sommer nach dem Krieg geschehen ist?«
    »Natürlich kann ich mich daran erinnern, Herr Kommissar.« Edda schüttelte den Kopf, als ob sie seine Frage völlig abwegig fände. »Ich mag zwar alt sein, doch ich bin nicht so vergesslich, wie Sie vielleicht denken.«
    »Gut, dann erzählen Sie es mir doch einfach.« Treidler nickte ihr auffordernd zu.
    »Der Johann und seine Freunde haben damals öfters ein Besäufnis abgehalten. Meistens haben sie dem Löwenwirt den Schnaps geklaut.« Sie lachte kurz auf. »Er konnte sie ja nicht anzeigen, weil er den Schnaps überhaupt nicht besitzen durfte. Der war ja schwarz gebrannt …«
    »Wer waren Novaks Freunde?«, unterbrach Treidler.
    »Na, der Egon und der Manfred.«
    »Manfred Kopfler und Egon Barreis?« Treidler fragte nur zur Sicherheit. Es mussten die beiden anderen Mordopfer gewesen sein.
    »Ja, die drei und der Merkle waren immer zusammen. Bis der Frieder zur Wehrmacht musste.«
    »Friedrich Merkle, der erhängte Wehrmachtsoldat

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