Schwarzer Nerz auf zarter Haut
schlüpfte aus dem Oberhemd, zog die Schuhe aus und zerwuschelte seine Haare. Die Illusion eines Mannes, der – noch müde von einer kurzen Nacht – auf der Bettkante saß und sich anzog, sollte vollkommen sein. Er holte ein kleines Fläschchen mit einer scharf riechenden Flüssigkeit und hielt es Margret unter die Nase. Ihr Gesichtchen zuckte etwas, sie tat einen tiefen Schnaufer, die Lider zitterten … Dr. Dahl schraubte das Fläschchen zu und steckte es wieder weg. Mit einem langen Seufzer wachte Margret auf. Ihr erster Blick fiel auf das lachende Gesicht Dr. Dahls. Sie reckte sich und dehnte sich und fühlte dabei, daß sie nur das Oberteil ihres Baby-Doll-Anzuges trug. Mit einem kleinen, fast piepsenden Laut drückte sie die Schenkel zusammen.
»Guten Morgen, mein Kleines«, sagte Dr. Dahl. Er beugte sich über Margret und küßte sie schnell. »Du hast wunderbar geschlafen.«
Margret blieb liegen. Ihre Hände lagen auf ihren Brüsten. Die Erinnerung an diese Nacht fehlte ihr völlig, aber ihre Lage, der halb angezogene Schiffsarzt auf der Bettkante, die Müdigkeit in ihren Gliedern, die noch wie Blei waren … sie tastete nach der Hand Dr. Dahls und umklammerte sie.
»War es schön?« fragte sie.
»Wunderbar. Du bist ein Goldkind.« Er sprach bewußt burschikos, weil er wußte, daß alles, was Margret Goltz auf dem Schiff tat, nur ein Ausbrechen aus dem elterlichen Zwang war, der Protest eines Kindes, das kein Kind mehr sein wollte. Eine Auflehnung gegen die Erwachsenen. Und Neugier, viel Neugier, die nie gestillt würde, so, wie Margrets Wesen war.
»Ich kann mich an nichts mehr erinnern …« Sie schob den Kopf an seine Hüfte und sah zu ihm hoch. Dr. Dahl zog seine Schuhe an, griff dann nach seinem Oberhemd und streifte es wieder über. Er stopfte es in den Hosenbund und erhob sich dann vom Bett.
»Du solltest jetzt auch aufstehen«, sagte er. »Bestell dir das Frühstück in die Kabine. Ich muß ins Hospital. Und kein Wort von dem, was du gesehen hast!«
Margret schüttelte den Kopf. Sie lag ganz steif, als Dr. Dahl sie aufdeckte und den Gipsverband des Fußes untersuchte. Aber plötzlich zuckte sie hoch, klammerte sich an ihn und zog ihn zu sich herunter. Dr. Dahl verlor das Gleichgewicht und fiel über ihren Körper. Er war nackt bis zum Hals – sie hatte das Baby-Doll-Hemdchen hochgezogen.
»Küß mich!« rief sie. Sie hatte ungeahnte Kraft in den Armen, und Dr. Dahl mußte fast brutal sein, um sich loszureißen. »Geh nicht so weg … sei ein bißchen lieb zu mir …«
Dr. Dahl flüchtete zum Frisiertisch und kämmte sich schnell die Haare. »Ich muß zum Dienst«, sagte er schwer atmend. »Meine Kranken warten. Ich schicke dir nachher eine Schwester, die dir hilft.«
»Ich brauche keine Schwester, ich brauche dich!« Sie saß im Bett, hatte sich das Hemdchen über den Kopf gerissen und schüttelte wild ihre langen, blonden Haare. »Küß mich nur noch einmal! Nur einmal noch …«
»Dich zu küssen heißt eine Stunde verlieren.« Dr. Dahl winkte lachend ab.
Er bemühte sich, unbefangen zu sein, und dachte an Lisas reife Schönheit, während er Margrets jungen Körper vor sich hatte, präsentiert zum Genuß wie eine Speise. »Ich muß gehen!«
»Und du kommst wieder?«
»Natürlich.«
»Wann?«
»Sobald ich Zeit habe.«
»Ich mache etwas Dummes, wenn du nicht kommst, ich sage es dir.« Margret ließ sich zurückfallen. Ihre Hände glitten über ihren weißen, flachen Leib. »Ich hole mir den ersten besten Mann in die Kabine … wer gerade kommt … und wenn's ein Matrose ist! Wäre dir das recht?«
»Welche Frage!« Dr. Dahl zog seinen Rock wieder an und setzte die Offiziersmütze auf. Als er jetzt Margret betrachtete, war reines medizinisches Interesse in seinem Blick. Wo wird sie landen? dachte er. Was wird aus ihr werden? Ihre Nymphomanie wird sie beherrschen wie ein Wahnsinn. Sie wird Männer verbrauchen wie Taschenlampen ihre Batterien. Sie wird nur leben und leuchten können durch die Männer. Und medizinisch ist da gar nichts zu machen. Ihre Welt wird eine einzige Jagd nach Liebe sein … so schön sie ist: Sie ist ein armes Geschöpf. Vier Fünftel ihres Lebens wird sie nicht mit ihrem Hirn, sondern nur mit ihrem Unterleib denken. Und sie wird nie zufrieden sein … »Ich schicke dir die Schwester Lotte«, sagte er, grüßte durch Handanlegen an die Mütze und ging schnell hinaus. Auf dem Gang traf er einen der Stewards. Daß Dr. Dahl so früh aus einer Passagierkabine kam,
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