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Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Titel: Schwarzer Nerz auf zarter Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gelähmten Frau Michaelsen. Sie war nervös und tröstete sich mit dem Gedanken, daß Hergarten nicht allein mit Sepkinow war. Das Erscheinen Aitmanows deutete sie als nicht sehr erfreulich. Sie entschuldigte sich bei Frau Michaelsen und schob sich in die Nähe Sepkinows. In strammer Haltung berichtete Aitmanow von den Ereignissen im Hospital. Niemand verstand den Grafen und seinen Lakaien … sie sprachen russisch.
    »Es ist gut«, sagte Sepkinow, als Shura zu Ende mit seinem Bericht war. »Die Ananas allein wird uns ins Gespräch bringen.«
    »Das glaube ich kaum«, sagte Sybilla hinter Sepkinow. Dieser fuhr herum, denn auch Sybilla sprach nun russisch, mit dem typischen Akzent, den man in Leningrad spricht. »Sie hätten die Ananas mir bringen können, Towansch!«
    »Madame sprechen meine Muttersprache?« Sepkinow war entzückt und küßte Sybilla die Hand. »Welche Überraschung.«
    »Das glaube ich, Graf.«
    »Mutterlaute aus so reizendem Mund! Wo haben Sie das gelernt, Madame?«
    »Von meiner Mutter. Sie war Russin. Aus Leningrad. Mein Vater, ein Ingenieur, brachte sie 1938 aus Deutschland mit.«
    »Dann sind wir ja halbe Landsleute. Haben Sie das gehört, meine Herren? Unsere schönste Frau an Bord hat russisches Blut in sich. Ist ihre Schönheit jetzt noch ein Wunder?« Und russisch sagte Sepkinow zu Sybilla: »Wir müssen uns unbedingt unterhalten über viele Dinge, Madame.«
    »Das glaube ich auch.« Sybilla lächelte charmant. »Übrigens: Meine Lieblingsfrucht ist Ananas.«
    Heinz Niehoff berührte die Ananas vorsichtig mit einem langen Messer, als sei sie eine Zeitbombe, die entschärft werden sollte. Er saß im Bett und war allein. Das silberne Tablett balancierte er auf seinen Knien.
    Wo die Frucht gespalten war, stak eine Serviette. Er hob sie ganz langsam hoch. Aber nichts zischte oder krachte. Unter der Serviette stak lediglich ein Zettel in dem duftenden Fruchtfleisch. Mit der Messerspitze nahm er ihn heraus. Die wenigen Zeilen darauf waren in deutsch geschrieben:
    »Haben Sie keine Angst, die Ananas ist nicht vergiftet. Sie soll Sie erfrischen nach den schweren Stunden, weiter nichts. Für die durchgemachte Unbill spreche ich Ihnen mein tiefstes Bedauern aus. Um mit dem großen Churchill zu sprechen: Wir waren dabei, die falsche Kuh zu schlachten. Die neuesten Ereignisse an Bord machen uns zu Partnern. Ich würde es begrüßen, wenn wir einmal miteinander sprechen könnten. Es eilt. New York kommt immer näher. Es ist jemand an Bord, der uns allen an den Kragen will. Dagegen sollten wir eine Front bilden, gemeinsam. Geben Sie bitte Nachricht. Ihr neuer Freund …«
    Niehoff las den Zettel dreimal, dann zerknüllte er ihn, steckte ihn unter die Matratze und schnitt die Ananas an.
    Mit großem Behagen aß der die saftige Frucht.
    Eine alte Weisheit galt noch immer: Angst macht selbst Feinde zu Brüdern.
    Die Nacht war ruhig, soweit man an Bord eines luxuriösen Riesenschiffes von Ruhe sprechen kann. Wie immer standen die Liebespaare an der Reling und in den geschlossenen Promenaden, schlichen Kavaliere zu anderen Kabinen, spielten die Bordkapellen Tanzmelodien bis zum frühen Morgen, arbeiteten im Bauch der durch den Atlantik rauschenden glitzernden Stadt zweihundert Köche, Bäcker, Konditoren, Metzger, Stewards und Matrosen für das Wohl von tausend Passagieren.
    Und doch hatte sich etwas geändert, was den wenigsten auffiel: In den Kabinengängen, vor den Restaurants, in allen Decks bis hinunter zum Saunadeck standen Stewards oder Matrosen, saßen am Ende der Gänge auf Klappstühlchen wie Schlafwagenschaffner oder patrouillierten durch die Gänge. Sie waren höflich wie immer, nahmen alle Bestellungen entgegen, waren immer zu Diensten; es war ein Kommen und Gehen in allen Decks. Noch nie war der Service so vollkommen, so schnell, so heinzelmännchenhaft gewesen wie in dieser Nacht. Nach 3 Uhr morgens, als das Schiff bis auf einige Unentwegte und die unsichtbaren Geister in der Tiefe des Schiffsbauches in tiefen Schlaf sank, zogen verstärkte Wachen auf. Es bildeten sich Schwerpunkte: Das Promenadendeck, das Oberdeck, das Hauptdeck mit dem Hospital, das A-Deck mit der Wohnsuite Dr. Dahls. Jede Stunde pendelte Bord-Detektiv Harry Linder von Deck zu Deck und kontrollierte die Posten.
    Nichts geschah.
    Die Passagiere schliefen in ihren Kabinen. Wo nicht geschlafen wurde, war das Glück doppelt an Bord. In dem kurzen schmalen Gang zwischen dem Lift-Foyer und der Kabine 12 saß ein Matrose auf einem

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